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IMAGINE…

Oder auch: Die andere Seite der Medaille. Krieg, Gewalt, Elend und Unterdrückung – Menschen, die dem nicht ausweichen können, sind gezwungen ihren Alltag zu meistern. Die anderen, die in Freiheit, Frieden und Wohlstand leben, sollen Kenntnis jener Umstände haben. Wünschenswert und unabdingbar auch die Bereitschaft zur Hilfe. Bilder erzählen solche Geschichten. Und es ist großartig, dass Bild-Bericht-Erstatter dokumentieren, was weltweit an Unrechtem geschieht und was das für die davon betroffenen Menschen für ihren Weg des erzwungenem Überleben-Könnens bedeutet. Steve McCurry ist ein Vertreter der Dokumentatoren. Weltberühmt für seine Aufnahmen. Nach zahlreichen Reisen durch Indien, den Nahen Osten und Afghanistan gründete er 2004 ImagineAsia mit dem Ziel, Kindern und Heranwachsenden in Afghanistan Bildungsmöglichkeiten zu geben. Im August erscheint im TASCHEN VERLAG ein Bildband mit Steve McCurry’s Aufnahmen aus vier Jahrzehnten seiner Berichterstattung über Afghanistan. Es sind aufsehenerregende Bilder. Bilder auch, die den gezeigten Menschen großen Respekt erweisen und ihnen Würde geben. Ruhm und Ehre denen, die das Wagnis auf sich nehmen, dorthin zu reisen und der Welt zu zeigen, wie diese anderen Wirklichkeiten aussehen. Wenn die Medaille aber auf die andere Seite fällt, kommt Unwohlsein auf. Dann nämlich, wenn Bewunderung der Bildästhetik in den Vordergrund drängt. Wenn Darstellung von Elend als kompositorische Elegie wahrgenommen wird. Und damit das Entsetzen über Gesamtsituationen einem verfremdenden Hauch des Tröstens weichen könnte. Es gibt keine Ästhetik des Elends. Die nicht einmal als Minimal-Formel für einen anderen Zugang zum Gezeigten. Immer schon meine Haltung, auch gegenüber den Elegien von Salgado. All die Bilder dieses Genres zeigen Ausschnitte von Leben im Umfeld von Gewalt und Krieg und elender Umstände. Da gehen Menschen zu Grunde, weil sie sich nicht mehr wehren können. Oder kämpfen um den Rest von Normalität. Dass Steve McCurry mit seinen Bildern auch das dokumentiert, ist großartig. So wie seine Bilder.

WD

TASCHEN VERLAG

Steve McCurry. Afghanistan

Hardcover, 26,7 x 37 cm, 256 Seiten

Preis € 59,99

Verfügbar ab August 2017

Im Netz: https://www.taschen.com/pages/de/catalogue/photography/all/05326/facts.steve_mccurry_afghanistan.htm

Kabul 1992, Mutter mit ihrem Sohn / links eine geflüchtete junge Frau im Lager in Peshawar, Pakistan, 2002 / © Steve McCurry/ TASCHEN
Ein Dorf-Junge in Nuristan, man nennt es das Land des Lichts, 1990- und rechts eine Szene aus der Provinz Logar im Hindukusch, 1984 / © Steve McCurry / TASCHEN
Orangenverkäufer, Kabul, Afghanistan, 2003 © Steve McCurry / TASCHEN
Buchtitel Steve McCurry. Afghanistan TASCHEN VERLAG © Steve McCurry / TASCHEN