In einigen Berichten über den aktuellen IPCC Bericht (International Panel on Climate Change) tauchte das Wort Kontrollverlust auf. Der sei gegeben, wenn sich nicht sofort etwas ändere. Niemand wird dem im Prinzip widersprechen. Herr Frans Timmermans, stellvertretender Präsident der EU-Kommission, rief dazu auf, die Kräfte jetzt zu bündeln. So könne man die Katastrophe abwenden. Mr.António Guterres, Generalsekretär der UN, wies auf ohrenbetäubende Alarmglocken und auf unwiderlegbare Beweise hin. Die Begrenzung des Temperaturanstiegs lasse sich nur auf 1,5 Grad Celsius erreichen, wenn Führungskräfte in Politik, Unternehmen und Zivilgesellschaft hinter den notwendigen Vorgaben und deren Umsetzung stünden. Wenn wir die Kräfte jetzt bündeln, könne die Katastrophe abgewendet werden. Im aktuellen IPCC-Bericht ist festgehalten, dass einige Auswirkungen des Klimawandels für Jahrhunderte oder mehr unumkehrbar sind.
Mit dominium terrae bezeichnet ein theologischer Begriff ein Bild aus dem Alten Testament, Gottes Auftrag an den Menschen, Genesis 1,28: Seid fruchtbar und mehrt euch, füllt die Erde und unterwerft sie und waltet über die Fische des Meeres, über die Vögel des Himmels und über alle Tiere, die auf der Erde kriechen!“ Im Lauf der Zeit tradiert: „Als Gott den Menschen schuf, gleichsam als Abbild Gottes und Krone des göttlichen Schöpfungswerkes, da hauchte er ihm allein die Weisheit ein, damit er alles seiner Herrschaft und Botmäßigkeit unterwerfe (ut omnia imperio ac ditioni suae subiugaret) und alle Annehmlichkeiten der Welt genieße.“ (Laktanz, De ira dei 13, übersetzt von A. Hartl, zitiert aus Wikipedia)
Erst im zwanzigsten Jahrhundert änderte sich die Deutung. Das Ökumenische Patriarchat von Konstantinopel unter dem Patriarchen Bartholomeos I hat in den 1980er Jahren Umweltinitiativen in Gang gesetzt, die später auch für die lateinischen Christen wegweisend wurden. Die Menschen müssten den sorgfältigen und sorgsamen Umgang mit der von Gott gegebenen Natur zum Ziel haben. 1972 hatte der Club of Rome den Bericht Die Grenzen des Wachstums veröffentlicht. Sehr verkürzt die Zusammenfassung, dass über die Hybris der ‚Krone des göttlichen Schöpfungswerks‘ nicht erst seit Kurzem diskutiert wird. Seit der Veröffentlichung von Die Grenzen des Wachstums sind 49 Jahre vergangen.
Kontrollverlust? Führungskräfte? Das Klima, so die nicht unberechtigte Vermutung, wird sich nicht kontrollieren lassen. Wie also sollte ein Verlust von Kontrolle eintreten? Was aber haben die ‚Kontrollierenden‘ und die Führungskräfte in diesen Jahrzehnten getan oder erreicht? Doch nicht mehr als das Überborden der Angst im Jetzt und das Erkennen der Tatsache, dass die Vorhersagen der Wissenschaft erkennbare und greifbare Realität sind. Kann Klimawandel kontrolliert werden, wenn die zitierten Führungskräfte das politische und gesellschaftliche Klima kontrollieren? “Sed quis custodiet ipsos custodes”- „Aber wer bewacht die Wächter?‘- dem römischen Satiriker Juvenal zugeordnet. Seine Frage trifft den Nagel auf den Kopf, wenn man nach der Berechtigung der Rolle der Führenden fragt. So lang diese nicht unisono die eine und wohl einzig zu verfolgende Strategie unmittelbar und weltweit geltenden Klimaschutzes umsetzen, ist die Frage nach der Führungskompetenz zu stellen. Von allen, die vom Klimawandel betroffen sind. Bei Betrachtung der Vergangenheit ist das eine Vision. Angesichts der von der Wissenschaft belegten Phänomene wird das zur unabdingbaren Notwendigkeit.
Ausgangspunkte für diesen gedanklichen Ausflug in eine andere Sphäre des Gestaltens sind der IPCC Bericht, die Ankündigung des Arctic X Race in Grönland und ein Zitat eines Politikers. „Der Glaube an Gott ist prägend für mein Verständnis der Welt, […] wenn man daran glaubt, dass es nach dem Tod irgendwie weitergeht, macht man auch Politik anders als zum Beispiel ein Kommunist, der bis zum Lebensende dringend mit allen Mitteln das Paradies auf Erden schaffen will.“ Ein Ausschnitt aus dem Vielen, was Herr Ministerpräsident Laschet bei einem Besuch der Flutkatastrophengebiete sagte. Wiedergegeben von IDEA (Evangelische Nachrichtenagentur IDEA. Recherchen im Rahmen des Möglichen lassen die Vermutung zu, dass dieses Zitat zutreffend wiedergegeben wurde.)
Das Titelbild zeigt Schmelzwasser-Seen auf einem Gletscher in Grönland. © Paul Zizka/ Visit Greenland, das Bild im Beitrag zeigt den Gletscher-Rand in der Nähe von Kangerlussuaq, fotografiert von Peter Lindstrom / Visit Greenland. Beide Bilder wurden von EXTREME.E zur Verfügung gestellt.