Wahrscheinlich hat Easy Rider den Rahmen für das Bild des Motorrads geprägt. Für das Zusammentreffen mobiler Authentizität, Emotion, Abenteuer und Technik-Passion ohne störendes Beiwerk. Wer sich umhüllt von viel Blech und auf vier Rädern durch die Welt bewegt, dürfte (und wird es wohl auch nie erfahren) wenig Zugang zur puren Fortbewegung auf einem Motorrad haben. Denn die ist elementar und herausfordernd. Da ist nichts, hinter dem man sich verstecken kann. Da sind die Fakten in ihrer Einheit offen dargelegt. Ein Motor, zwei Räder und die Person, die -so ist es allen Bikern zu wünschen- die Regie führt. Kein Wunder, dass die Technik dabei eine wichtige Rolle spielt. Nicht allein wegen ihrer grundsätzlichen Rolle. Technik wird zelebriert und als Kunstwerk präsentiert. Bei einem Automobil, mag es noch so faszinierend sein, verdecken Hauben und Blech das zentrale Wesen.
Wie gesagt, wer die Fortbewegung auf vier Rädern als präferierte ‚Raumfahrt‘ bevorzugt, wird den Bike-Zugang zum Authentischen nie erleben. Für die Appassionati des Puren wirken die vorausgegangenen Versuche der Motorrad-Stimmungs-Erklärungen sicher wie der Schnee von gestern. Sie leben diesen und ihren Traum. Und sie setzen eine Tradition fort, die sich in Kenner-Kreisen in Jahrzehnten festgesetzt hat: Das Motorrad Ist die Reduktion auf das Wesentliche in der Mobilität. Danach käme wohl nur noch das Fliegen in einem offenen Flugzeug.
Für diese Spezies der Zweirad-Passionierten ist das neu erschienene Kompendium des TASCHEN Verlags sicher Grund für stürmische Begeisterung. Für die Anderen ganz sicher ein Sammelwerk, das das Besondere der Mobilität auf zwei Rädern in grandioser Weise hervorhebt. Die Geschichte des Motorrads und die unglaublichen Formen der Umsetzung, das ist ein wesentlicher Teil mobiler Kultur. Die Präsentation von einhundert prägenden Motorrädern aus allen Epochen formt den einzig passenden Rahmen. Abgesehen davon, dass wohl die meisten der gezeigten Maschinen sorgsam behütet in Sammlungen und Museen aufbewahrt werden -und diese TASCHEN KOLLEKTION einzigartigen Zugang zu diesen Preziosen ermöglicht, soll der Vorzug der Sammlung nicht verschwiegen werden: Die Bilder und Texte, die faszinierenden Geschichten zu den gezeigten Fabelwesen, archivarische Fundstücke, das lässt sich wahrscheinlich, und das gilt dann wohl für alle, nur mit wohltuendem Blättern und Lesen in wohltuender Umgebung genießen…
Der weltbekannte Fahrzeugnarr und Rennsportfreak Jay Leno hat das Vorwort zu Ultimate Collector Motorcycles verfasst, gefolgt von Interviews mit George Barber, dem Gründer des Barber Vintage Motorsports Museums, mit Sammy Miller, dem Trial-Champion und Gründer des Sammy Miller Motorcycle Museums, mit Ben Walker, dem Leiter des Fachbereichs Motorräder im Auktionshaus Bonhams, mit Paul d’Orléans, dem Gründer von The Vintagent, und mit Gordon McCall, Mitbegründer von The Quail Motorcycle Gathering, dem bekannten Motorradtreffen im kalifornischen Carmel.
Die Herausgeber und Autoren Charlotte & Peter Fiell sind renommierte Designautoren, die über 60 Bücher zum Thema geschrieben haben. Zu ihren verschiedenen Spezialgebieten gehört der Bereich Transportationdesign in all seinen unterschiedlichen Formen. Sie haben zahlreiche Vorträge gehalten, Gastkurse gegeben, Ausstellungen kuratiert sowie weltweit Produktionsfirmen, Museen, Sale-Rooms und Privatsammler beraten. Für TASCHEN hat das Paar zahlreiche Titel verfasst, darunter 1000 Chairs, Design des 20. Jahrhunderts, Industriedesign A-Z, 1000 Lights und Skandinavisches Design. Außerdem haben sie die TASCHEN-Reihe Decorative Art, das zwölfbändige domus 1928–1999 und zuletzt das zweibändige Werk Ultimate Collector Cars herausgegeben.
Ultimate Collector Motorcycles / Charlotte & Peter Fiell, Taschen Verlag / Hardcover, 2 Bände im Schuber, 28,1 x 36 cm, 9,40 kg, 940 Seiten / ISBN 978-3-8365-8579-8 (Englisch)
Alle Visuals hat der TASCHEN Verlag für diesen Beitrag zur Verfügung gestellt.