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WAS BRAUCHT DIE WELT?

In den Industrienationen dreht es sich beim Thema Elektro-Mobilität um Parameter, die im Rest der Welt nicht wirklich im Vordergrund stehen. Schwerer, weiter, größer und mehr sind dort nicht die Richtwerte. Dort geht es um Machbarkeit und Leistbarkeit. Beides wohl auch Punkte, die der notwendigen Verbreitung allgemein im Weg stehen. Nicht nur in der Dritten Welt, sondern auch in der Zweiten und der Ersten. Wobei diese Einteilung -zurecht- mittlerweile überholt ist. Ersatz dafür ist der Terminus ‚Entwicklungsländer‘ statt Dritte Welt. In Bezug auf die entschiedene Verbreitung von umweltschonender Mobilität dürfte diese Einordnung allerdings von gewohnter Zuordnung abweichen. Entwicklungsbedarf besteht weiträumig. In den Zonen der ‚High Mobility‘ wird gern verdrängt, dass es mit elektrisch angetriebenen Fahrzeugen derzeitiger Ausprägung schwer möglich sein dürfte, die für die notwendigen Umwelt-Ziele notwendige Verbreitung zu erreichen. In anderen Zonen auf dem Globus stellt sich das Problem im Prinzip gleich. Mit dem gravierenden Unterschied, dass die Menschen dort in der Regel nicht einmal von solchen E-Automobilen träumen können, wie sie in der sogenannten ‚Ersten Welt‘ auf den Markt kommen. In den sogenannten Entwicklungsländern geht es in erster Linie darum, dass die Menschen überhaupt mobil sein können. Aktuell noch davon belastet, dass die Treibstoffkosten für viele zu hoch sind. Diese Länder aber werden erheblich für die Klima-Balance sein. In Indien zum Beispiel werden in absehbarer Zeit mehr Menschen als in China leben. Beachtenswert ist der Weg, auf dem Indien die Verkehrswende herbeiführen will. Status-Fahrzeuge spielen dabei keine Rolle. Leistbare Elektromobilität wird benötigt und verlangt. In Alltag bereits seit längerer Zeit durch Umrüstung von den Dreiradtaxis zum Beispiel im Gang. Anfangs noch mit leistungsschwachen Strom-Speichern ausgestattet (weil Hochleistungsbatterien schlicht zu teuer waren und sind), ändert sich das Bild zusehends durch Abo-Geschäftsmodelle, die das Mieten von LI-Batterien leistbar und möglich machen. Ein fixer Monatsbetrag erlaubt den Tausch leerer Batterien gegen geladene. Das geht in Minutenschnelle. Für die ja nicht gerade wenigen Besitzer von Mopeds Motivation zum Umstieg durch Tausch der ‚alten Motoren‘ gegen Elektro. Ergebnis: In Indien herrscht ein Boom bei der Elektromobilität. Statistisch sieht das so aus: Steigerung um 300 Prozent im zurückliegenden Fiskaljahr, 430 000 verkaufte Elektrofahrzeuge. Nur in der Zahl vergleichbar stehen rund 360 000 Verkäufe in 2021 in Deutschland zur Diskussion.

ELEKTROMOBILITÄTFÜRDIE WELT

Indien ist ja weit weg, vor einiger Zeit so ein schneller -wohl vorschneller- Gedanke, als AUDI von einem Projekt für E-Rickscha’s in Indien berichtete. AUDI hat in Zusammenarbeit mit der Audi-Umweltstiftung und dem deutsch-indischen Start-up Nunam drei elektrifizierte Rickscha’s entwickelt, die insbesondere Frauen in Indien ihre Teilhabe am Handel ermöglichen und sicheren Transport möglich machen sollen. Ausgestattet sind diese Fahrzeuge mit gebrauchten Batterien aus Erprobungsfahrzeugen von AUDI. Modifiziert sollen sie Erkenntnisse für den Einsatz als Second-Life-Batterien gewinnen helfen.

ELEKTROMOBILITÄTFÜRDIE WELT

Es wird nicht lang dauern, dann werden die Menschen in den sogenannten Entwicklungsländern auch nach E-Fahrzeugen mit vier Rädern verlangen. Verbunden mit intelligenten Geschäftsmodellen zur Sicherstellung von Leistbarkeit zur Sicherung der Lebensgrundlagen. ACM / Adaptive City Mobility in München hat mit dem CITY ONE ein Verbund-Konzept aus Fahrzeug, digitaler Plattform und flexiblem Energie-Management entwickelt. Das Fahrzeug ist für viele Einsatzbereiche konzipiert. Technisch so ausgerichtet, dass Reparatur und Wartung einfach sind. Und durch Verwendung von wechselbaren Antriebs-Batterien flexibel im Betrieb. Aus dem Kreis der Erfolgsverwöhnten in der ‚Alten Welt‘ wurde das Projekt mit ‚Nice’ zur Kenntnis genommen, zu exotisch für intensive Beschäftigung. Nach der Vorstellung bei der IAA 2021 sammelte ACM Interessens-Bekundungen aus dem Rest der Welt. Daraus war ein Start-Produktionsvolumen von einigen hunderttausend Fahrzeugen abzuleiten. In der ‚Alten Welt‘ allerdings fehlten bisher die erforderlichen Kräfte für weitere Entwicklung. Hier stehen Reichweite und zunehmend apostrophierter Neuer Luxus im Vordergrund. Obwohl auch hier klar ist, dass die notwendige Reichweite für die Wirksamkeit der Elektromobilität nicht in Kilometern einzelner Fahrzeuge gemessen werden kann. Auch hier wird die Verkehrswende nur in der Breite die für den notwendigen Wandel erforderliche Relevanz erreichen.

Visuals: Courtesy AUDI AG und ACM