Zitat von Mr.Robert Schumann, damaliger Außenminister Frankreichs, aus dem Jahr 1954: „Europa. Sicher, es ist essentiell, am wirtschaftlichen Wiederaufbau zu arbeiten, militärische Sicherheit zu garantieren und es politisch zu organisieren, damit wir abermalige blutige Konflikte verhindern. Aber was würden all unsere Anstrengungen wert sein, wenn wir nicht gleichzeitig in der Lage sind, eine solide und tiefe Basis in den kulturellen Beziehungen zwischen den europäischen Ländern zu schaffen? Hier formt sich der europäische Geist, und der Geist wird alles andere formen.“ Eingebettet in die Rede von Frau EU-Kommissionspräsidentin, Frau Ursula von der Leyen, vom 22.April 2021. Anlass war die Online-Konferenz ‚The New European Bauhaus‘. Frau von der Leyen wies darauf hin, dass Robert Schumann verstanden hatte, was der Schlüssel zum Erfolg eines europäischen Projekts sei. „Politik und Wirtschaft reichen nicht aus. Wir brauchen mehr, wir brauchen einen gemeinsamen Diskurs.“ Dem ist ebenso wenig zu widersprechen wie den Gedanken von Monsieur Schumann. Das Neue Europäische Bauhaus soll eine Kombination aus Ästhetik und Erschwinglichkeit sein, ergänzt um Nachhaltigkeit, so Frau von der Leyen. Ihre Rede endete mit dem Aufruf, dass alle gebraucht würden, Politiker, Wissenschaftler, Akrivisten, Künstler, Designer, Architekten, Unternehmer und viele mehr…
Die erste Online-Konferenz ist Geschichte. In Erinnerung blieb der Hinweis eines dänischen Architekten an Mr.Bloomberg, dass es die Vorstellung einer Baulichkeit gäbe, die Manhattan vor dem ansteigenden Meeresspiegel schützen könne… In der Publikation MARLOWES zitiert Herr Christian Holl aus dem Beitrag von Stephan Lessenich ‚Die Externalisierungsgesellschaft‘ (erschienen in Arch+ Nr. 239/2020). Ein Ausschnitt davon: „Dass das ökologische Gleichgewicht des Planeten durch die Entwicklung intelligenter, energieeffizienter Technologien und deren weltweite Verbreitung doch noch zu bewahren beziehungsweise wiederherzustellen sei: All dies sind gängige modernisierungspolitische Glaubenssätze, die wir alle nur allzu gerne hören und uns zu eigen machen. Allein: Sie sind allesamt unglaubwürdig.“ Denn die Folge hieraus müsste sein, dass das bisherige, auf Privilegien gestützte, auf Ausbeutung und Unrecht basierende Leben grundlegend in Frage gestellt werden müsse (von uns zusammenfassend hinzugefügt). Frau Ulrike Lorenz, seit 2019 Präsidentin des Klassikstiftung Weimar, spricht von Umdenken, von Neuem, das auszudenken sei. „Wir müssen bei uns selbst anfangen und sagen, wie können wir uns denn eine neue Gesellschaft, ein neues Zusammenleben vorstellen. Da sind die Fragen, die das Bauhaus für das 20. Jahrhundert gestellt hat und wir müssen sie für das 21. Jahrhundert beantworten.“ Es gehe um einen völlig neuen weltweiten Austausch, um mehr Gerechtigkeit, auch zwischen Norden und Süden. Für die Gestaltung der Zukunft reiche es nicht mehr aus, sich an Dämmstoffe und neue Architekturen heranzumachen (Zitat Frau Ulrike Lorenz).
Nächste Stufe im Projekt Neues Bauhaus Europa ist der laufende Ideenwettbewerb, dessen Ergebnisse im Herbst zu erwarten sein dürften. Mit Interesse darf abgewartet werden, welche dieser Ideen mit einem Preis ausgezeichnet werden. Ein public voting soll die Bemessungsgrundlage konsolidieren. Es kann nicht schaden, vorerst an der Vision festzuhalten, dass ein Re-Design für Europa beabsichtigt sei. Und keine Aktualisierung einer elitären und idealisierten ‚Bauhaus 1‘ Bewegung. Mit der „Davos Deklaration“ von 2018 besitzt Europa im Übrigen ein Instrument für seine baukulturellen Entwicklungen. Sie wies bereits vor drei Jahren darauf hin, dass es „höchste Zeit ist, Maßnahmen zu ergreifen, die gewährleisten, dass die gegenwärtigen und zukünftigen sozialen, wirtschaftlichen, ökologischen und klimatischen Entwicklungen und Trends die Qualität der gebauten Umwelt nicht weiter schmälern, sondern als Chance für Verbesserungen genutzt werden.“