Zum Inhalt springen

ASCHE UND FEUER / 100 JAHRE BAUHAUS / DIE AKTUALISIERTE BUCHAUSGABE DES TASCHEN VERLAGS

Mit nahezu religiöser Inbrunst, mit akademischer Verzückung, als Mantra gestaltenden Tuns das eine Wort für ein deutsches Experiment: BAUHAUS. Hart das Heute. Stichwort Bauhaus im Internet. Das Ergebnis? Bohrmaschinen, Lampen, Farben oder Schrauben und Gartenschläuche für den ambitionierten und zum Grenzübertritt bereiten Heimwerker. Danach erst Wikipedia und die Geschichte, um die es hier geht. Danach beginnen auch die Gedanken um die Widersprüchlichkeit des Projekts BAUHAUS. Sind es die ursprünglichen Ansätze von Henry van der Velde und Walter Gropius, die Kunst angesichts der Industrialisierung zu emanzipieren und dem Kunst-Handwerk Raum zu schaffen?

War es das politische und gesellschaftliche Umfeld in der Zeit der Umbrüche nach dem ersten Weltkrieg, das Aufbruch verlangte und ermöglichte? Möglicherweise die Vision, einer Phase des imperialen Gegeneinander die Befreiung durch die Internationalisierung eines neuen Gesellschaftsmodells gegenüber zu stellen? Gropius glaubte an die Notwendigkeit einer neuen Gesellschaft. Er war im Arbeitsrat für Kunst engagiert, die die Kunst als Mittel zur Revolutionierung der Gesellschaft sah.

Es dürfte das Zusammenwirken der Kräfte jener Zeit gewesen sein, die das Bauhaus zu einem Phänomen werden ließ. Immer noch Begriff einer Avantgarde, die vielfältige Impulse, mit teils utopischen Ansätzen, zur Reformierung aller Lebensbereiche gab. Stellvertretend für das Ganze hat das BAUHAUS allgemein verständliche und grundlegende Gestaltungsansätze formuliert. Verzicht auf alles Überflüssige, Einfachheit, achtsamer Umgang mit Material, Farbe und Form sind Teile einer Formel, deren generelle Gültigkeit inhaltlich auf die eine oder andere Weise überall Anwendung fand, die aber durch das BAUHAUS nachhaltig formuliert worden ist. Zeitlos die Fragen nach individueller Identifikation. Nach dem Essenziellen des ‚Wie wollen wir leben? / Wie wollen wir wohnen? / Wie kann ich mit weniger mehr erreichen? / Was kann ich zu einem besseren Leben beitragen?‘. Kritisch zu sehen, dass diese Fragen gestellt wurden und werden. Die Antworten aber leichtfertig im gestalterisch Formalen gegeben werden. Denkbar, dass die Faszination des BAUHAUS darin besteht, dass die wesentlichen Antworten bis heute nicht gegeben wurden. Bedenklich, dass oberflächliches Bewundern des Stils vom Kern des generell Notwendigen immer noch ablenkt. Das BAUHAUS ist keine Stil-Epoche, sondern Synonym für eine konstante gesellschaftliche ‚Baustelle‘…

Der TASCHEN VERLAG bringt zum einhundertsten Gründungsjubiläum des Bauhauses das Buch Bauhaus. Aktualisierte Ausgabe heraus. In Zusammenarbeit mit dem Bauhaus-Archiv in Berlin zeichnet diese aktualisierte Ausgabe mit über 550 Abbildungen auf 400 Seiten die Geschichte und Wirkung dieser legendären Kulturinstitution nach, deren Gestaltungsbegriff das 20. Jahrhundert geprägt hat.

Autorin ist Magdalena Droste. Sie studierte Kunstgeschichte und Literaturwissenschaft in Aachen und Marburg. Ab 1980 arbeitete sie am Bauhaus-Archiv in Berlin, danach war sie als Professorin für Kunstgeschichte an der BTU Cottbus tätig. Sie hat zahlreiche Ausstellungen und Publikationen zu allen Themen und Künstlern des Bauhauses verantwortet. 

Die ‚technischen Angaben‘ zum Buch: Magdalena Droste, Hardcover, 25 x 34 cm, 400 Seiten / ISBN 978-3-8365-7279-8 Ausgabe: Deutsch / ISBN 978-3-8365-7282-8 Ausgabe: Englisch / ISBN 978-3-8365-7281-1 Ausgabe: Französisch /
ISBN 978-3-8365-7280-4 Ausgabe: Spanisch

Die Bilder hat der Taschen Verlag zur Verfügung gestellt. DOMUS, Klassiker und Institution der Design-Publikationen, soll das vorletzte Wort in diesem Beitrag haben: ‚Endlich ein Buch, das frischen Wind in die leblose Literatur über das Bauhaus bringt..‘ Zuletzt die Frage: Soll die Asche bewahrt werden – oder ist es nicht Zeit, das Feuer weiter zu tragen?