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NO BUSINESS AS USUAL…

Aber erst einmal die aktuellen Fakten: Das MAKK –Museum für Angewandte Kunst Köln– zeigt seit heute eine erste monografische Museumsschau der Kölner Gruppe PENTAGON (1985 bis 1991). Gerd Arens, Wolfgang Laubersheimer, Reinhard Müller, Ralph Sommer und Meyer Voggenreiter, das sind die fünf von Pentagon, haben die Ausstellung im Kollektiv gestaltet. Ihre Objekte sind die Hauptdarsteller vor einer Filmcollage, die die achtziger Jahre des letzten Jahrtausend reflektiert und so einen kulturellen und zeitgeschichtlichen Kontext herstellt. Die Ausstellung wird am 26.April 2020 enden. So, das war die formal korrekte Einleitung.

Und jetzt mal Klartext. Als in den siebziger und achtziger Jahren (letztes Jahrtausend, wie oben) Alchimia und später Memphis in Italien das bis dahin form-verträgliche Bel Disegno aus den Angeln hoben und den Abschied aus der Wohlfühlzone der geschmeidigen Formalität proklamierten (Ettore Sottsass hisste damals die Gelbe Fahne als Zeichen, dass die Pest im Design grassiere/ wenn es jemand interessiert, mit dem Klick hier geht’s zu einem Bericht über E.Sottsass im Designers-Digest), da ging es auch in ‚Germanien‘ zur Sache. Kuratoren lieben es, Stilepochen zu definieren und ihnen einen Namen zu geben, auch wenn es keinen oder wenig Sinn macht- aber die achtziger Jahre haben das NEUE DEUTSCHE DESIGN hervorgebracht, sagen sie. Und irgendwie ist das wohl auch so, man muss ja nicht die Uhr danach stellen. PENTAGON zählt zu den Protagonisten. Mit ihren vielschichtig ‚schrägen‘ Kreationen waren sie am Puls jener Zeit in Deutschland und sorgten bei den Verfechtern des ‚puren Design‘ im Stil Ulm für pures Grausen. Nichts mit nett, mit reiner Form und Minimalismus- sondern respektlos mit rohen Materialien und archaischen Formen mitten ins Leben. Nicht artig dezent in akademischer Designer-Manier um gesellschaftliche und politische Zusammenhänge formulierend herumschleichend- die Herren von Pentagon haben auch da ‚Kante‘ gezeigt. Als das andere Pentagon in dem Land, in dem sich heute ein blonder Unternehmer in Politik übt, 1990 in den Golfkrieg ziehen ließ, da verzichtete das Kölner Pentagon auf ihren Auftritt bei der Möbelmesse in Köln. Auf den leeren Stand ließen sie ein Telefon installieren. Wer noch Interesse habe, der könne ja anrufen. Ausstellungen hatten ambitionierte Titel: „Gipfeltreffen“, „Herbstmanöver“ oder „Wirtschaftskriege“. Die Sache mit dem Telefon übrigens stand auch im Zusammenhang mit der aktuellen Ausstellung zur Diskussion. Wieder waren es die Horror-Szenarien im Irak und die Irankrise. Für Pentagon/Köln die deprimierende Erkenntnis, dass die Menschen einfach nichts dazu lernen…

Die Fotos hat das MAKK zur Verfügung gestellt. Das Titelbild zeigt das GESPANNTE REGAL, 1984 von Wolfgang Laubersheimer designt und Teil der Kollektion von Nils Holger Moormann. Das Bild hat Lutz Bertram für Moormann fotografiert – und wir dürfen es entspannt hier zeigen.

MAKK Ausstellung PENTAGON
Meyer Voggenreiter, shelf / Foto: Detlef Schumacher.com
MAKK Ausstellung PENTAGON
Gruppe Pentagon, chair / Foto: Detlef Schumacher.com
MAKK Ausstellung PENTAGON
Gerd Arens, chandelier / Foto: Detlef Schumacher.com
MAKK Ausstellung PENTAGON
Wolfgang Laubersheimer, Desk-Detail / Foto: Detlef Schumacher.com
MAKK Ausstellung PENTAGON
Ralph_Sommer, desk, 1988 / Foto: Detlef Schumacher.com