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UPCON III / UPCYCLING CONVENTION

UPCON III / REX-Material und Dinge am 9.Juli 2022 in Brixen. Zur Schärfung des Bewusstseins für Upcycling. Als Alternative zu den gängigen Konsum-Mustern. Zur Steigerung der Relevanz von Upcycling in der Gesellschaft. Mehr lässt sich momentan aus der Ankündigung nicht herauslesen. Mehr, ehrlich gesagt/gedacht, braucht es auch nicht. Doch. Etwas mehr sollte sein: Der Link zu ‚THEUPCON.EU‘

Man hat sich daran gewohnt, Modernisierung und Fortschritt linear zu betrachten. Neues ersetzt Altes, Ressourcen werden ausgeschöpft und das Alte landet möglichst weit weg von den fortschrittlichen Gesellschaften irgendwo auf dem Globus. Auch in den Ozeanen. Fortschritt immaterieller Natur ist z.B. das gerühmte Wikipedia, das schnellen Zugriff zu Wissen erlaubt. Ohne vom Schreibtisch aufzustehen. Da wird Fortschritt als Fortgang, Erfolg, Steigerung und Vorrücken bezeichnet. In Philosophie, Politik (hier sollte Wikipedia differenzierend vermerken, dass politisches Verständnis von Fortschritt erfahrungsgemäß von für die Gesellschaft Wirksamem und Bedeutendem abweicht, hin zu Opportunismus sich verlagernd) in Technologie und Wissenschaft bedeutet Fortschritt grundlegende Verbesserungen durch bedeutende Veränderungen bestehender Zustände oder Abläufe in menschlichen Gesellschaften. Ferdinand Tönnies sah 1926 den Fortschritt als zunehmende Überwindung von Mangelzuständen. Gegenbegriffe sind Rückschritt oder Stillstand. Jeder Fortschritt (auch das steht in Wikipedia) setzt willentliche und gezielte Veränderungen voraus, die gemeinhin als Innovationen bezeichnet werden. Das Anstreben von Neuerungen dient den sie betreibenden Interessensgruppen zur Rechtfertigung und Durchsetzung ihrer Ideen, unabhängig von ihrem tatsächlichen Nutzen. (Eigenmächtig hinzugefügt der Hinweis auf politischen Fortschritt…) Wenn die Mehrheit der Gesellschaft erkennbare Veränderungen, meist einhergehend mit spürbarer Verbesserung der Lebensqualität, positiv bewertet, findet Fortschritt breite Zustimmung. Die modernen Industriegesellschaften haben sich nach diesem Muster entwickelt.

Das kann man nun so oder so interpretieren. Fortschritt meint aber sicher nicht, an tradierten Mustern festzuhalten, wenn das Festhalten an der linearen Interpretation zum Rückschritt führt. Herder und Schelling sahen Harmonie zwischen Natur und Bestimmungen der Menschen. Hegel übernahm die Position von Kant, nach der die Fortschrittsidee als weltgeschichtliches Prinzip nicht mehr auf einem Naturplan beruhe, sondern auf übernatürlichem, durch die Menschen gesetzten Wege menschliche Zwecke verfolge. Daraus ließe sich folgern, dass Fortschritt nicht zwangsläufig das ist, was heute gemeinhin damit verbunden wird. Drei Zitate noch aus Wikipedia. Albert Schweitzer: „Der Wille zum Fortschritt hat Europa vor den anderen Erteilen groß gemacht. […] Er bezog sich sowohl auf geistige als auch auf materielle Ziele. Heute wird das Gesicht eindeutiger, es verliert diese Spannung und verliert seine Würde. […] Fortschritt wird nur noch im materiellen Sinne verstanden: mehr Kohle, mehr Öl, mehr Macht, mehr Gewinn. Fortschritt in der Qualität des Menschen, und darauf kommt es doch an, denn was nützen die Schätze der Erde, wenn der Mensch an innerem Wert verliert?“ Denis Mäder: „Fortschritt setzt voraus, dass uns die gewählten Mittel nicht wie die Darbietung von Opfern vorkommt; oder er setzt zumindest die Bereitschaft voraus, Opfer zu bringen und also einen Preis zu zahlen.“ Und Edward Goldsmith, Philosoph und Träger des alternativen Nobelreis, 1992 in seinem Buch „Der Weg- Ein ökologisches Manifest: „Heute streben wir mit der Globalisierung von Fortschritt rapide einer weltweiten ökologischen Disklimax entgegen, in der der moderne Mensch dreitausend Millionen Jahre der Evolution effektiv ins Gegenteil verkehrt haben wird, um eine verarmte und zerstörte Welt zu schaffen, die immer weniger in der Lage ist, komplexe Lebensformen wie den Menschen zu tragen. […] Fortschritt schafft Bedingungen, die zunehmend außerhalb unseres „Toleranzbereiches“ liegen. – Das ist ein Prozeß, der, wenn er lange genug zugelassen wird, letztendlich das Aussterben unserer Art bedeuten muß.“

Fortschritt, Rückkehr zur Intention der UPCON III, wird und kann nicht mehr die bequeme Formel der Linearität von Ausbeutung der Ressourcen, Nutzung für den Zeitabschnitt bis zur nächsten Fortschritts-Stufe und Ablegen des Alten auf nutzlosen und sinnlosen Deponien sein. Das kann bei den Themen beginnen und muss es auch, damit es endlich wirksam werden kann, die bei der Convention angedeutet werden. Das Zirkulare wird der Fortschritt sein, der die Lebensbedingungen wieder in den Toleranzbereich bringen kann. Luxus wird sich im Erhalt von Wertvollem definieren, nicht mehr durch das Streben nach Akkumulation von Materiellem. Der Living Planet Report, jährlich vom Global Footprint Network herausgegeben, verweist darauf, dass fast fünf weitere Planeten wie die Erde gebraucht würden, wenn alle Menschen so leben würden wie die US-Gesellschaft (Bezug ist das Jahr 2014!). Deutschland’s Öko-Fussabdruck sei mehr als doppelt so groß wie die weltweit durchschnittlich verfügbare Biokapazität. Die Quelle auch hier: Wikipedia.