1934 erteilte Monsieur Pierre-Joules Boulanger, Citroën-Direktor, den Auftrag, einen auf das Wesentliche reduzierten Kleinwagen zu entwickeln. Das Lastenheft soll dem Vernehmen nach so gelautet haben: „Entwerfen Sie ein Auto, das Platz für zwei Bauern in Stiefeln und einen Zentner Kartoffeln oder ein Fässchen Wein bietet, mindestens 60 km/h schnell ist und dabei nur drei Liter Benzin auf 100 km verbraucht. Außerdem soll es selbst schlechteste Wegstrecken bewältigen können und so einfach zu bedienen sein, dass selbst eine ungeübte Fahrerin problemlos mit ihm zurechtkommt. Es muss ausgesprochen gut gefedert sein, sodass ein Korb voll mit Eiern eine Fahrt über holprige Feldwege unbeschadet übersteht. Und schließlich muss das neue Auto wesentlich billiger sein als unser ‚Traction Avant‘. Auf das Aussehen des Wagens kommt es dabei überhaupt nicht an.“ Daraus wurden mehr als drei Millionen 2 CV. Auf heute übertragen könnte das Entlastungsheft des Citroën AMI ähnlich pragmatisch gewesen sein: Ein Automobil für zwei Personen, das Platz für alltägliche Besorgungen bietet und wettertauglich ist. Ein Karton mit Wein, ok. Der Zentner Kartoffeln wird eher nicht die Regel sein. Wenig Platzbedarf beim Parken. Easy im Handling, egal wer das Mobil gerade benutzt. Und die Eier werden heutzutage seltener in Körben transportiert, das kann also zurückgestellt werden. Aus Stiefeln tragen wird wahrscheinlich entspannt und ohne Parkplatzsorgen solche kaufen. Bei dem niedrigen Preis des AMI dürfte das auch leichter von der Hand gehen. Und weil das Mobil nicht erst den Weg vom Land in die Stadt erledigen muss, reichen auch so um die siebzig Kilometer Reichweite. Kein Benzin, sondern Strom. Und weil das Mobil schon ab 16 gefahren werden darf, dürfte es den Einstieg für die Jugend in die elektrisierte Individual-Mobilität erleichtern. Das nur mal so zwischendurch zu einer Lösung, die den urbanen Verkehr entlasten kann…
Fotos: Citroën