EVERY THING IS A LIFE, Jacques Schumacher, ein Kunstbuch. Kerber Verlag Bielefeld, ISBN 978-3-86678-989-0
Das Vorwort zum Buch von Dr.Eva Gesine Baur
Statt ‚das sollten Sie sehen’ und Ausflügen in die Jahre der Zusammenarbeit für den BFF mit Jacques ein Auszug aus dem Vorwort in diesem ganz besonderen Bilderbuch.
Werner Deisenroth
Porträtskizze eines Porträtisten
‚Was wir Dada nennen, ist ein Narrenspiel aus dem Nichts. In das alle hohen Fragen verwickelt sind’ Hugo Ball
Jacques Schumacher zwinkert. Das weiß jeder, der ihm begegnet ist. Er zwinkert fast immer, obwohl er niemals nervös wirkt. Selbst wenn er sich mitten in der Nacht bei Neumond auf Landstraßen verfranzt. Der Lidschlag verschließt sein Auge für Sekundenbruchteile. Objektiv auf. Objektiv zu. Objektiv auf. Und dazwischen? Leuchtet das Subjektive auf.
Er sieht meistens nach dem Zwinkern dasselbe wie vor dem Zwinkern. Aber es ist offenbar nicht mehr das Gleiche. Kein Zufall, dass es ihm Robert Altmans Film Short Cuts angetan hatte. Der Lidschlag ist ein Schnitt. Er verhindert, dass zwei Bilder ineinanderlaufen. Er trennt sie voneinander und kann sie doch direkt nebeneinander setzen. Er kann sie voneinander abhängig oder unabhängig wahrnehmen.
Vor einer Weile, sagt er, und die Weile könnte schon 40 Jahre her sein, sei er auf dem Frankfurter Flughafen einem Mann begegnet, der ihm irgendwie bekannt vorkam. Beim Warten auf den verspäteten Flieger nach New York kam das Gespräch zufällig auf Musik und darauf, dass Schumacher Jazz liebt. ‚Wie erleben Sie den?’, fragte der, der ihm irgendwie bekannt vorkam. ‚Ich sehe’, erklärte ihm der Fotograf, ‚beim Hören keine Wälder und keine Säulen und keine Wolken vor mir. Ich springe von Ton zu Ton mit.’ ‚So’, sagte der, der ihm irgendwie bekannt vorkam, ‚hören Musiker Musik.’ Einige Monate später erzählte der Flughafenbekannte aus dem Fernseher das Gleiche. ‚Das war einer, der ein bisschen was verstand von der Sache. Ein Herr Bernstein’, sagt Jacques Schumacher. Und zwinkert.
Dr.Eva Gesine Baur
