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MELDUNG VOM RAND…

In Kassel ist im Zusammenhang mit der documenta 2017 eine Diskussion um den Ankauf des Kunstwerks von Olu Oguibe im Gang: Sein Obelisk, aufgestellt auf dem dortigen Königsplatz. In vier Sprachen eingemeißelt ein Satz. Ich war ein Fremdling und Ihr habt mich beherbergt. Am 5.September wird die Ankaufs-Kommission tagen.

Prinzip der Demokratie ist, dass man miteinander spricht. Jeder hat dabei das Recht, seine Meinung frei zu äußern. Da es um Kunst geht, dürfte die Meinungsvielfalt ausgeprägt sein. Irgendwann wird man unter Demokraten zu einem Ergebnis kommen. Ein Stadtverordneter in Kassel hat dazu auch seine Meinung kundgetan. Das ist sein Recht und als gewählter Vertreter auch seine Aufgabe. Die Öffentlichkeit hat das zur Kenntnis genommen und deutlich widersprochen. Was hat er gesagt, der Stadtverordnete Thomas Materner in Kassel. Angehöriger der AfD dort und stellvertretender Fraktionsvorsitzender derselben. Er widersprach dem Ankaufs-Ansinnen mit der Begründung, es handle sich bei dem Objekt um ‚ideologisch polarisierende, entstellte Kunst’. Ergänzt um die Ankündigung, seine Weggefährten würden bei ‚jedem von Flüchtlingen begangenen Anschlag’ zu Demonstrationen vor dem Obelisken aufrufen. Warum dieses ‚Rand-Thema’ im Designers-Digest? Nun, weil wir fest davon überzeugt sind, dass Kunst und Gestaltung Symbole einer Demokratie in Freiheit sind. Deshalb muss man auf Argumente einer Gruppe am Rand aufmerksam machen. Und Widerspruch gegen solche Parolen und jene wecken, die sich im Schatten der unseligen Vergangenheit bewegen. Der Satz auf dem Obelisk ist der Bibel entnommen. Die Wortwahl des T.Materner ist inhaltlich nicht mehr weit vom Sprachgebrauch des vergangenen, unsäglich verbrecherischen Regimes. Sicher richtig, auf den Beitrag NICHTS GESEHEN, NICHTS GEWUSST vom 10 Juni hinzuweisen…

WD

Olu Oguibe, Das Fremdlinge und Flüchtlinge Monument 2017, Kassel