Frau Dr.Marie-Luise Wolff hat im Westend Verlag ein Buch mit dem Titel Das Ende der Anbetung veröffentlicht. Die Banane, das muss erläutert werden, haben wir bereits mehrfach visuell eingesetzt. Anfangs war es die Geschichte mit Maurizio Cattelan’s Bananen-Aktion in Miami. Die an die Wand geklebte Banane hatte damals der ‚Hungry Artist‘ Datuna analog genutzt und sie verspeist. Das Konzept wurde als Kunstwerk verkauft, dann in die Sammlung des Guggenheim Museum eingebracht. Das Analoge daran: Die Banane muss regelmäßig erneuert werden. Es fügt sich in das Spannungsfeld zwischen Realität und Imagination. Dann diente unsere Symbol-Banane kürzlich als Illustration zu Joel Kotkin’s Buch The Coming of Neo Feudalism. Er beschäftigt sich mit der Übermacht des Digitalen.
Frau Dr.Marie-Luise Wolff schreibt in ihrem Buch vom gleichen Phänomen. Der Untertitel fokussiert: Über eine Superideologie namens Digitalisierung. Ihre Kritik, zugleich Warnung, gilt der überbordenden Idealisierung des Digitalen, das sich wie ein Schleier über das an sich notwendige rationale Abwägen lege. Vergessen oder besser übersehen werde in dem explodierenden ‚Digital-Run‘, dass diese Technik ein zweifellos mächtiges Hilfsmittel ist, dennoch aber keinen solitären Wert schaffe. Das Digital-Business baue auf Arbitrage auf, vermittle Leistungen und verdiene durch Gewinnmitnahmen. Verschleiert wird, dass dies ohne den dinglichen Wert des Vermittelten nicht möglich wäre. Ihre Forderung ist die Rückkehr zu echten Beziehungen und zur Realwirtschaft. Denn moderne Monopolunternehmen wie Apple, Amazon, Facebook oder Google haben mit der Digitalisierung eine neue Superideologie erfunden, die weder Fortschritt noch Werte geschaffen habe. Ihr Geschäft sei vielmehr der Verkauf unserer persönlichsten Daten, die auch zur Überwachung missbraucht würden. Es sei an der Zeit, die Anbetung der Digitalisierung zu beenden und sich einer modernen Wirtschaft zuzuwenden, die nachhaltige Werte schafft. Digitalisierung könne nur Mittel zum Zweck sein, nicht der Zweck selbst. Das Buch behandelt die Frage, ob die Gesellschaft vom Einsatz des Digitalen profitieren solle oder aber die Profiteure der Superideologie. Deren maximal kritisch zu sehendes Potenzial hat die Dimension der Hyperobjekt-These von Timothy Morton erreicht. Die sagt, kurz zusammengefasst, dass Menschen Zusammenhänge nicht wahrzunehmen willens oder in der Lage wären, wenn sie zu komplex sind. Überzogen verkürzt wird es darum gehen, ob es die ‚Digitale Banane‘ geben kann… (Die ‚Digitale Banane‘ ist, das muss ergänzend angefügt werden, auf unseren ‚Bäumen‘ gereift!)
Frau Dr. Marie-Luise Wolff leitet als Vorstandsvorsitzende die ENTEGA AG, einen der großen deutschen Energieversorger in öffentlicher Hand, und ist Präsidentin des Bundesverbands der Energie- und Wasserwirtschaft e.V. (BDEW). Die studierte Anglistin und Musikwissenschaftlerin hat über 30 Jahre Erfahrung in den verschiedensten Positionen der deutschen Industrie gesammelt. Darüber hinaus sitzt sie in zahlreichen Gremien und Aufsichtsräten, unter anderem im Kuratorium der Deutschen Akademie für Sprache und Dichtung. Sie lebt in Köln und Darmstadt.
Visuals: Westend Verlag und Designers-Digest