Oder: Denk ich an Pizza in der Nacht… Mal so als Gedankenspiel- was wäre aus der Pizza geworden, wenn König Umberto der erste und seine Frau Margherita nicht den Pizzaiolo Raffaele Esposito von der Pizzeria Brandi in Neapel gerufen hätten? Mit Basilikum, Mozzarella und Tomaten soll er die Pizza-Nazionale erschaffen haben. La Pizza Margherita, deren Farben grün, weiß und rot inklusive ordentlichem Teig, mittlerweile die wahrscheinlich verbreitetste Variante unter allen Pizzen. So schön diese Geschichte auch klingt, so richtig echt ist sie vermutlich nicht. Historiker haben aus verschiedenen Quellen zusammengetragen, dass Raffaele Esposito wohl nicht der erste und einzige Lieferant war. Regina Margherita habe aus insgesamt 35 verschiedenen Pizzabelägen acht Sorten ausgewählt, die für sie von Esposito’s Mitbewerbern gebacken wurden. Sie haben ihren Ruhm vergehen lassen. Nur Esposito hatte die Quittung für die Lieferung an den Hof aufgehoben und so der Margherita 2017 die Aufnahme in die Liste des immateriellen Kulturerbes der UNESCO ermöglicht. Pizza ist ein Eckpfeiler italienischer Küche und italienischer Identität. Ob man sie am Nordpol auch in ordentlich gewärmten Öfen zubereitet, das müsste noch geklärt werden. Bekannt ist der Begriff sicher auch dort und wohl auch auf dem gesamten Globus. Wirtschaftlich spielt die Pizza auch eine tragende Rolle. Tiefgekühlt, als Fertigteil-Vorprodukt oder fatto a mano, aus Pizza-Sicht ist die Erde eine Scheibe. Es dürfte wenige Plätze auf der Welt geben, an denen sie nicht in welcher Form auch immer im Angebot steht. Allein in Italien heben fast 130 000 Lokale ihren Umsatz mit dieser sättigenden Scheibe. Nach den USA mit einem jährlichen pro-Kopf-Verbrauch von rund dreizehn Kilogramm Pizza nimmt Italien mit rund 7,6 Kilogramm pro Kopf Platz zwei ein. Kurz und schmerzlos zur Abrundung der Statistik: Österreich ist Europas Schlusslicht im Pizzaverbrauch. Was ja nichts zu bedeuten haben muss.
Und mitten hinein in diese ruhende Szene platzt nun plötzlich ein Start-Up, das mitten in Rom, wirklich mitten im Zentrum von Italien und Pizza, einen Pizza-Automaten aufstellt. Geld einwerfen, aus der mageren Auswahl von Pizza-Belägen aus den im Automaten verborgenen Vorratskartons eine wählen, drei Minuten warten- und dann kommt aus der Maschine nicht ‚Alora, la Pizza‘- sondern nur eine Pizza im Pappkarton aus dem Auswurf-Schlitz. Möglichkeit eins wäre, in den Aufschrei der Bewahrer der Kultur mit einzustimmen. Pizza aus dem Automaten, undenkbar! (Obwohl sich niemand aufregt, wie das die Anbieter machen, bei denen ein Anruf genügt…) Ordnungshalber Möglichkeit zwei, die Automatenpizza als Signal der fortschreitenden Disruption zu werten. Da wäre der Automat -da wird noch Geld in einen Schlitz gesteckt…- eine formidable Komponente für das Leben mit künstlicher Intelligenz in Verbindung mit der Cloud und autonomer Mobilität. Das ist jetzt nicht so wirklich ernst gemeint. Aber es gibt auch einen Autohersteller, der einen der äternalen Fortschritte an der Fähigkeit festmacht, dass man während der Autofahrt die Waschmaschine zu Hause einschalten kann. Jetzt käme die Pizza dazu. Die verkünstelte Intelligenz nimmt den Ruf nach Pizza auf, er wird in die Navigation übertragen- und schon ist das neue Ziel das alte Rom. Nur die Pizza ist dann vielleicht schon kalt. Na ja, so ist es halt, wenn so eine Geschichte über einen Pizza-Automaten auftaucht. Es ist nicht weltbewegend. Mit Design und Dazugehörigem hat es auch nichts zu tun. Hauptsache, die Pizza schmeckt…
Visuals: Mr. Go Pizza (Anbieter in Rom) und ‚Let’s Pizza’ (Hersteller des Automaten)