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WERTSCHÖPFUNG ODER WERTSCHÄTZUNG…

Als es leidlich normal verlief, war es in der Kunst so wie immer. Schon immer existenziell. Weil sie essenziell war (und ist), gab das ‚System Kunst‘ den Künstlern zumindest eine Basis für das Fortführen ihres Arbeitens. Seit mehr als einem Jahr ist so gut wie nichts normal. Überall. In der Kunst steht derzeit nicht ihre grundsätzliche Bedeutung zur Disposition. Dramatisch ist die Tatsache, dass sich Wertzumessung und damit die Auskömmlichkeit durch künstlerische Tätigkeit in Hoffnungen, Aufrufen und Desperation aufzulösen scheinen. Das Wesen der Kunst als Symbol von Freiheit droht, die Grundsatzfrage zu stellen. Nutzt die Künstlerin/der Künstler die Freiheit, um der Gesellschaft Kultur zu erhalten? Kann die Kunst für diese bedeutende Aufgabe die für sie notwendige Wertzumessung erwarten? Antworten sind derzeit tagtäglich in den Medien zu hören: Kunst ist wertvoll. Wertlos die Aussagen, diesem Umstand Rechnung zu tragen. Schwer lösbar, welche verlorenen Werte in diesem von Arbitrage beherrschten System ersetzt werden können. Sind es die Rahmenbedingungen zur Darbietung von Kunst oder geht es um die Möglichkeit zur Fortsetzung der Ausübung künstlerischen Tuns? Schwer oder kaum voneinander trennbar. In der -angesichts von mehr als einem Jahr Desperation- ja nicht mehr als augenblicklich zu nennenden Situation ungebührlich, über dieses inhaltlichen Konflikt zu diskutieren. Die Gesellschaft muss sich entscheiden, welchen Wert sie der Kunst zumisst. Der Künstler Gerry Bibby stellt das Problem prominent an die Stelle, an der Werte sich im Bieterwettkampf befinden. Objekte sind bei eBay zu ersteigern. Als Teil einer Performance vom Ankauf bis zur Abholung nach der Ersteigerung- und als Teil der zweiten Ausgabe von SUNDAY OPEN – LIGHTS ON. Es dreht sich um den Kreislauf von Dingen. Und um die Wertschöpfung, hoffentlich auch um die Wertschätzung, kreativen Tuns. Die Objekte sind zusammen mit Werken von Marte Eknæs und Emanuel Rossetti in der Berliner Efremidis-Galerie zu sehen. Durch das Schaufenster, die Galerie ist geschlossen. Am Schaufenster Plakate provozierender ‚Gebrauchskunst‘. Mit Aufschriften, die auf den Point of No Return zielen: Alles muss raus / Reduziert / Jetzt oder Nie. Die Objekte von Gerry Bibby wirken auf den ersten Blick vertraut, irritieren durch Eingriffe, die sie aus der Ebene des Normalen in eine Zone nah am Boden bringen. Soll sagen: Aus einem tiefergelegten Sessel ist der Blick auf die Welt anders. Kaum hilfreich, dass die Gremien (Kompetenzzentrum Kultur- und Kreativwirtschaft des Bundes) für diesen Wirtschaftsbereich ein monetäres Minus von bis zu 69 Prozent und eine lange Phase der Krisenbewältigung voraussagen. Die sitzen auf Stühlen, denen nichts und niemand die Beine gekürzt hat… WERT UND WERTSCHÄTZUNG/ PERFORMANCE VON GERRY BIBBY WERT UND WERTSCHÄTZUNG/ PERFORMANCE VON GERRY BIBBY

Die Bilder stammen aus der eBay-Aktion von Gerry Bibby. Alle Rechte an dieser Bildern liegen beim Künstler. Die Bereitstellung des Materials auf einer öffentlichen Plattform erlaubt es, diese unter Nennung von Herkunft und Urheberschaft zur Verbreitung des Anliegens der Performance zu zeigen.