Harald, hab Nachsicht für diesen nicht originellen aber herzlichen Prolog. Arved Fuchs erzählt die Geschichte. Werner
wache Wache
Die erste Reise, auf der ich zusammen mit Harald Schmitt an Bord der „Dagmar Aaen“ war, führte uns in den dunklen Wintermonaten Januar und Februar zu den Lofoten nach Norwegen.
Ich hatte ihn zur Nachtwache, nach der „Hundewache“, von 04 – 08 Uhr eingeteilt. Aus Erfahrung wusste ich, das ist die beste Zeit für einen erfahrenen Fotografen, eindringliche Bilder zu bekommen. Das allererste Licht, das die Nacht ablöst, die unendlich lange Dämmerung, schließlich die langsam aufsteigende und flach am Himmel bleibende Sonne, die Farbe des Meeres durchläuft alle Schattierungen von Grau, bis es schließlich silbern wird oder golden und danach erst blau. Große Oper für die Augen, jeden Morgen wieder. .
Und das Gleiche dann noch einmal , in umgekehrter Reihenfolge, bei seiner nächsten Wache von 16.00 – 20.00 Uhr. Wenn ich ihm beim Fotografieren zusehe, habe ich mich oft gefragt, was der da eigentlich macht. Wo ist sein Motiv? Kein Sturm, keine Gewitterwolken, kein Schiff in Sicht – was sieht der durch seinen Sucher?Ich war ja schon ein paar tausend Seemeilen auf allen Meeren unterwegs, habe aber die See meist aus der Perspektive des Seemannes betrachtet. Aus welcher Richtung kommt der Wind, wie verhalten sich die Wellen, halte ich auch Kurs, stehen die Segel richtig, wie stark krängt das Schiff, kommt Wasser über, sind die Luken dicht, sind die Strecktaue gespannt? Das Meer ist Sache zum Zweck. Das ist Meer ist da. Natürlich ist es manchmal auch schön, bei stillen Sonnenaufgängen in der Arktis beispielsweise oder bei spektakulären Sonnenuntergängen in den Tropen. Aber immer genau dann hat Harald seine Kamera in der Koje gelassen.
Wir sind zusammen nach Grönland gesegelt, waren vor Afrika unterwegs, erreichten die Gegend um Kap Hoorn. Und immer und überall, von den Lofoten bis Feuerland, geriet der Fotograf ins Schwärmen, wenn grade keine oder kaum Farben zu sehen waren, wenn wenig Bewegung auf dem Meer herrschte, sogar dann, wenn es wirkte wie hinter einer Milchglasscheibe. Als ich dann später die Fotos gesehen habe, die während dieser Wachen entstanden sind, verstand ich plötzlich was Harald gesehen und fotografiert hat.. Er achtet auf Kleinigkeiten die sich in den Wellen spiegeln, auf kleinste Veränderungen in den Widerspiegelungen des Himmels auf dem Meer, auf die Nuancen der Grautöne einer farblosen See, auf die besondere Ästhetik einer sanften Welle, auf alles, was uns das Meer an leisen Botschaften mitteilt.. Ich muss sagen:“ Er waren „wache Wachen“, auf denen diese Fotos entstanden sind..
Arved Fuchs