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TRANSPORTATION-DESIGN 10.0…

Für das Design beginnen spannende Zeiten. Nicht, dass es den Kreativen bisher langweilig gewesen wäre. Schritt für Schritt aber wächst die Erkenntnis, dass Design nicht mehr nur für die nett anzusehende Hülle zuständig ist, die den inhaltlichen Fortschritt zu inszenieren hätte. Designer wissen das und wiederholen es regelmäßig, sie bekommen Auszeichnungen und Lob. Im großen Zusammenhang aber ging es bisher sehr zögerlich zu, wenn Design bei der  Zuteilung der Erfolgsfaktoren für ein Produkt an der Reihe war. Bei den Automobilen war es in der allgemeinen Einschätzung relativ einfach. Ohne die Summe optimierter Komponenten half auch das innovativste Design nicht. Weniger formale Güte ließ sich leicht durch schneller, stärker, praktischer oder sparsamer kompensieren und sich so durch den Fokus auf den technologischen USP der Hersteller positionieren. Die Zeiten ändern sich. Umschreibung dafür, dass sich Ansprüche und Verhalten der Menschen ändern, weil sich die Gewichtungen aus unterschiedlichen Gründen verschieben oder verschieben lassen müssen. Die Bedeutung der Verbrennungskraftmaschine wird relativiert und in Folge davon auch die darauf aufbauende Kette der Argumentation. Nicht mehr die isolierte Dominanz wird im Vordergrund stehen, sondern die Fähigkeit der Integration diverser Parameter. Gern hierfür genommen die Begriffe e-Mobilität oder Digitalisierung. In Wahrheit ist es viel mehr. Denn in vielen Lebensbereichen sind Belastungsgrenzen erreicht oder überschritten. Es dürfte um die Gestaltung eines -wie auch immer- anderen, positiv orientierten Weltbilds gehen. Wahrscheinlich, dass der bisher begrenzt auf Formales betrachtete Begriff Design zu dem Universalbegriff für Lebens-Gestaltung werden wird. Dass Design nicht mehr Spielwiese intellektueller Eliten sein wird sondern Motor eines breiten Umdenkens. Ein wesentlicher Aspekt übrigens der Design-Philosophie von Ettore Sottsass. Auch -in aller Bescheidenheit- Fokus von DESIGNERS-DIGEST.

Aktueller Anlass für diesen Ausflug in die Design-Zukunft ist das Statement von Herrn Michael Mauer, Design-Leiter des Volkswagen-Konzerns: „Design wird ganz entscheidend dafür verantwortlich sein, welche Automobilmarken in Zukunft überleben“! Bei gutem Design geht es aus Sicht von Herrn Mauer um weit mehr als die reine Form. Design sei in großen Unternehmen heute ein fester Bestandteil im Prozess von Entwicklung, Gestaltung und Vermarktung von Produkten oder kompletten Unternehmensleistungen. Design stelle das Unternehmen, seine Tradition und Werte, seine Ideen und Leitbilder sowie seine Mission in einen ästhetischen Kontext und bekräftige die Identität des Unternehmens. Design profiliere Marken und eröffne neue Perspektiven und Märkte. Damit sei Design ein Wertschöpfungsfaktor und leiste einen wesentlichen Beitrag zur Wertsteigerung des Unternehmens. Design werde zum Schlüssel für Erfolg und zum treibenden Wertschöpfungsfaktor. Am Ende gehe es um die Gestaltung einer reizvollen und begehrlichen Zukunft. Herr Mauer fokussiert das auf die Erweiterung des Aufgabengebiets von Automobil-Designern hin zu dem Cluster Mobilitätsdesign. Insgesamt sind Herrn Mauer’s Statements Indikatoren für deutliche Verschiebungen. Das immaterielle Wirtschaftsgut, von Ökonomen und Technokraten gern belächelt, von Künstlern, Philosophen und Kreativen tagtäglich verteidigt, kann die Phase des Materiellen relativieren. Neu ist das nicht, weil es immer wieder die Ideen der Avantgardisten waren, die etwas vorangebracht haben. Aber es ist gut, dass darüber gesprochen wird…

Fotos: Volkswagen AG

Herr Michael Mauer, Design-Leiter des Volkswagen Konzerns…