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WANN LEBT DIE WÜSTE…

Heute hat Volkswagen die Serienproduktion des ID.3 in Zwickau aufgenommen. Frau Bundeskanzlerin Dr.Angela Merkel war dort. Danach folgt der Autogipfel im Bundeskanzleramt. Zentrales Thema: Der Ladesäulen-Masterplan. Es dürfte um die berühmte Henne, ihr Ei und um die Frage gehen, wer die schwarzen Peter sind. Alle Welt, nicht nur wir, haben die Entwicklung der e-Mobilität aufmerksam verfolgt. Aus gestalterischer Sicht war das interessant, wenn auch überschaubar. Allerdings war das auch nicht verwunderlich. Denn auch das most advanced Design für die Elektrozukunft hilft nicht recht weiter, wenn das Wesentliche, das Fortkommen, kümmerlich am Mangel der Energieversorgung (schon auch an manch Anderem) scheitert. Um die nächsten Stufen der Mobilität ist es derzeit etwas ruhiger geworden. Autonom fahrende Mobile verlieren ihre Qualität schlicht auch, wenn sie auf der Suche nach einer Lademöglichkeit mangels Energie in der Batterie ihre Autonomie verlieren. Die derzeit rund 220 000 Fahrer/Besitzer von elektrisch angetrieben Fahrzeugen in Deutschland waren und sind die mutigen Vorreiter. Ausgestattet mit umfangreichen Reiseplänen, an Kümmernisse mit der Energieversorgung gewöhnt und regelmäßig mit der Wahrheit der Elektro-Physik auf der einen und der Wirklichkeit der Stromversorgung auf der anderen Seite konfrontiert. Sicher übertriebenes Resümee derzeit: Wenn Autos mit heißer Luft angetrieben werden könnten, gäbe es deutlich geringeren Mangel. Für die angestrebte Million e-Automobile in 2030 wird das wohl nicht mehr ausreichen.

Jetzt soll der große Aufbruch kommen. Das Laden soll so selbstverständlich und einfach werden wie das Tanken von flüssigem Treibstoff. Irritierend an der aktuellen Dramaturgie ist, dass das nun gerade jetzt auf die Fahnen geschrieben wird. Als zum Beispiel BMW in das zur Startzeit des i3 sprichwörtlich kalte Wasser sprang, hat das gerade einmal ein paar anerkennende Worte ausgelöst. Momentan zurückgestellt Weiteres und durchaus Erwähnenswertes zu diesem Punkt. Die Rolle von BMW als Pionier der Serienfertigung von Elektrofahrzeugen ist in den Hintergrund getreten. Die Frage stellt sich, wie die Entwicklung verlaufen wäre, wenn die Politik schon mit Start des i3 die Bedeutung von Lade-Infrastruktur entschieden betont hätte. Jahre organischen Aufbaus wären möglich gewesen. Koordination verschiedener Versorgungs-Modelle ebenso. Aber da gab es noch keinen Diesel-Abgas-Skandal und keine Fridays for Future…

Es gab Lösungen. Allerdings korrelierten sie nicht mit den Vorstellungen der etablierten Systeme. Die Idee einer dezentralisierten auf Solarstrom ausgerichteten Versorgung, was war das schon im Vergleich zur ganz großen Lösung. Vorher angesprochen waren die Henne und das Ei. Zu ergänzen ist das durch das Bild vom Igel und dem Hasen. Im Klartext: Dezentral und mit Solarenergie funktioniert. Zur Zeit mit einem sehr nachhaltigen Kostenmodell. Da die Sonne kostenfrei scheint, wird der erzeugte Solarstrom zum selben Tarif (also kostenfrei) abgegeben, nicht zu horrenden Kilowatt-Preisen von 64 Cent und mehr. Ansatz dieser Konfiguration ist der Umstand, dass das Laden Zeit braucht. Statt nur abzuwarten, kann diese Zeit für Nutzbringendes oder Angenehmes verwendet werden. Ein sinnreiches Gegengeschäfts-Modell, das die Salzburger Solarroute repräsentiert. Die Zahl der Lademöglichkeiten ist dreistellig, verteilt auf über 700 Kilometer Strecke. Die Dynamik der Zunahme von Ladepunkten kann auf Fläche und Abstand bezogen locker mit den Ankündigungen in Berlin mithalten. Nun ja, in der Region um Zell am See (da ist das Zentrum der Salzburger Solarroute) hat es ausreichend Gipfel. In Berlin gibt es halt keine Berge, aber Gespräche über die Lade-Wüste…

Autogipfel Berlin/Volkswagen ID3 Roll Out
Das Bild von Carlos Sainz and Lucas Cruz bei der Rally Dakar 2019 in der Wüste von Peru als Symbol-Bild für die ‚Ladewüste’…

Fotos: Volkswagen (ID 3/Roll Out) und Red Bull Content Pool/Wüste, fotografiert von Flavien Duhamel