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DIE ZEITEN HABEN SICH GEÄNDERT…

Aber nicht das Prinzip. Kurzer Vorspann: Maximilian dem Ersten spricht man zu, den Aufstieg der Dynastie der Habsburger zur Weltmacht eingeleitet zu haben. Dazu braucht es einen Menschen mit dem Willen, viel zu bewegen. Es braucht Visionen, Phantasie, Diplomatie, Entschlusskraft und die Macht, dies umsetzten zu können. Es braucht, in diesem Fall sollte es ‚brauchte‘ heissen, sehr viel Geld, großes Geschick und klugen Umgang mit der Wirksamkeit der Kommunikation. Geld war nur durch die Allianz mit den Fuggern in ausreichendem Maß und nur im Tausch gegen Sicherheiten auch in Form von Zugeständnissen verfügbar. Damit ließen sich Bündnisse schmieden (Stichwort Heirats-Diplomatie) oder Kriege führen. Fünfundzwanzig waren es innerhalb von vierzig Jahren. Es wird nicht überraschen, dass Maximilian I die Kriegsführung maßgeblich beeinflusste und die Zeit des Rittertums im Kampf mit Einsatz effizienter Waffen und anderem Kriegspersonal beendete. Er hat die Artillerie modernisiert, standardisierte Kaliber eingeführt und als Kämpfer leicht auszurüstende und in großer Zahl zu verpflichtende Landsknechte eingesetzt. Ohne Macht, Geld und Vision hätte das wohl eher nicht geschehen können. Er hat passioniert Einfluss auf Kunst, Kultur und Wissenschaft ausgeübt. Und auch nicht darauf verzichtet, sein Leben angemessen zu genießen. Bevor das nun hier zu einer Fleißaufgabe in Form einer Artigen, sicher unvollständigen und ganz sicher nicht kompetenten Aufzählung der Fakten mutiert, Hinweis Nummer eins auf die umfangreichst vorhandenen Beschreibungen und Würdigungen seiner Leistungen. Und Hinweis Nummer zwei auf die kommunikativen Fähigkeiten und Erkenntnisse von Maximilian dem Ersten als Annäherung zum eigentlichen Thema. Ein Zitat von ihm: Wer ime im leben kain gedechtnus macht, der hat nach seinem tod kain gedechtnus, und demselben menschen wird mit dem glockendon vergessen. Locker übersetzt: Ohne nachhaltiges Erinnern tritt schnell das Vergessen ein. Marketing könnte das heute heißen. Maximilian I hat die Bedeutung des Druckens erkannt und für sein ‚Marketing‘ konsequent genutzt, hat bedeutende Künstler seiner Zeit verpflichtet. Zeichen für den Beginn einer Phase des Kunst-Mäzenatentums. Aber auch dafür, dass der Kaiser gezielt Kunst als Hebel zur Mehrung seines Ruhms und vor allem dessen Wahrung einsetzte. Albrecht Dürer soll ein Wandbild beendet haben, indem er auf dem Rücken eines auf dem Boden knienden Edelmanns stehend arbeitete. Die Anordnung an den Edelmann soll von Maximilan I erfolgt sein. (Das ist der Internet-Seite ‚Die Welt der Habsburger‘ entnommen. https://www.habsburger.net/de) Zur Image-Wahrung gehört auch, Mitreißendes zu veranstalten, es zur Kunstform zu erheben und darüber ein Buch herstellen zu lassen. Der Kaiser schätzte das Bild von sich als ‚letztem Ritter‘. Er veranstaltete Turniere und trat höchstpersönlich auch als -meist siegreicher- Kämpfer an. Freydal, sein Alter Ego, kämpfte um Ruhm und Ehre. Und um die Gunst einer Frau. Belohnt wurde Maximilian, als ihn Maria von Burgund (die Fugger haben da auch mit ihren Mitteln nachgeholfen) 1477 in Gent heiratete. So, von diesem Punkt an folgt der Text, den der TASCHEN VERLAG zur Vorstellung eines erneut einmaligen Projekts formulierte: Des Nachdrucks von FREYDAL, dem größten erhaltenen Turnierbuch des Spätmittelalters.

Der Freydal, benannt nach dem literarischen Alter Ego Maximilians I., ist das größte erhaltene Turnierbuch des Spätmittelalters und gehört zum Weltdokumentenerbe der UNESCO. Dieser Nachdruck des Originals aus dem Kunsthistorischen Museum in Wien erscheint zum 500. Todestag Maximilians und vereint zum ersten Mal alle 255 gold- und silbergehöhten Miniaturen mit einem einleitenden Essay und erläuternden Texten.

Kaiser Maximilian I. (1459–1519) behandelte ritterlicheTurniere als eigene Kunstform. Als einer der wichtigsten europäischen Herrscher der Neuzeit prägte er, versiert in der Diplomatie und sich der Wirkungskraft einer positiven öffentlichen Darstellung schon früh bewusst, die politische Landkarte des Kontinents bis weit ins 20. Jahrhundert.

Zwischen 1512 und 1515 entstand auf Wunsch von Maximilian ein umfangreiches und detailreich illustriertes Manuskript zu 64 Wettkämpfen. Die 255 kunstvoll gold- und silbergehöhten Miniaturen waren mehr als nur eine Sammlung von Turnierszenen am Hofe der Habsburger – Kämpfe zu Fuß, zu Pferd sowie festliche Kostümfeste –, sie waren ein sinnbildliches Epos, das die Geschichte eines unerschrockenen Helden, eines fahrenden Ritters erzählte, der niemand anderes war als Maximilian selbst. In Gestalt seines literarischen Alter Egos „Freydal“ kämpfte der Kaiser, um einer Dame edlen Geblüts seine Liebe zu beweisen. Die Geschichte endet mit der Zustimmung der Dame, ihn zu heiraten – es war Maria von Burgund, die Maximilian 1477 in Gent ehelichte.

Maximilian war an der Entstehung seines Freydal in allen Phasen maßgeblich beteiligt, und so entstand ein unschätzbares Dokument des spätmittelalterlichen Rittertums, mit dem wir in die Turnierkämpfe eintauchen, die der Kaiser wiederaufleben ließ oder gar erfand – wie zum Beispiel das spektakuläre Rennen mit geschifften Tartschen, bei dem Schilder in die Luft katapultiert wurden und dabei Metallplatten, wie bei einem Feuerwerk, absprangen. Bis heute ist der Freydal das größte erhaltene Turnierbuch des Spätmittelalters und die maßgebliche Quelle zu höfischen Festlichkeiten im Europa der frühen Neuzeit. Viel zu fragil, um ständig ausgestellt zu werden, sind die Miniaturen in den Tresoren des Kunsthistorischen Museums in Wien sicher verwahrt.

Anlässlich des 500. Todestags von Kaiser Maximilian I. publiziert TASCHEN alle 255 Miniaturen und macht das einzigartige Manuskript zum ersten Mal jedermann zugänglich. Stefan Krause, Direktor der Kaiserlichen Hofjagd- und Rüstkammer des Kunsthistorischen Museums, führt in das Werk ein und begeistert uns für die faszinierende Geschichte der Turnierkunst.

Der Autor: Stefan Krause studierte Kunstgeschichte in Wien und erhielt u.a. das Paul Mellon Visiting Senior Fellowship an der National Gallery of Art in Washington D.C. (CASVA). Er leitet die Hofjagd- und Rüstkammer des Kunsthistorischen Museums in Wien. Seine Forschungsschwerpunkte liegen auf der künstlerischen und gesellschaftlichen Bedeutung von Harnischen und Waffen insbesondere im späten Mittelalter und der Renaissance.

Freydal. Medieval Games. Das Turnierbuch Kaiser Maximilians I. / Stefan Krause / Hardcover, 36 x 36 cm, 448 Seiten / ISBN 978-3-8365-7681-9 / Mehrsprachige Ausgabe: Deutsch, Englisch, Französisch

Die Reproduktionen hat der TASCHEN VERLAG für die Veröffentlichung zur Verfügung gestellt.

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