Nicht einmal Monet habe es geschafft, den Kreislauf der Jahreszeiten in der Natur in einem Jahr abzubilden. Sagt David Hockney. Diese Bilder zu erschaffen, die die Bäume im Winter zeigen, dann die ersten Knospen, die Blüten, das Grün der Blätter, die wachsenden Früchte und im Herbst das Färben der Blätter als Vorbereitung auf den folgenden Winter. Den Grund kennt Hockney auch: Malen mit Ölfarben in der Natur braucht viel Ausrüstung, Zeit und Geduld. Man muss die Sachen aus dem Truck laden, Tisch und Hocker aufbauen, die Staffelei einrichten. Und das auch bei winterlicher Kälte, da braucht es dann noch einen mehr als warmen Mantel. Und das Tag für Tag über ein ganzes Jahr – das bringt den Künstler an die Grenzen seiner Leidensfähigkeit. Bei diesen Vorbereitungen und Erschwernissen auch noch den einen aus Sicht des Künstlers richtigen Moment zu treffen, das sprengt den Rahmen künstlerischer Freiheit und künstlerischen Strebens. Es wird von der Entschlossenheit der Natur überholt, das auszuführen, was ihrem Zeitlauf entspricht. Mr.Hockney schloss daraus, dass sich das Malen einer anderen Technik bedienen muss, wenn sein Ziel der Chronologie in einer Art von Zeitraffer des Jahres-Kreislaufs der Natur Erfolg haben soll. Und gerade in der Kälte hielt er die Wärme im Truck für einen Künstler höheren Alters für angemessen. Nicht zu unterschätzen auch, dass sich Ölfarbe in der Kälte dem Ansinnen des Malers destruktiv entgegensetzen dürfte. Vielleicht gilt das ja auch für den Sommer. Na ja, Pragmatiker würden Mr. Hockney zu einer Kamera raten, mit der sich schnell eine Foto-Skizze machen ließe. Aber Fotografie lehnt er ab, weil die nicht in der Lage ist, Tiefe zu erfassen und sie auch in den Bildern spürbar werden zu lassen. Die Lösung war ein i-pad als ‚electronic canvas‘. Er malte 110 Bilder damit in 90 Tagen. Das ermutigte ihn, das ganze Jahr 2020 abzubilden. Am Ende wurden es 220 Gemälde für das Buch, vier als Bonus extra. Der Buchtitel: Two hundred and twenty for twenty twenty. Hockney erwähnt dazu, dass man in England das Datum der Battle of Hastings üblicherweise ‚ten sixty six‘ nennt. Eintausend Jahre später wäre das Datum einer solchen Schlacht twenty sixty six -was Gott verhüten möge, also die Schlacht! Wahrscheinlich dient das nur der Erklärung dafür, dass ein wichtiges Datum nur in dieser komprimierten Form zu erinnern sei. Für David Hockney und sicher auch für Kunstliebhaber ist TWENTY TWENTY ein bedeutendes Datum. Denn es markiert den Wechsel des Künstlers in der Auswahl seiner Leinwand von analog zum i pad.
220 Zeichnungen (+vier als Bonus) zeigen den Jahresablauf der Natur in der Normandie. Im Band 1 der limitierten Collectors Edition zusammengefasst, herausgegeben vom TASCHEN Verlag. Mit höchstem Aufwand gedruckt und auf dunkelblaues Papier aufgeklebt, damit jedes einzelne Bild den ihm angemessen Rahmen für ein Kunstwerk hat. Eine kurze Einleitung von Hockney erklärt, wie dieses Vorhaben während der COVID-Lockdowns zu einem Rettungsanker wurde, von dem aus er seine Hoffnungsbotschaft verbreitete: „Denkt daran, dass sie den Frühling nicht absagen können.“
Dem Buch liegt ein kleinerer Extraband mit Tusche- und Aquarellzeichnungen bei: Er enthält die vollständigen Faksimiles von zwei Skizzenbüchern, die David Hockney im Laufe des Jahres 2019 füllte, zunächst in der Nähe seines Wohnsitzes in Los Angeles und später auf Erkundungstouren rund um sein neues Zuhause in der Normandie. Beide Bände werden in einer Schlagkassette geliefert, auf deren Deckel-Innenseite die iPad-Zeichnung des Künstlers mit einer Ansicht des Hauses und des Gartens in der Normandie abgedruckt ist. Die Collector’s Edition ist nummeriert, von Nr.401 bis 1.620 und gestempelt. Die Nummern 1 bis 400 sind den vier Kunsteditionen vorbehalten, die jeweils einen nummerierten und von David Hockney signierten Druck enthalten.
Der Herausgeber Hans Werner Holzwarth ist Buchdesigner und Herausgeber mit zahlreichen Veröffentlichungen vor allem im Bereich der zeitgenössischen Kunst und Fotografie. Für TASCHEN hat er eine Reihe monografischer Collector’s Editions herausgegeben, darunter Jeff Koons, Christopher Wool, Albert Oehlen und Ai Weiwei, den David-Hockney-SUMO A Bigger Book und den XXL-Band Jean-Michel Basquiat.
David Hockney. 220 for 2020 / Hans Werner Holzwarth / Hardcover, 2 Bände in einer Schlagkassette; Bd. 1: 43,6 x 31,2 cm, 236 Seiten; Bd. 2: 28 x 19,8 cm / 174 Seiten
ISBN 978-3-8365-8586-6 (Englisch)