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HALLO, DU DA GANZ OBEN…

Erst mal muss etwas klargestellt werden: Der Innsbrucker Dom zu St.Jakob ist verhüllt, weil die Steinfassade renoviert wird. So reizvoll der Gedanke mit künstlerischen Verhüllungen auch sein mag – es bleibt bei kunstvoller Arbeit mit einem mächtigen Baugerüst. So lang die Arbeiten im Gang sind, sehen die Touristen und Besucher recht wenig vom Dom, stattdessen aber ein überdeutliches und übergroßes Signal, das die Künstlerin Katharina Cibulka auf die Planen gestickt hat. Frau Cibulka ist Initiatorin der Kunstaktion SOLANGE. Sprüche im Überformat sollen aufrütteln. Solange Frauen diskriminiert werden. Ihr ist klar, dass Plakate und bedruckte T-Shirts nicht mal schnell die Welt verändern werden. Auf den Verkleidungen von Baugerüsten ‚schreibt‘ sie es nun so groß, dass es auch die kurzsichtige Männerwelt sehen kann. Für ihren bisher spektakulärsten Aufruf am Dom in Innsbruck konnte sie Menschen mit Weitblick gewinnen: Den Tiroler Bischof Hermann Glettler und den für den Dom zuständigen Generalvikar Florian Huber. Bischof Glettler ist der Kunst sehr verbunden. Vor seiner Berufung zum Bischof in Innsbruck war er in Graz als der ‚Künstlerpfarrer‘ bekannt geworden. Gemeinsam fand man den progressiven Text über Gott mit Bart – eine Formulierung, die vielfältig deutbar ist. Generalvikar Huber bat darum, FEMINIST zu schreiben. Damit soll klar herausgestellt werden, dass er persönlich hinter dieser Botschaft stehe. Die Stichworte: Verjüngung der Kirche, Gleichberechtigung und Ablehnung des männlichen Machtmonopols. Katharina Cibulka hat ihre Botschaft mit Tüll und Kabelbindern auf die Netze der Baugerüste gestickt. Denn mit Stickrahmen und Kreuzmustern seien Frauen jahrhundertelang beschäftigt und zu Hause gehalten worden, statt ihnen den Zugang zu den Domänen der Männer zu gewähren. In den nächsten Wochen sind Installationen in Südtirol und in der Schweiz geplant. Da soll es auch um die Freiheit sexueller Orientierung gehen.

Bischof Hermann Glettler und Herr Dr.Erhard Busek bei der ART INNSBRUCK…