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LA DISHARMONIE DE PARIS…

Wo viel Licht ist, ist viel Schatten. Reizvoller ist es, über die Dinge im Licht zu sprechen, das Fertige am Ende eines Gestaltungsprozesses. Die Schatten dienen dabei zur dazu, das Strahlen zu verstärken. Im Dunklen bleibt, was mit dem Erstellen eines Werks einherging. Architekt Jean Nouvel hat mit der Philharmonie de Paris etwas Strahlendes geschaffen. Schatten des Projekts allerdings waren schon 2013 deutlich. Denn im Herbst 2013 waren der Architekt und seine Mitarbeiter von der Baustelle verwiesen worden. Jean Nouvel wurde vorgeworfen, für die Kostenexplosion und die erhebliche Verspätung bei den Bauarbeiten verantwortlich zu sein. Andere wurden mit der Fortführung beauftragt. Nouvel erhob Klage, Er verlangte Modifizierungen, untersagte die Verwendung seines Namens und seines Bildes im Zusammenhang mit dem Bauwerk. Die nicht unter seiner Regie vorgenommenen Fortführungsarbeiten beschrieb er als Pfusch und Sabotage.

Nun fordert die Betreibergesellschaft einhundertsiebzig Millionen Euro von Jean Nouvel, weil die Philharmonie zu teuer geworden ist. Geplant waren Baukosten in Höhe von 173 Millionen Euro. Bei Betriebsaufnahme lagen die Kosten bei über 380 Millionen Euro. Nouvel habe ständig Änderungen vorgenommen und die Kosten unterschätzt, so die Begründung für die Forderung. Dagegen hat er Klage bei der Finanzstaatsanwaltschaft eingelegt. In Fachkreisen wird engagiert über den Fall diskutiert. Man bezeichnet es als einen Skandal, dass Nouvel zum Sündenbock für ein System gemacht werde, das an der Wirklichkeit vorbeigehe. In der Welt der Architektur sei der Fall beispiellos. Jedermann wisse, dass die Vergabeordnung öffentlichen Auftraggebern vorschreibe, den Bieter mit dem wirtschaftlichsten und damit billigsten Angebot zu beauftragen. Die Folge: Unangemessen niedrige Preise. Und danach Explosionen der Baukosten. Für Jean Nouvel würde ein Urteil zu seinen Lasten existenzielle Folgen haben.

An sich ist dieser Fall ein Thema für die Tages- und Wirtschaftspresse. Aber in den Schattenbereichen von Gestaltung und Design ist erkennbar, dass prinzipiell Ähnliches -nicht in den genannten Größenordnungen- geschieht, dass Wunsch und Wirklichkeit in ein eigenartiges Verhältnis zueinander gebracht werden.

La Philharmonie de Paris / Jean Nouvel
Grande Salle Pierre Boulez…

Fotos bereitgestellt von der Philharmonie de Paris