Als der legendäre Messerschmitt Kabinenroller entstand, war es mit dem Fliegen in Deutschland bekanntermaßen erst einmal vorbei. Irgendwie musste das Land in jener Zeit wieder auf die Beine kommen. Mobil sein war für die Menschen wichtig und zugleich oft unerreichbar. In dieser Zeit nach dem zweiten Weltkrieg gründete Fritz Fend 1946 in Rosenheim einen Fertigungsbetrieb für die Produktion von Kleinfahrzeugen, die 1948 begann. Anfangs ohne Motor, gedacht für Versehrte. 1949 wurde das erste Modell auf einer Technik-Messe in Frankfurt ausgestellt. Es folgte die Gründung der Fend Kraftfahrzeuge GmbH, nach deren Auflösung auch die Produktion endete. 1952 schloss Fritz Fend, er hatte in München Luftfahrt studiert und war während des Kriegs als Versuchs- und Entwicklungsingenieur tätig, einen Vertrag mit Willy Messerschmitt/ Messerschmitt AG. Fritz Fend entwickelte sein Projekt eines leichten Kraftfahrzeugs weiter und brachte im März 1953 den legendären Messerschmitt Kabinenroller auf den Markt. Soweit in knappsten Worten die Vorgeschichte.
Die Problemstellung lässt sich reduziert so darstellen: Der Bedarf für Mobilität war groß, aus anderen Gründen im Vergleich zu heute für die meisten nicht erfüllbar. Gebraucht wurden leistbare und intelligente Lösungen, die Fortschritt möglich machten. Aus dem Flugzeugbau leitete Fend ab, dass die Balance zwischen geringem Eigengewicht, optimiertem Einsatz von Energie (auch die Energie in Form von Geld für den Erwerb) und Nutzlast den Weg zur Lösung vorgab.
Auf das Heute übertragen: Intelligente Lösungen für die Mobilität von heute, der Bedarf ist vorhanden. Er wird in den sinnvollen Einsatzbereichen aber nicht erfüllt. Das heute anzustrebende Gleichgewicht ist nicht nur in konzeptionell/technischer Hinsicht zu suchen, es braucht auch einen Reset im Mind-Set. Der gern gelernte und geförderte Ansatz von groß, viel und stark, bestenfalls alles zusammen für immer, wird den notwendigen Umschwung nicht fördern. Denn auch durch Batterien tonnenschwere Fahrzeuge in XL- und XXL-Dimensionen entlasten weder den urbanen Verkehrsraum noch helfen sie in der Summe von Ressourcen-Bedarf und -Nutzung für die Produktion bei der Verbesserung der Nachhaltigkeit. Daraus ist zu folgern, dass die Parametrierung geändert werden sollte. Weniger Masse benötigt weniger Energie für deren Fortbewegung. Folge-Forderung: Leichtbau und damit auch geringerer und intelligenterer Materialeinsatz in Herstellung und späterer Verwertung. Weniger Energiebedarf macht die Versorgung mit derselben leichter (Fokus: Ladestationen/Ladezeiten). Und weniger Material bedeutet auch, dass der Flächenverbrauch sinkt. Das ist ja nun nichts Neues. Die Frage wird sich allerdings stellen, ob Verzicht auf lieb gewordene Usancen nicht dem Verzicht auf Besserung im Gesamtsystem vorzuziehen ist. Bisher ist mit solchen Argumenten die Abscheu vor dem Verlust an Freude und gewohntem Komfort verbunden worden. Der in den Marketing-Headlines propagierte ‚Mensch im Mittelpunkt‘ soll auf nichts verzichten. Wenigstens so lange, bis der Spaß dann zu Ende sein wird.
Alternative: Der Spaß an Neuem, das aus der zwingenden Notwendigkeit zur Veränderung Pioniergeist und Freude am Entdecken werden lässt. So etwas fängt meist ‚klein‘ an. Aber die Anzeichen mehren sich, dass Menschen den wesentlichen Mittelpunkt ihres Daseins entdecken: Ankommen, ohne grabentiefe Spuren auf dem Weg zum Ziel zu hinterlassen. Damit es nicht allzu lang wird, jetzt der Sprung zum Anlass dieses Beitrags: Er heißt KR E 5000 und ist der Nachfahre des Messerschmitt Kabinenrollers. Gebaut wird er von der JMA Messerschmitt-Werke S.L. in Spanien. Das Notwendige zum Fahrzeug ist auf der Homepage des Herstellern zu erfahren. Das Wichtige, die Freude und Neugier, weckt hoffentlich dieser Beitrag…
Fotos: Messerschmitt-Werke