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IMMOBILES PARADOXON…

Große Bauwerke und große Architekten oder auch umgekehrt prägen die Wahrnehmung der Architektur. Die Symbolik von Macht und Größe lässt sich leicht in Breite mal Länge mal Höhe fassen, die Formel allseitiger Bedeutung ebenso. Dann stehen solche Monumente auf der ganzen Welt in der Gegend herum. Irgendwann vielleicht werden sie in zukünftigen Geschichtsbüchern auftauchen. Vielleicht Bewunderung hervorrufen wie geheimnisvolle Zeugen baulicher Leistung aus vergangenen Zeiten, vielleicht auch nur als Antworten verstanden werden auf Fragen, die nie gestellt worden sind. Dieser Hauch von Ewigkeit mystifiziert das Bauen und verschiebt die Schwerpunkte, die inhaltliche Bedeutung ja ohnehin. Denn wie können solche baulichen Kolosse Zeichen ihrer Zeit sein, wenn das Konzipieren und Realisieren schon Jahre in Anspruch nimmt. Bedeutender als Masse in der Architektur ist die Menge der privaten Behausungen. Sie sind im Vergleich zu den monumentalen Konstruktionen naturgemäß von geringerer Größe (Ausnahmen bestätigen die Regel). Kulturell spielt das Privathaus die entscheidende Rolle als Baustein einer von Menschen gemachten Umwelt und als der Ort, der zu Hause definiert. In aller Relativität. Denn das Gefühl von zu Hause wird von diversen Faktoren beeinflusst, Wunsch und Möglichkeit sind zwei davon. Faszinierend an der Architektur von privaten Häusern ist die Vielfalt, in der sie diese Wünsche reflektieren. Paradox allerdings, dass sie den gedanklichen Status Quo in der Planung auf lange Sicht fixieren. Somit also aktuelle Trends und familiäre Entwicklungen oder zeitbezogene Vorlieben für längere Zeit fixieren. Das moderne Haus, kann es das so wirklich geben, wenn sich zwischen dem Gedanken und der Verwirklichung die Modernität schon längst wieder verschoben hat? Über Weihnachten ist ja nun etwas Zeit, um darüber nachzudenken. Oder etwas Erbauliches (passt doch als Wortspiel…?) anzuschauen. Bilder von Privathäusern, die in sich irgendwann modern waren oder modern werden – aber die Phantasie anregen. Vom TASCHEN VERLAG aktuell das Buch HOMES FOR OUR TIME. Nicht nur, aber schon auch ein Bilderbuch von Häusern rund um die Welt, die allesamt in die Zeit passen. Vorlagen vielleicht für Wünsche, die irgendwann einmal Wirklichkeit werden und Zeichen für die Verwirklichung von Träumen anderer, irgendwo auf der Welt…

Das Buch: Über fünfzig in ihrer Formensprache bemerkenswert individuelle Häuser aus der ganzen Welt, neben anderen von Shigeru Ban, Steven Holl, MVRDV, Xu Fu Min, Desai Chia, Lily Jencks und Marcio Kogan konzipiert. Visionen vom Leben und Wohnen in und mit der Natur. Perfekte Architekturfotografie, dazu Grundrisse und ausführliche Beschreibungen.

Der Autor: Philip Jodidio studierte Kunstgeschichte und Wirtschaftswissenschaften in Harvard und war über zwei Jahrzehnte lang Chefredakteur der französischen Kunstzeitschrift Connaissance des Arts. Zu seinen Veröffentlichungen bei TASCHEN gehören seine Reihe Architecture Now! sowie seine Monografien über Tadao Ando, Norman Foster, Renzo Piano, Jean Nouvel, Shigeru Ban, Oscar Niemeyer und Zaha Hadid.

Homes for Our Time. Zeitgenössische Häuser aus aller Welt

Philip Jodidio

Hardcover, 24,6 x 37,2 cm, 456 Seiten