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DAS WAR VOR FÜNFUNDDREISSIG JAHREN…

‚Sie haben versagt‘, 1986 Vorwurf an die Politik im Zusammenhang mit der Katastrophe in Tschernobyl. Zufällig beim Ordnen alter Unterlagen wieder aufgetaucht. Zeitgleich mit der Katastrophe in Afghanistan. Wie oft allein in diesen sechsunddreißig Jahren ging es um das Versagen? Und wie oft ließ man es geschehen, dass über Vergangenes das symbolische Gras des Vergessens wachsen konnte? Dass man Vertreterinnen und Vertretern der politischen Führung erlaubte, die Ursachen des Versagens an anderer Stelle zu suchen? Die dringende Frage allerdings ist zu stellen, ob es nicht zu einfach ist, das Versagen nur bei Politikerinnen und Politikern zu suchen. Haben nicht auch die Träger des Staates versagt, indem sie ihre ‚leitenden Angestellten‘ (Helmut Schmidt bezeichnete seine Position als Bundeskanzler damals als vergleichbar mit der Rolle eines leitenden Angestellten einer großen Firma) gewähren ließen?

SIE HABEN VERSAGT...

Die Probleme sind seit 1986 wahrhaftig nicht geringer geworden. Ihre Komplexität hat Dimensionen erreicht, die die beschwichtigende und bequeme Werteordnung außer Kraft setzen wird. Dann wird es nicht mehr ausreichen und schon völlig sinnlos sein, nach denen zu suchen, denen das Versagen angelastet werden könnte. Da werden auch beschönigende Projekte ihren Glanz verlieren, mit denen die Politik möglicherweise die Option ihrer Exkulpation aufrecht zu erhalten versucht. Es geht schon seit langer Zeit um das Ganze.

SIE HABEN VERSAGT...

Afghanistan ist ein weiterer, ungeheurer Schock. Da braucht es Zeit zu entscheiden, über welche Dimension des Gestaltens zu berichten wäre. Anhalten oder sich abwenden kann keine Lösung sein. Denn es sind sehr Viele, die für Besseres, Humanität und Schöneres eintreten. Zu Viele dagegen, die in den Ritualen von gestern verharrend anstreben, zu ‚leitenden Angestellten‘ der Staatsbürger gewählt zu werden. Zitat von Marcus Tullius Cicero: Der Staatsdienst muss zum Nutzen derer geführt werden, die ihm anvertraut werden, nicht zum Nutzen derer, denen er anvertraut ist. (Cicero lebte zwischen 106 vor Christus und 43 vor Christus, war römischer Politiker, Anwalt, Schriftsteller und Philosoph. Berühmtester Redner Roms, 63 vor Christus römischer Konsul.) Regiert haben in den mehr als zweitausend Jahren seither aber Heuchelei, Lügen, Hochmut, Verdrängung, Habgier und Hass. Ist weiteres Versagen noch zu dulden? Der Souverän des Staates, die Bürger, hat in ein paar Wochen die Wahl…

SIE HABEN VERSAGT...
Ein paar Wochen noch bis zur Wahl. Zeit genug, dieses Buch zu lesen!