Wer jemals in Bonn Regierungstermine wahrzunehmen hatte, als Teilnehmer oder Berichterstatter, der erinnert sich: Der Termin war bedeutsam, wenn Herr Josef Heinrich Darchinger zugegen war. Er strahlte Ruhe aus. War sich seiner selbst und seiner Aufgabe bewusst. Beobachter war er. Völlig frei von den Ritualen der Selbstdarstellung, die zunehmend auch in die Kreise der Berichterstattung einzogen. Seine Bilder waren und sind nicht von ihm beeinflusste Inszenierungen, nicht wie das im Heute ja immer Bedrängendere des Schrillen. Es sind Bilder, die dem Moment in seiner Wahrheit und Gültigkeit Bedeutung geben. Wohl nicht ohne gestalterische Einflussnahme, wenn sie der Verdichtung der Botschaft half. Niemals aber entfernt von der übergeordneten Wahrheit. Herr Darchinger war das Auge seiner Ära. Seine Bilder sind Dokumente dessen, was zu sehen war, und Teil der Chronik der Zeit des Neubeginns. Bilder eines Landes im Spannungsfeld zwischen Fortschritt und kultureller Restauration. Zwischen Überfluss und Not, Sehnsucht nach Ruhe und Rückzug gegenüber wachsenden Bedrohungen durch die Polarisierung zwischen West und Ost. Er fotografierte Menschen, die für den Wiederaufstieg des Landes politische Verantwortung hatten. Jene auch, die zu den Gewinnern der Veränderungen wurden. Und stellte ihnen seine Fotografien derer gegenüber, denen der Anschluss an die Dynamik der Zeit verwehrt war.
Es ist ein bedeutendes Buch, das der TASCHEN Verlag herausgibt. WIRTSCHAFTSWUNDER / Deutschland nach dem Krieg 1952-1967. Dem angemessen die aufwändige technische Bearbeitung der Bilder. Gezeigt werden die Originalformate. Die Farben sind mit Hilfe digitaler Prozesse in das Licht der Zeit projiziert. Gedruckt mit hochpigmentierten Farben unter konservierendem Schutzlack.
Josef Heinrich Darchinger. Wirtschaftswunder / Josef Heinrich Darchinger, Klaus Honnef, Frank Darchinger / Hardcover, 29,3 x 29,3 cm, 2,57 kg, 292 Seiten / ISBN 978-3-8365-8927-7 /
Mehrsprachige Ausgabe: Deutsch, Englisch
Der Fotograf: Josef Heinrich Darchinger (1925-2013) arbeitete ab 1952 als selbständiger Fotojournalist. Seit Mitte der 1960er Jahre erschienen Darchingers Bilder regelmäßig in namhaften deutschen Printmedien. Allein der SPIEGEL nennt eine Zahl von mehr als zehntausend Veröffentlichungen. 30 Jahre lang prägte Darchinger als Bonner Fotograf für den Spiegel und Die Zeit deren Bundesberichterstattung. Darüber hinaus entstanden Ausstellungen und Bildbände – etwa über Helmut Schmidt, Willy Brandt, Richard von Weizsäcker und über Heinrich Böll. Darchinger erhielt zahlreiche Ehrungen, darunter den renommierten Erich-Salomon-Preis der Deutschen Gesellschaft für Photographie.
Der Autor: Klaus Honnef war Honorarprofessor für Fototheorie an der Kunsthochschule Kassel. Er war Mitorganisator der documenta 5 und der documenta 6 in Kassel und hat mehr als 500 Ausstellungen weltweit kuratiert. Er hat zahlreiche Bücher verfasst, darunter bei TASCHEN Kunst der Gegenwart, Andy Warhol und Pop Art.
Der Herausgeber: Frank Darchinger, geboren 1949 in Bonn, studierte Anglistik und Germanistik. Ab 1977 arbeitete er als Fotojournalist. Im Bestreben, das Werk seines Vaters aufzuarbeiten und dem Publikum zugänglich zu machen, wurde die Gestaltung und Organisation von Fotoausstellungen und Bildbänden zu einem seiner Schwerpunkte. Heute arbeitet er als freier Fotograf in Bonn.
Alle Bilder wurden vom TASCHEN Verlag für diesen Bericht zur Verfügung gestellt. Copyrights: © Darchinger. Bitte laden Sie die hier gezeigten Bilder nicht herunter, gleich zu welchem Zweck. Das ist ausdrücklich untersagt. Bei Interesse an Bildern wenden Sie sich bitte an https://darchinger.wg.picturemaxx.com/agb