In einem freien Land hat jeder das Recht, seine Meinung zu äußern. Und jeder hat das Recht, die Vertreter des Souverän zur Rede zu stellen. In der aktuellen Krise gibt es mehr als genug an Handlung und Kommunikation der politisch derzeit Verantwortlichen, das zu kritisieren ist. Aber das steht aktuell auf einem anderen Blatt. Was nicht heißen soll, dass es vergessen würde. Denn die Folgen des politischen Handelns bei Erkennen des Virus-Problems haben Dimensionen erreicht, die Besorgnis und Angst machen. Aber auch darum geht es hier im Augenblick nicht. Oder nur zu einem Teil. Denn die Grenzen zwischen einem dramatischen medizinisch/epidemiologischen Problem und der Politisierung von SARS-CoV-2 wurden verwischt. Das mag erklären, dass Verunsicherte sich veranlasst sehen, ihren Protest gegen Personen zu richten und offen zu erkennen zu geben, dass sie den Kern des Problems offenkundig nicht erfasst haben. Hier wird es bereits mehr als bedenklich. Auch unter dem Aspekt, dass die digital gestützte Kommunikation es jedem erlaubt und ermöglicht, mittels ‚Data-Fracking‘ auch noch den letzten Rest eigenen Urteilsvermögens aus den Hirnen zu pressen. Bedenklich nicht minder, dass es Menschen gibt, die das mit sich machen lassen oder sich unreflektiert den Unsinn zu Eigen machen. Dass SARS-CoV-2 sehr gefährlich ist, kann auch die lauteste und dümmste Polemik nicht widerlegen. Und dass es das Dümmste und Unverantwortlichste ist, dem Virus in der gerade in Berlin demonstrierten Form Tür und Tor zu öffnen, das dürfte, sollte und müsste jedem klar sein.
Unerträglich und nicht mehr tolerierbar ist, dass solches Demonstrieren jenen den Raum bietet, die das Verbrecherische in Deutschland’s Geschichte heroisieren. Jenen, die das Prinzip einer freiheitlichen Verfassung missbrauchen, um die Thesen von Systemen zu skandieren, die Unfreiheit, Vernichtung und Diktatur verfolgten. Tragisch ist, dass auch dieses ‚Virus‘ grassiert. Gegen Corona wird die Wissenschaft hoffentlich Hilfe finden. Gegen das Virus von Rassismus und Gewalt, gegen das Schwenken von Fahnen mit Symbolen, die Verbrecher und Verbrechen verherrlichen, ist Hilfe nicht geboten. Hier ist der Souverän zu klarster Haltung verpflichtet, der politischen Vergangenheit in Deutschland die eine einzig mögliche Antwort zu geben: Nie wieder. Es ist höchste Zeit, diesem ‚Virus‘ entgegen zu treten und ihn mit den Fähigkeiten einer aufgeklärten Gesellschaft an seiner weiteren Verbreitung zu hindern.