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WINTERSONNENWENDE…

Lang waren die Nächte damals. Kalt und dunkel. Nicht nur das elektrische Licht hat in der neueren Zeit dazu beigetragen, dass sich die Schatten aufhellten. Die Sagen von früher sind nicht mehr so präsent. Ebenso die Rituale der Raunächte von damals, die als Schicksalsnächte für das bevorstehende Jahr galten. Jeder Tag nahm voraus, was in seinem Monat im Neuen Jahr geschehen werde, sagte man. An einem dieser Tage Geträumtes würde sich im dazugehörenden Monat ereignen. Man sollte in den zwölf Tagen nach der Wintersonnenwende  keine Wäsche waschen und aufhängen, nicht verreisen, nicht backen, nicht schwer arbeiten, nicht fegen, kein Rad drehen und nicht spinnen (also mit dem Spinnrad…). Freiwilliger ‚Lockdown’…? Am Vortag der Mittwinternacht muss das alles erledigt werden, bevor die Feierlichkeiten beginnen und Fackeln und Feuer die Nacht aufhellen. Mistel und Räuchern sollten in den zwölf Nächten dann gegen gefährliche Strahlen und Schwingungen wirken, bevorzugt Wacholder gegen Schwingungen. Aus den ‚Rauchnächten‘ von früher sind die Raunächte geworden. Das Ritual ist im Brauchtum erhalten. Man spricht beim Räuchern die Formel ‚Glück ins Haus, Unglück hinaus‘. Aktuell ergänzt um: Maske aufsetzen, Abstand halten und Hygiene beachten. Heute, am 21.Dezember 2020, ist der Termin für die Wintersonnenwende. In Österreich, der Schweiz und Deutschland um 14:30 Uhr. Und was man auch immer von den Mythen und Sagen halten mag- nach der längsten Nacht des Jahres wird es dann wieder heller. Es könnte sehr helfen, das im vergangenen Jahr angesammelte Ungute zu verbrennen. Und wenn man die geheimnisvollen Anweisungen von damals auf das Heute übersetzt, fällt es hoffentlich leichter, die Zeit des notwendigen Stillstands als Grundlage für ein lichteres Neues Jahr zu sehen…