Licht und Schatten lassen sich nicht voneinander trennen. Mittags, in der grellen Sonne, ist der Schatten recht kurz. Und wenn die Zeit vergeht, zum Abend hin, wird er länger. Bis dann in der Nacht die Träume und Phantasien –und auch die Ängste- kommen. Künstliches Licht wird zur Brücke zum nächsten Sonnenaufgang. Ersatz und trotz aller Nützlichkeit auch Mittel zur Manipulation. Es lässt sich bei Bedarf oder mit Absicht zuschalten oder verändern, um Illusion zu erzeugen, die bei Tageslicht nicht einmal mehr reale Schatten hat. Emotionale wohl eher. Ein Schalter, und die momentane Realität ist gegeben. Zu konservieren nur in absichtlich vom Licht getrennten Räumen zur Schaffung momentaner Imagination. Macht da aber jemand die Tür auf, ist die Wirklichkeit da. Kommando dann an Alexa. ‚Alexa, schliess’ die Tür’…..!
Das wird kein Aufruf zur Rückkehr. Kein Ruf nach einer Renaissance des Calvinismus. Lediglich einige Gedanken zu einer erkennbaren Bewegung hin zu wieder Fassbarem, zugleich Entfernung von abschaltbarer Beliebigkeit. Als Nostalgie ließe sich beschreiben, was zunehmend deutlicher wird. Reales in Händen zu haben, ohne Umweg auf Papier Geschriebenes. Unmittelbarkeit. Möglich auch Anzeichen dafür, dass Grenzen von Beliebigkeit, allzeitiger Verfügbarkeit und machtvoller Manipulation auftauchen als Aufkommen eines Strebens nach Balance zwischen technologisch Machbarem, im Ablauf Sinnvollem und emotional Wünschbarem. Es klingt so trivial, auf Trends zu verweisen. Andererseits sind die ‚likes’ ja auch recht volatile und fragwürdige Argumente. Schallplatten zum Beispiel sind zunehmend gefragt. Notizbücher verzeichnen Aufschwung. Selbst die Zahl der Vintage-Cars nimmt zu. Tot gesagte Verfahren und Unternehmen erleben eine –bescheidene, aber bemerkenswerte- Renaissance. Polaroid macht wieder Sofortbilder (mit einem Drucker, der mit einem Schmartphone verbunden wird), Impossible verkauft immer mehr Filme für ‚Instant-Bilder’ und der fast schon vergessene Tinten-Füllhalter wird zum begehrten ‚direct to paper’-Instrument. ‚Alexa, schreib mal einen Brief’…
WD
