Im Land der Dichter und Denker wird diese Tradition extensiv zelebriert. Jeder redet. Im Sinn einer offenen Gesellschaft ist das wichtig und richtig. Zur Zeit allerdings ist wenig Raum für ständiges Reden. Dafür bestünde existenzieller Bedarf für klare, eindeutige Sätze, die nichts anderes beschreiben als die Wahrheit. Verwirrendes, Beschönigendes und verschrobenes Polit-Herrschaftswissen schadet. Niemand hat sich diese unfassbare Krise gewünscht. Zu beherrschen ist sie, indem man zusammensteht. Und im Sinne aller konsequent handelt- und kommuniziert. Die Katastrophe ist belastend genug. Dies noch durch katastrophale Kommunikation und schwer zu akzeptierendes retardiertes Handeln zu steigern ist unvertretbar und angesichts der Betroffenen -gibt es dafür eigentlich einen Begriff, der damit verbunden Angst, Leiden, Ungewissheit und Tod beschreiben kann- schändlich. Diese Krise hat Bruchstellen offenbart, die immer wieder zur Seite geschoben worden waren. Die werden sich mit den so üblich probaten Sätzen der politischen Usancen nicht schließen lassen. In dieser Krise geht es um Werte, die alle miteinander verbinden. Und nicht um die Bewertung der politischen Opportunität, an der womöglich auch der europäische Gedanke scheitern könnte. Es geht um Vertrauen und Hilfe. Ohne Grenzen.
Im Jetzt der Krise braucht es klare Worte, Kompetenz und gegenseitige Verantwortung. Danach wird es um die Klärung des Schwer- oder Nicht-Erklärbaren gehen. Stichwort: Drucksache 17/12052 des Robert Koch Instituts aus dem Jahr 2012, ausgereicht an die politisch Verantwortlichen des Landes. Es wird um den Umgang mit den wirtschaftlichen Problemen gehen, der sich bei Lektüre der Vorgaben für Finanzhilfen als fehlerbehaftet zu Lasten derer erweist, die wirklich Hilfe brauchen. Und zwar jetzt. Es wird um die Frage gehen, wie die Abstandsregelung zur Vermeidung von Infektion fürderhin aufrecht erhalten werden wird. Auch als Regelung des Abstandes, der zu gewissenlosen Profiteuren der Krise zu Lasten des Gemeinwohls, zu Verheimlichern, Schwadroneuren und Opportunisten zu halten sein wird, nein muß. Es wird die Maske eine Rolle spielen. Gegenstand gewissenloser Zocker und Symbol des Versagens verantwortlicher Organe und deren Vertreter. Sie wird auch das Symbol der Auseinandersetzung sein, wenn die Masken abgelegt werden und die dahinter Verborgenen zu erkennen sind. Stellvertretend für die zu befürchten Vielen das Zitat eines Journalisten, der für eine überregionale Tageszeitung in Österreich schreibt: „Ich sag’s mal knallhart: 10.000 tote Österreicher, überwiegend Pensionisten, schaden Österreichs Wirtschaft inwiefern? Im Verhältnis zu einem shutdown von sagen wir mal 8 Wochen?“ Dieses Zitat ist durch die verbindliche Erklärung dessen belegt, der Zeuge der Aussage ist. Der Zeuge hat den Abstand nachhaltig hergestellt. Zur Sprache wird auch kommen, wie respektlos es ist, den Pflegekräften kostenfreies Essen, freie Getränke und fünfhundert Euro als Anerkennung ihrer aufopfernden Arbeit anzubieten. Diese Menschen brauchen medizinische Schutzausrüstung und angemessenen Dank aller, keine Erbsensuppe mit Bockwurst.
Zur Vermeidung des Vergessens in Folge einer möglichen ‚Phasenverschiebung‘ dürfte ein Beitrag des SPIEGEL beitragen.