Der große Respekt vor Mr.Ikuo Maeda, MAZDA Design Director, verlangt nach sofortiger Klärung dieser beiläufig wirkenden Überschrift. ‚Gute Arbeit‘ sagte Matasaburo Maeda, Vater von Ikuo Maeda und früherer Chefdesigner von MAZDA, als er drei Monate vor Marktstart des MAZDA RX-8 erfuhr, dass sein Sohn Ikuo an dessen Designprozess beteiligt war. Das war 2003. Es ist eine sehr ungewöhnliche, eher gar eine einmalige Geschichte, diese Geschichte über die Maeda Design-Dynastie. Sie hat das MAZDA Design geprägt und zu einem Solitär in der automobilen Formensprache gemacht. Maeda-san ist der Designer, bei dessen Begrüßung die Verneigung sehr viel mehr ist als eine Form von Höflichkeit. Bei Erwähnung des Namens Maeda in der Designabteilung ist ehrfürchtige Reaktion und Respekt zu spüren. Mr. Matasaburo Maeda kam 1962 zum Unternehmen. Er ist ausgebildeter Ingenieur. Stieg nach achtzehn Jahren zum General Manager der Designabteilung auf, bekleidete diese Position bis 1987. Er war seit jeher ein Verfechter der Klarheit. Design solle niemals verschnörkelt oder ornamental sein. Hierin findet sich die Gedankenwelt von Bauhaus. Anders aber, weil Walter Gropius die Stringenz traditioneller japanischer Baukultur als den erstrebenswerten architektonischen Ausdruck bezeichnete. Krönung der Design-Ära von Mr. Matasaburo Maeda war der MAZDA RX-7. Die Geometrie des Kreiskolbenmotors erlaubte den Designern ein Tiefer-Legen der Fahrzeugfront- neben den Klappscheinwerfern die prägende und charakteristische Form des Sportwagens.
Mr. Matasaburo Maeda trennte sehr konsequent zwischen Privatem und seiner Tätigkeit als Designer: „Der Begriff Designer mag attraktiv klingen, aber die Arbeit ist mühsam, und ich habe sie nie mit nach Hause genommen“. Der junge Maeda hatte anfangs keine Ambitionen auf eine Karriere als Automobildesigner. Er liebte Autos, vor allem schnelle. So waren es Steve McQueen und der Film ‚Le Mans‘, die Ikuo Maeda’s Entschluss auslösten, eine Tätigkeit in Verbindung mit Automobilen anzustreben.
Nächster Schritt war sein Industriedesign-Studium am Kyoto Institut für Technologie. Zu Hause hielt er sich an die eherne Regel des Nicht-Erwähnens fachbezogener Themen. Einen weißen MAZDA RX-7 hatte er damals gekauft, weil er schnell, für ihn leistbar und ziemlich gut aussehend war. Dass sein Vater die Form gestaltet hatte, war ihm nicht bekannt. 1982 begann Mr.Ikuo Maeda seine Laufbahn als Designer bei MAZDA – bei dem Unternehmen, dessen Design von seinem Vater Matasaburo geprägt war. Jetzt ist es Ikuo Maeda, der die legendäre Formensprache des Unternehmens weltweit bestimmt. Es wäre überraschend, wenn die Philosophien der Beiden kongruent wären. Prinzipiell stimmen sie aber in ihrer Konsequenz überein. Die Entwürfe seines Vaters beschreibt Ikuo Maeda als ruhig und elegant. Seine im Gegensatz dazu seien dynamisch und voller Bewegung. Die Formen des Vaters strebten Beständigkeit an. In den Formen des Sohnes löst sie sich in Fluidität. 2009 übernahm Ikuo Madea die Leitung des MAZDA Design. Seiner Philosophie der Betonung der Bewegung folgend, etablierte er die einzigartige Formel seiner Designsprache: KODO – Soul of Motion. Dynamik, die die Spannung der Form prägt.
Zugleich trägt KODO die Signale kraftvoller, purer Energie durch die Bewegung der Zeit. Mr. Matasaburo Maeda formuliert das Essenzielle: „Sein (Ikuo Maeda) Design hat etwas, das mich berührt. Ich verstehe es. Und zwar nicht deshalb, weil er mein Sohn ist“. Zu verstehen wohl auch deshalb, weil Vater und Sohn von der Philosophie geprägt sind, auf alles zu verzichten, was von der Konzentration auf das Wesentliche ablenken könnte. Über Design sprechen beide auch heute noch kaum. Auch aus gegenseitigem Respekt und zur Umgehung kreativer Differenzen. Es ist eine spannende, faszinierende und im Automobildesign wohl einmalige Geschichte, diese Geschichte des Design-Dynastie Maeda. Zu KODO sind im Designers-Digest einige Geschichten erschienen, weil diese Design-Philosophie etwas Solitäres ist: https://www.designers-digest.de/kodo-evolution-mazda-3/ https://www.designers-digest.de/kodo-soul-of-motion/ https://www.designers-digest.de/100-years-sensuality-mazda-vision-coupe/ https://www.designers-digest.de/car-as-art-mazda-ev/ https://www.designers-digest.de/kodo-evolution-mazda-3/ https://www.designers-digest.de/sensuality-mazda-vision-coupe/ https://www.designers-digest.de/artful/ https://www.designers-digest.de/artful-design/ https://www.designers-digest.de/maeda-sensei/
Eine ganz kurze Geschichte noch zum Schluß: Beide Maeda’s können sich auf Eines im Design verständigen. Das ist die Bewunderung der Eleganz italienischen Designs. Giorgetto Giugiaro und Nuccio Bertone waren beide Gäste im Hause Maeda. Sie arbeiteten parallel an den Entwürfen der MAZDA Luce Modellreihe. Das Wissen von Giugiaro und Bertone um die Essenz eines Automobils ist Ikuo Maeda präsent. Design mit einem Fokus auf die Karosserie erzeugt Stärke und Schönheit. Das floss in die Evolution in der zweiten Phase des KODO Design ein, markiert durch das phänomenale Konzeptfahrzeug RX Vision.
Alles Unnötige, selbst charakterisierende Linien entfielen. Im Ergebnis lassen Licht und Schatten Formen und Bewegungen entstehen, die dem RX Vision das Aussehen eines beseelten Wesens verleihen. Eine kurze Rückblende: Während der Arbeit am RX-7 gab Matasaburo Maeda seinem Sohn einen Brieföffner, den Enzo Mari gestaltet hatte. Das Besondere daran war und ist eine Drehung im Material. So als hätte jemand mit viel Kraft den Gegenstand mit bloßen Händen verdreht. Für Ikuo Maeda ist dieser Brieföffner ein Objekt von essenzieller Form, schön und stilvoll. Das ist Design. Ohne diesen Gegenstand, so Ikuo Maeda, wäre er vielleicht niemals Designer geworden…
Fotos: MAZDA und Designers-Digest