Karl Schwanzer, bedeutendster und erfolgreichster Architekt seiner Generation in Österreich, richtete seine Entwürfe nie nach dem Stil der Zeit aus. Für ihn galt das Projekt. Für jene mag es mühselig sein, die das BMW Hochhaus einer gestalterischen Epoche zuordnen möchten. Des Architekten Schwanzer’s Leistung war, ein Gebäude zu gestalten, das nur eines zum Ausdruck bringt: Den Willen des Bauherrn zum Aufbruch in eine neue Ära. Er entwarf ein Gebäude, das nicht eine industrielle Marke umhüllt. Das Haus ist Manifest und Signet der Marke BMW, weltweit wohl das prägnanteste und bekannteste Firmengebäude. Seit fünfzig Jahren bewahrt das BMW Hochhaus seine Modernität. Als fixer Orientierungspunkt, der das Zentrum der Marke manifestiert. Und als Beispiel technischen Wagemuts. Denn der Architekt Schwanzer schuf eine technik-affine Groß-Skulptur. Baute nicht ein Geschoß nach dem anderen von unten nach oben, sondern ließ sie von oben an zentralen Strukturen hängend nach unten fertigen. Vertrauen in die Zukunft.
Vor und mit über zweihundert internationalen Gästen aus Wirtschaft, Kultur, Politik und Gesellschaft feierte die BMW Group nun ihre Konzernzentrale. Darunter der Architekt und Pritzker-Preisträger Francis Kéré. In seiner Keynote mahnte er die Verantwortung von Architektur und Wirtschaft für die Gestaltung einer nachhaltigen Zukunft an: „Architektur und die Automobilindustrie waren und sind einige der wichtigsten Katalysatoren für Innovation, wirtschaftliche Entwicklung und Wohlstand von Nationen. Beide Branchen sind gesellschaftsverändernd, zukunftsweisend und lösen globale Trends aus, die komplexe Auswirkung auf Wirtschaft und Umwelt haben. Heute stehen Mensch, Natur und Industrie enorm unter Druck, es gilt Lösungen zu finden die eine ehrliche Auseinandersetzung mit dem eigenen Tun von uns verlangen. Akteure von Architekturbis Wirtschaft müssen mehr denn je an einem Strang ziehen, unsere Symbiosen und Verantwortungen erkennen, um eine Anpassung unseres jeweiligen Schaffens zu erwirken, die eine nachhaltige Zukunft in den Fokus stellt.“
Zwei Zitate von Professor Karl Schwanzer (1918-1975): „Wenn man sich entschlossen hat Architekt zu sein, muss man den Mut aufbringen, Visionen erfüllen zu wollen. Architektur ist ja auch eine Kunst der Verständigung, ein Mittel sich über Jahrhunderte hinaus mitzuteilen. Ausdauer ist schöpferisch. Genauigkeit, Pünktlichkeit, Kontinuität und Bescheidenheit sind die besten Begleiter.Schaffen, nicht als qualvolle Fron, sondern als Bedürfnis der Freude. Freudvoll zu arbeiten macht das Leben sinnvoll.“
,,Bei der Gestaltung wurden klar ablesbare Formen gewählt, die Präzision, technische Vollkommenheit und Formschönheit als Ausdruck und Assoziation zum Image einer Automobilfabrik vermitteln.“
BANDALOOP, US-amerikanische Fassadentänzer, umrahmten die Feierlichkeiten mit einer spektakulären Performance. Mit „Momentum Curve“ verwandelten zwölf Tänzer um Thomas Cavanagh das BMW Hochhaus in eine knapp 100 Meter hohe Bühne für ein schwereloses Gesamtkunstwerk. Eine Deutschlandpremiere. Choreografie von Melecio Estrella. Musik von Ben Juodvalkis.
Ausblick in die Zukunft, von Herrn Oliver Zipse, Vorsitzender des Vorstands der BMW AG: „Über Visionen redenheißt auch, über den Zeitgeist hinauszudenken und ein Gespür dafür zu entwickeln, was später einmal Bestand haben wird. Das BMW Hochhaus ist weit vorausgedacht und heute noch an Modernität kaum zu überbieten.Dieses Gebäude ist immer Ansporn, weiter zu springen, als man es normalerweise erwarten würde. Wir haben den Anspruch, die nächsten hundert Jahre so zu gestalten, wie die letzten hundert Jahre.“
Sonderausstellung zum Jubiläum im BMW Museum: Die Konzernzentrale der BMW Group und das im Volksmund „Schüssel“ genannte BMW Museum sind zwei der markantesten Gebäude Münchens und werden als Ikonen der deutschen Nachkriegsarchitektur geschätzt. Das BMW Museum war von Beginn an integraler Bestandteil derVision Karl Schwanzers für die Firmenzentrale. Eine Sonderausstellung zum Ensemble, das seit 1999 unter Denkmalschutz steht, vermittelt im Foyer des Museums in eindrucksvollen Bildern die Geschichte des Hochhausareals und zeigt Architekturmodelle aus der Zeit der Entstehung. Die Ausstellung (der Link leitet weiter zu BMW) ist noch bis zum 3. Oktober 2022 zu sehen. Der Eintritt ist frei.
Bilder bereitgestellt von BMW, das Titelbild hat Brooke Anderson fotografiert