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STEIRISCHER HERBST ‘21 / THE WAY OUT…

Der ‚steirische herbst‘ hat bereits eine lange Geschichte der Auseinandersetzung mit dem öffentlichen Raum und wagt sich heuer radikal nach draußen – heraus aus dem Lockdown, aber auch heraus aus der sicheren institutionellen Blase. In einer Zeit, in der die Kunst nach Wegen sucht, wieder unverzichtbar zu werden, beschäftigt sich das Festival damit, wie Kunstwerke in das neue Abenteuer des Alltäglichen eindringen können, sei es in Form von zufälligen Begegnungen, lokalen Workshops oder öffentlichen Versammlungen. Die Auseinandersetzung mit dem Lokalen – seinen Kontexten, seinen Geschichten, seinen Menschen – steht in Zusammenhang mit der Forderung, unnötige Reisen zu vermeiden. Darüber hinaus bietet sie einen Resonanzraum für die aktuelle, seltsam schmerzhafte und manchmal unbeholfene Wiederentdeckung der Außenwelt nach einem Jahr des Lockdown-Lebens und der Online-Kultur – die selbst ein wertvolles Werkzeug ist, um Publikum über geografische und andere Grenzen hinweg gleichberechtigt zu erreichen.

Jetzt, wo man sich langsam wieder an Begegnungen mit fremden Menschen gewöhnt, ist es Zeit, dass die zeitgenössische Kunst sich dem stellt, was ihr fremd ist: Das nicht eingeweihte Publikum, unsichtbar und lange vernachlässigt. Die Kunst der Avantgarde lässt sich als eindringliche, ausdrückliche und gelegentlich verächtliche Ablehnung des Populismus deuten. Häufig fordert die Avantgarde einen radikalen Wandel, aber ihre Kunst richtet sich ebenso häufig an einen elitären Kreis von Betrachterinnen und Betrachtern und bleibt dem Großteil der Bevölkerung unzugänglich.

Heute, in einem Moment, in dem die Zukunft ähnlich ungewiss ist wie bisher nur nach Kriegen, könnte die Fähigkeit, radikalen Wandel herbeizuführen, durchaus in den Händen eines zuvor ausgegrenzten Publikums liegen – Menschen aus Orten, die noch nicht von zeitgenössischer Kunst durchdrungen sind, oder die sich woanders umsehen, wenn sie Antworten auf politische Fragen suchen. Kann das Populäre politisch sein, ohne in eine Populismusfalle zu tappen?

Steirischer Herbst 2021
Golfer vor dem Eagle Creek Wildfire, fotografiert von © Kristi McCluer / Reuters via Guliver, bereitgestellt von ’steirischerherbst ’21‘

Weil es nicht hilfreich ist, einen sorgsam formulierten Text erst zu lesen, dann zu analysieren und dann so wiederzugeben, als wäre er neu geschrieben, ist das Vorangestellte das offizielle Statement zum ‚Steirischen Herbst 2021‘ vom Juni 2021.

Das Festival steht bevor. Es findet vom 9.September bis zum 10.Oktober 2021 statt. Um eine Woche verlängert und um zwei Wochen vorverlegt. Grund für den angepassten Zeitrahmen ist die aktuell nicht absehbare epidemiologische Situation. Formate unter freiem Himmel erscheinen produktionssicherer, werfen allerdings Fragen nach der Wetterfestigkeit von Akteuren und Zusehern auf. Auf der Internet-Seite wird umfassend beschrieben, was das Besondere an diesem Festival ist. Ein Vorgeschmack: Reverend Billy and the Church of Stop Shopping / Predigt und Performance. Reverend Billy and the Church of Stop Shopping ist ein radikales Performance-Kollektiv mit Sitz in New York. Reverend Billy, ein humoristischer Prediger, der von Performancekünstler William (Billy) Talen dargestellt wird, warnt vor dem bevorstehenden Ende der Menschheit durch manisches Shopping. Begleitet wird er vom Stop Shopping Choir unter der Leitung von Savitri D. Die Gruppe arbeitet seit den späten 1990er-Jahren zusammen und wurde 2011 durch ihre Guerilla-Interventionen bei den Occupy Wall Street-Protesten bekannt.

Die Bilder, auch das Titelbild von Reverend Billy and the Church of Stop Shopping,  Foto: © Erik McGregor, wurden vom Veranstalter bereitgestellt.