Seit 2015 bietet FORD mit VIGNALE ein neues, modellübergreifendes Konzept. Verfeinerte Technik, individueller Service und anspruchsvolle Ausstattung sollen den Kunden eine neue Dimension zugänglich machen. Das Projekt verknüpft man mit einem Namen, der fast schon vergessen war. Interessanterweise aber vor einigen Jahrzehnten genau mit den Faktoren verbunden war, die nun wieder belebt werden: Individualisierung des Groß-Serienproduktes Auto auf der Basis der Vorzüge, die nur die Serie bietet.
Zum Wieder-Auffrischen eine kurze Historie: Die Carozzeria Alfredo Vignale wurde 1946 in Turin gegründet. Berufserfahrung sammelte Alfredo Vignale als Mitarbeiter bei Stabilimenti Farina, nicht zu verwechseln mit Pininfarina. Danach wollte er endlich eigene Karrosserien anbieten. Die erste davon wurde 1948 auf Basis eines FIAT 500 Topolino hergestellt, es folgte ein FIAT 1100 in einer Sonderausführung. Vignale arbeitete für Fiat, Ferrari, Cunningham, Vanguard, Lancia, Maserati, Alfa Romeo, BMW und Tatra. Aus der Firmenchronik läßt sich entnehmen, daß Anfang der fünfziger Jahre auch ein Cisitalia-Ford-XF entstand. Aus Sicht von Designern ist anzumerken, daß Vignale eng mit Giovanni Michelotti arbeitete, dem die Entwürfe des überwiegenden Teils der bei Vignale gebauten Automobile zugeschrieben werden.
Kern des Vignale-Geschäfts war, Sonderausführungen von Volumen-Modellen vornehmlich italienischer Hersteller in Kleinserien herzustellen. Es ist auch die Rede davon, daß Berühmtheiten früherer Zeit individuelle Fahrzeuge anfertigen ließen. Damit befindet er sich in der Reihe berühmter Karossiers jener Epoche. Die Zeiten wurden schwieriger, weil die großen Hersteller begannen, eigene Entwürfe in Serie zu produzieren. Die Zulieferer von Sonder-Projekten in Kleinserien waren nicht mehr gefragt. Vignale wurde 1969 an die Carozzeria Ghia verkauft. Ghia gehörte zu jener Zeit zu De Tomaso. Alfredo Vignale starb 1969 bei einem Auto-Unfall.
1970 übernahm FORD die Carozzeria Ghia und damit die Namensrechte an Ghia und Vignale. Ghia ist seitdem das Label für FORD-Modelle mit gehobener Ausstattung. Vignale wurde nicht vergessen. Aston Martin, 1993 von FORD übernommen, stellte in Genf eine Design-Studie Lagonda Vignale vor.
Dazu der Hinweis, daß es bereits 1954 einen Aston Martin DB2-4 Vignale gab. Einen!
Später gab es eine Konzept-Studie FOCUS VIGNALE CONCEPT (2004, Paris). Die Studie wurde zwischen 2007 und 2010 als FOCUS Coupé-Cabriolet in Serie gebaut. Das verdeutlicht, daß VIGNALE nicht einfach ein neues Label für das Marketing ist. Die Formensprache und der Anspruch des italienischen Automobil-Design haben das FORD-Design über Jahrzehnte begleitet und beeinflusst. VIGNALE heute ist ein Zeichen dafür, daß der Fokus=Blickwinkel verschoben wurde. Nicht der Anspruch. WD