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MAL GANZ EHRLICH…

Vor dem Text zum Buch über George Quaintance: Der TASCHEN VERLAG stellt unter dem Titel THE FLAMBOYANT LIFE & FORBIDDEN ART OF GEORGE QUAINTANCE dessen Kunstwerke in Berlin aus. Opening der Ausstellung ist am 26.April 2019. Zeit und Ort auf der Einladung- gleich im Anschluß:

Da steht in Florenz die Statue eines nackten Mannes. Fünf Meter und siebzehn Zentimeter hoch und fast sechs Tonnen schwer. Kampfbereit, lässig die Steinschleuder über der linken Schulter. Mit dem David zeigt Michelangelo den bevorstehenden Sieg. Wen stört es? Millionen von bewundernden Besuchern sicher nicht. Verhüllend bekleidet ist auch die Venus von Milo nicht. Idealisierte Abbildungen nackter Menschen sind seit der griechischen Antike ein immer wiederkehrendes Thema. Sie repräsentieren nicht die Norm. Symbolisierten damals Jugend, Schönheit, Kraft und Reinheit, vorrangig den Männern zugeordnete Eigenschaften. Die idealisierte Nacktheit der Frau bekam in der Kunst der Renaissance Bedeutung. Bis heute hat sich nichts daran geändert, dass Nacktheit Faszination oder Neugier bewirkt. Fragwürdig ist die Beurteilung der Schwerpunkte, aus denen heraus die Betrachtung stattfindet. In der Regel mehrheitsorientiert gefiltert und damit nicht mehr selbstverständlich und frei. Rätselhaft, dass Bilder nackter Männer aus den deutschen Dreissiger-Jahren solche ‚Filter‘ passieren – und im Sujet gleiche Abbildungen sich andernorts im ‚Gefängnis‘ des ‚nicht Normalen‘ wiederfinden. Rätselhaft auch, dass das Leben der Künstler weniger hinterfragt wird, wenn weibliche Nacktheit in ihren Werken gezeigt wird. Stellt ein Mann dagegen Männer idealisiert und nicht oder wenig bekleidet dar, schleicht sich leicht der Gedanke an Verruchtheit ein. George Quaintance lebte an dieser Grenze zwischen persönlicher Prägung und gesellschaftlicher Normierung. Er arbeitete in einer Zeit, in der Homosexualität tabuisiert war. Schlimmer, verboten war und unter Strafe stand. Im TASCHEN VERLAG erscheint ein Buch über ihn und seine Arbeiten. Er gilt als der beste Künstler für die männliche Anatomie der vierziger- und fünfziger Jahre. Seiner Zeit war er voraus. Gerechter Ruhm ist ihm nicht zuteil geworden. Noch nicht.

TASCHENs Quaintance zeichnet die bemerkenswerte Lebensgeschichte von George Quaintance nach und stellt seine lebensfrohen, aber auch kulturell aussagekräftigen Bilder neu vor – Werke, die Quaintance zum beliebtesten und erfolgreichsten Künstler seines Fachs und zu einer der schillerndsten Figuren seiner Zeit machten.

Der Autor: Reed Massengillist Fotograf und Schriftsteller. Überdies ist er Verfasser und Herausgeber zahlreicher Bücher, darunter Self-Exposure: The Male Nude Self-Portrait und Uncovered: Rare Vintage Male Nudes. Sein Portrait of a Racist aus dem Jahre 1994 wurde für den Pulitzer-Preis nominiert.

Die Herausgeberin: Dian Hansonhat von 1976 bis 2001 verschiedene Herrenmagazine produziert, darunter Juggs, Outlaw Biker und Leg Show, bis sie 2001 schließlich Herausgeberin der TASCHEN Sexy Books wurde. Zu ihren mehr als 60 Büchern für TASCHEN gehören The Art of Pin-up und Psychedelic Sex. Sie lebt in Los Angeles.

Das Buch: Quaintance/ Reed Massengill, Dian Hanson / Hardcover, 29 x 39,5 cm, 168 Seiten € 74,99 / ISBN 978-3-8365-0732-5 (Deutsch, Englisch, Französisch) / Die Abbildungen werden mit freundlicher Genehmigung des TASCHEN Verlag gezeigt.