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WAS / WIE SEHEN WIR IN 2017…

VISUAL COMMUNICATION, als Begriff hat sich das etabliert. Aber es klingt so ‚dienstlich’ wie eine Überschrift aus einem amtlichen Bericht über die Rolle der Optiker-Läden. Natürlich hat es mit Hinsehen zu tun. Andererseits trifft es doch nicht so richtig- denn auch Schriftzeichen werden in der Regel sehend wahrgenommen. Bildsprache macht es recht abgehoben, so ein wenig akademisch. ‚Mit Bildern sprechen’ könnte ein Kompromiss sein und zum Kern des Themas überleiten. Es gibt wohl keine Sprache, die über Grenzen und Dialekte hinweg gelesen, besser: gesehen, werden kann als die der Bilder. Unnötig, Zahlen zu nennen, die das Volumen der Nutzung konkretisieren. Es sind Milliarden, die auf allen Kanälen unterwegs sind. Allein GETTY Images spricht von 400 Millionen Downloads von Bildern jährlich, und das konzentriert auf den professionellen Bereich. Weltweit führend im ‚Bilder-Geschäft’ begann GETTY IMAGES damit, genauer hinzusehen, die Veränderungen der Bildsprache zu verfolgen und letztlich den VISUAL TREND REPORT zu veröffentlichen. Man hat diesem Forschen einen Begriff zugeordnet, der dessen Bedeutung unterstreichen soll. Abgeleitet von der Anthropologie, durchaus im wissenschaftlichen Lernen von der Entwicklung der Menschheit angesiedelt, ist es VISUAL ANTHROPOLOGY.

Jacqueline Bourke, Visual Anthropologist, GettyImages

Die Veröffentlichung des Visual Trend Report für 2017 war Anlaß für Jaqueline Bourke, leading Visual Anthropologist von Getty Images, uns einige Aspekte der Entwicklung zu verdeutlichen. Vorauszuschicken ist, dass die Reports sich als wegweisende Prognosen für die spätere Entwicklung des Sprechens mit Bildern bewährt haben. Nach 20 Jahren der Forschung auf diesem Gebiet dienen sie gleichermaßen als Inspirationsquelle wie auch als Guideline für alle, die in der Kreativ-Brache zu Hause sind. Denn die Prognosen haben sich nicht nur bewährt. Sie haben vorausgesagt, wie sich Menschen zukünftig visuell miteinander verständigen.

Sechs Oberbegriffe nennt Jaqueline Bourke: Virtuality, Gritty Woman, Unfiltered, Colour Surge, New Naivety und Global Neighbourhood

Virtuality beschreibt primär die Methodik oder die Anwendung einer weiteren Dimension. Erkennbar ist, dass Interesse zunimmt und Menschen sich bereitwillig in die Markenwelten mitnehmen lassen. Dieser Trend, so erwartet man, wird deutlich stärker werden.

Gritty Woman: Unterschiedliche Trends in der Vergangenheit. Jetzt tritt ein neuer Typ Frau auf den Plan. Sie widersetzt sich Konventionen. Wenn es sein muß, reißt sie Wände ein. Ihr Tun ist ihr wichtiger als ihr Aussehen. Tough, hartnäckig und zielstrebig. Vorsicht- man sollte sie nicht verärgern, übersehen oder unterschätzen. In Bild-Nachfrage übersetzt heißt das: Ein paar hundert Prozent Zunahme im Beobachtungszeitraum.

Unfiltered: Das Pendel bewegt sich in Richtung Authentizität. Das Polierte und Geschönte der Markenwelt von Gestern ist nicht mehr. Dokumentierte Ästhetik. Nicht mehr überhöhtes und sinnfreies Glanz und Gloria.

Colour Surge: Schluß mit dem Festhalten an überkommenen Theorien von Farbe. Befreiung von Konventionen macht Farbe zum Star von Bildern. Natürlichkeit ist nicht mehr primärer Bezugspunkt. Die Regeln brechen. Farbe wird die Komposition dominieren.

New Naivety: Es ist vorbei mit der ‚betreuten Visualisierung’, der Fortschreibung überkommener Regeln dafür, wie es denn auf dem Bild auszusehen hätte. Das ‚Cheese’ gehört als Frage in den Supermarkt. Als Echo-Merkmal auf den Fotos kann man es vergessen. Verrückt, ungeschminkt. Statt konventionell auf dem Foto zu grinsen werden die Bilder in Zukunft andere zum Lachen bringen.

Global Neighbourhood: Das ist eine der erfreulichsten Botschaften aus der Trend-Recherche. Kulturelle Identität wird nicht mehr dadurch definiert, zu zeigen woher wir kommen. Es geht in Zukunft darum zu zeigen, mit wem wir in Kontakt treten und woran wir glauben. Die Bilder werden sich verbreiten, die Bereitschaft zum Wandel und zum Überschreiten kultureller und sozialer Grenzen dokumentieren.

Aus Sicht des globalen Bild-Anbieters ist es von Bedeutung, solche Trends zu erkennen. Und sie seinen Abnehmern und Partnern zur Kenntnis zu bringen. In der Rückschau auf die Entwicklung der Visualisierung ist die Bewertung zurückhaltend. Es gab sie immer, jene ‚Sehenden’, die das Sprechen mit Bildern vorausschauend beeinflusst oder geprägt haben. Der Imperativ von Big Data verkürzt die Wirkungszeiten. Hilft beim Sehen. Kreativität nutzt Computer, sie braucht sie aber auch weiterhin nicht…

 

Wir werden das Thema weiter verfolgen!

WD