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L7, ÜBERNEHMEN SIE?

Alle Wege führen nach Rom. In der Mobilitätsdiskussion könnte es helfen, einmal festzulegen, welches Rom eigentlich gemeint ist. Wenn es um das Fahren in der oder in die Stadt geht, dann könnte das Navigationssystem der Diskussionen und Konzepte eine Korrektur vertragen. Zu wenig Platz in den Innenstädten und zu hohe Luftbelastung verlangen nach Lösungen. Mit e-Autos wäre das mit der besseren Luft zu beheben. Die Sache mit dem Platz, da ist noch sehr viel Spielraum für cleveres Agieren. E-Mobilität ist vom Traum beherrscht, alles so machen zu können wie halt bisher auch mit einem ‚alten‘ Antrieb. Reichweiten und Performance stehen ganz vorne. Prestige ist auch nicht zu unterschätzen und natürlich die Vision vom ‚Smartphone auf Rädern‘ mit allem nur wünschbaren oder denkbaren Komfort. Das ergibt dann große Fahrzeuge mit der Summe der Vorteile, der aber eine ganze Litanei von Nachteilen gegenüberstehen.  Daraus wird sich so schnell keine Entlastung der Innenstädte entwickeln lassen. Mobilitäts-Dienste, das hat sich ja nun auch gezeigt, haben bestenfalls noch eine lange Phase vor sich. Viele haben es ja bereits schon komplett hinter sich.

Einigkeit unter allen Diskutanten besteht in einem Punkt. Veränderungen stehen an. Vor allem Veränderungen in den Verhaltensmustern. Bisher wirkt es allerdings so wie beim Mikado, wer sich zuerst bewegt, der fürchtet verloren haben zu können. Wenigstens irgendeinen Nachteil im Vergleich zum Gewohnten in Kauf nehmen zu müssen. Nicht ganz zu Unrecht, denn Nachteile gibt es durchaus. Wie sehr individuelle Verantwortlichkeit für die Besserung der katastrophal werdenden klimatischen Verhältnisse schwerer wiegt als das Verbleiben im Gewohnten, das entscheidet jeder für sich. Begleitet von ökonomischen und praktischen Erwägungen. Die aktuell gebrauchte Formel für e-Automobile mit viel von allem bringt zur Zeit in der Hauptsache das Rechenwerk in Schieflage. Eine alternative Formel würde helfen. Sie könnte auf der so oft genannten ‚last mile‘ aufbauen. Also auf der Bewältigung kurzer Strecken mit angepassten Fahrzeugen. Sie können leicht sein, müssen klein sein. Und wirtschaftlich so tragbar, dass auch der beste Vorsatz nicht am ökonomischen Rahmen scheitert. Und da ist Vieles in Bewegung gekommen. Das Muster ist recht einfach: Das ‚long-range‘ Fahrzeug traditioneller Bauart kann (muss nicht) für weite Strecken erhalten werden. Für die kurzen wird gewechselt.

Die Urban-Mobility-Klasse der Zukunft: L7
SLRV / L7e Konzept der DLR…

Auf eine Fahrzeugklasse, die von sich reden machen wird: Leichtfahrzeuge der Klassifizierung L7 für den urbanen Verkehr. Der Forschungsbereich Verkehr des Deutschen Zentrum für Luft und Raumfahrt hat ein neuartiges Kleinfahrzeug in der Klasse L7e entwickelt. Es ist leicht (450 Kilogramm), effizient, 120 km/h schnell und sicher. Durch einen Brennstoffzellen-Batterie-Hybridantrieb emissionsfrei. Mit einer Reichweite von vierhundert Kilometern stellt es so manchen ‚Großen‘ in den Schatten. Einsatzprofile sind Pendelstrecken, Carsharing und Zubringerdienste. Spannend wird es bei den Kosten. Das SLRV-Team (Safe Light Regional Vehicle= SLRV) rechnet mit Anschaffungskosten von derzeit rund 15.000,oo Euro. Bei einer Laufleistug von 300.000 Kilometern und einer Nutzungsdauer von zehn Jahren ist ein Preis von ca. zehn Cent pro Kilometer realistisch. Rechnet man nun Kosteneinsparungen durch verminderten Einsatz des vorhandenen ‚Long-Range-Vehicle‘ und verbunden damit eine längere Betriebszeit, dann kann die Klasse L7 viel bewirken. Das ist ein Beispiel. Weitere sind zu erwarten. Von einem dürfte in Kürze zu berichten sein, dessen Konzept weit über das hinaus geht, woran man sich gewöhnt hat. Es stellt sogar die alten Prinzipien industrieller Fertigung auf den Kopf. Es dürfte spannend werden. Falsch, es ist spannend…

Das Titelbild ist zu einer Zeit fotografiert worden, in der die alte Mobilitäts-Welt noch in sich ruhte. Das Fahrzeug ist ein Messerschmitt Tiger, vor Jahrzehnten der Hit unter den Leichtfahrzeugen. Abgebildet ist ein für Werbezwecke restauriertes Modell. Die -werblich bedingt- fröhlichen Gesichter könnten ein Anhaltspunkt dafür sein, dass L7 bei aller Vernunft recht viel Spaß bringen wird.

Foto SLRV: DLR