Ist es ein Mond oder sind es zwei, nur weil seine andere Seite eher verborgen ist? The bright side of the Moon, im wiederkehrenden Zyklus immer wieder zu beobachten, zu bewundern oder anzubeten. Jeder aber weiß, dass es nur diesen die Erde umkreisenden Mond gibt, dessen Ganzes akzeptiert ist. Dessen eine Seite im Licht strahlt, während seine andere Seite dem Universum zugewandt ist und sich nur langsam den Entdeckern offenbart. Ist das jetzt übertrieben, wenn Helmut Newton damit in Verbindung gebracht wird? Und wenn schon. Aber sein Name, seine Arbeit umkreist den Globus in Konstanz. Zyklisch schon, aber immer präsent. Wiederholt ist Neues auf der Bright Side zu entdecken. Schritt für Schritt aber kommt Licht in die der allgemeinen Bewunderung abgewandten Seite. Es wird heller um die mutigen Astronauten der Kommunikation, die um eine fotografische Interpretation des legendären Universalisten ansuchten. Zu entdecken ist, dass Helmut Newton nicht unterschied zwischen der Bright und der Dark Side of the Moon, wenn er deren Aufträge annahm. Er blieb Newton. Kein Unterschied zwischen seinen freien Inszenierungen und jenen, die er für Werbekunden schuf. Nein, er war nicht einer von denen, die bei Präsentationen ihrer Bilder mühsam Erklärungen oder kleinmütige Entschuldigungen dafür hervorbrachten, dass die einen Bilder für Geld fotografiert worden wären, die anderen aber die Wirklichkeit des fotografischen Wollens zeigten. Helmut Newton hat sich nicht verbogen. Er hat seine Bilder fotografiert. Basta.
‚We have a Lift Off’, now. Nicht von Cape Canaveral. Sondern vom Entdecker kreativer Universen: Dem TASCHEN Verlag. Begleitend zur Ausstellung HELMUT NEWTON. BRANDS, (vom 3. Dezember 2022 bis 14. Mai 2023 in der Helmut Newton Stiftung) erscheint HELMUT NEWTON. A GUN FOR HIRE als in Zusammenarbeit mit der der Helmut Newton Foundation überarbeitete Neuausgabe. ‚Gun for Hire‘? Helmut erklärt das: „Die fotografische Arbeit mancher Menschen ist Kunst. Meine nicht. Wenn meine Fotos zufällig in einer Galerie oder einem Museum ausgestellt werden, soll es mir recht sein. Aber das ist nicht der Grund, warum ich sie mache. Ich bin ein „Auftragskiller“, ein Gun for Hire“, sagte Helmut Newton 2004 zu Newsweek. Das schnörkellose Werk des vielleicht am meisten gefeierten Fotografen des 20. Jahrhunderts widersetzt sich jeder Kategorisierung. Newton sträubte sich stets gegen die Bezeichnung „Kunst“ und überlässt es nun dem Betrachter selbst, dies heute, in Anbetracht der zahllosen Schauen in Museen und Galerien, anders zu sehen.
Spring/Summer 1993, Paris ( © Helmut Newton Foundation, Berlin
Die ‚Astronauten‘ sind: Helmut Newton (1920–2004) Er war einer der einflussreichsten Fotografen aller Zeiten. Ersten internationalen Ruhm erlangte er in den 1970er-Jahren, vor allem durch seine Arbeit für die französische Vogue. Newton inszenierte seine Modelle nicht im Studio, sondern in Alltagssituationen, Innenräumen und auf der Straße. Seine Mischung aus widersprüchlichen Szenarien, kühner Beleuchtung und bemerkenswerter Bildkomposition wurde zu seinem Markenzeichen. Ihm wurden zahlreiche Ehrungen zuteil, darunter der Titel des Commandeur dans l’Ordre des Arts et des Lettres.
Die Herausgeberin June Newton (1923–2021) war seit 1970 als Fotografin unter dem Künstlernamen Alice Springs tätig. Ihre Werke wurden weltweit ausgestellt und unter anderem in Vanity Fair, Interview, Elle und Vogue veröffentlicht. Zu den vielen berühmten von ihr portraitierten Menschen zählen William S. Burroughs, Catherine Deneuve, Graham Greene, Vivienne Westwood, Ralph Gibson, Roy Lichtenstein, Robert Mapplethorpe, Yves Saint Laurent und Nicole Kidman.
Der Koautor Matthias Harder studierte Kunstgeschichte, Klassische Archäologie und Philosophie in Kiel und Berlin. Er ist Mitglied der Deutschen Gesellschaft für Photographie sowie Beiratsmitglied des European Month of Photography. Seit 2004 arbeitet er als leitender Kurator in der Helmut Newton Stiftung in Berlin, seit 2019 auch als Stiftungsdirektor. Harder publiziert darüber hinaus regelmäßig Artikel in Kunstmagazinen, Büchern und Ausstellungskatalogen.
Helmut Newton. A Gun for Hire / Helmut Newton, June Newton, Matthias Harder / Hardcover, 23 x 30,5 cm, 1,85 kg, 240 Seiten / ISBN 978-3-8228-4643-8 / Mehrsprachige Ausgabe: Deutsch, Englisch, Französisch
Alle Bilder für diesen Beitrag wurden vom TASCHEN VERLAG zur Verfügung gestellt. Rechteinhaber sind die Helmut Newton Foundation, Berlin und/bzw. der TASCHEN Verlag. Bitte respektieren Sie, dass jedwede Verwendung der gezeigten Bilder (Herunterladen, Speichern, Wiedergeben etc.) strikt untersagt ist.
Das Titelbild zeigt einen Ausschnitt aus: Helmut Newton / Italian Vogue, Monte Carlo, 2003 / © Helmut Newton Foundation, Berlin