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DENKEN UND LENKEN…

120 Jahre Lenkradentwicklung bei Mercedes-Benz. Interessant, Entwicklung und Funktion des Lenkrads revue passieren zu lassen. Es ist -neben dem Autositz- das Bauteil eines Fahrzeugs, mit dem der Fahrer in intensivem und direktem Kontakt steht. Vor über 120 Jahren vollzog die damalige Daimler-Motoren-Gesellschaft den Wechsel von der Lenkkurbel/Lenkstange zum funktionaleren Lenkrad. Seine Funktion als ‚Kontakt-Element‘ hat es im Prinzip behalten. Damals bestimmte der Fahrer die Richtung und spürte die eine oder andere Eigenart im Verhältnis zwischen Auto und Straße. Mittlerweile ist eine High-Tech-Kommandozentrale daraus geworden, deren Sensoren feststellen können, was der Fahrer gerade macht und wie er sich fühlt. Mit der E-Klasse startet im Sommer 2020 eine neue Generation der Lenkräder von Mercedes: Umfassend digitalisiert, mit einer Zwei-Zonen-Sensormatte im Kranz, die registriert, ob der Fahrer die Hände am Lenkrad hat oder nicht. Touch Control Buttons erweitern das Dialog-Portfolio.

Mercedes-Benz, 120 Jahre Lenkradentwicklung
Benz Patent-Motorwagen, 1886

In Stichworten zur Evolution: Der Patent-Motorwagen von Carl Benz kam 1886 noch ohne Steuerrad aus, ebenso wie der Stahlradwagen von 1889, konstruiert von Gottlieb Daimler und Wilhelm Maybach. Sie hatten einen Lenkhebel oder eine Lenkkurbel. Das Debut des Lenkrads folgte 1904 beim ersten Automobilrennen der Welt. Alfred Vacheron baute in seinen Panhard&Levassor (angetrieben von einem Daimler Motor) ein Lenkrad ein, weil er bessere Kontrolle wollte. Die Wettfahrt von Paris nach Rouen endete für ihn mit Platz 11, seither aber ist sein Lenkrad auf Platz 1. 1900 stattete die Daimler-Motoren-Gesellschaft ihren Phoenix-Rennwagen mit einem Lenkrad aus und stellte zur Bedienungserleichterung die Lenksäule schräg. 1902 folgten in den Simplex-Modelle die ersten ‚Interfaces‘: Zündzeitpunkt und Gemisch wurden über Hebel am Lenkrad gesteuert. Als erstes Element der Car-to-X-Kommunikation dürfte die Hupe gelten. Anfangs ein Ballon auf dem Lenkradkranz, später die Hupentaste in der Nabe. 1920 debütierte der Hupenring auf den Lenkradspeichen, der später auch die Richtungsanzeiger steuerte. Nächste Erweiterung am Lenkrad war die Lenkradschaltung, 1955 kam der Hebel für die Lichthupe. Nächster Schritt: Die Integration des Lenkrads in die Verbesserung des Unfallschutzes. 1967 wurde die patentierte Sicherheitslenkung mit Teleskoplenksäule und Pralltopf Standard im gesamten Mercedes-Benz PKW-Programm. Der erste Tempomat kam 1975 im 450 SEL 6,9. Der weltweit erste radargestützte Abstandsregeltempomat Distronic hatte 1998 Weltpreiere. 1981 der erste Airbag. 1998 Das erste Multifunktionslenkrad. 2005 die Renaissance der Lenkradschaltung, zusätzliche Schalttasten erlaubten die Vorwahl der Gänge. Die Zunahme von Kabeln, Platinen und Sensoren machten die Lenkräder wuchtig. Neue Geometrie führte zu Verschlankung und fließenden Speichenformen. 2016 kamen erstmals berührungssensitive Control Buttons, die das von den Smartphones gewohnte Sensitive auf das Lenkrad brachten.

Mercedes-Benz, 120 Jahre Lenkradentwicklung
Mercedes-Benz E-Klasse Limousine, 2020…

Letzte Stufe nun das kapazitative Lenkrad der kommenden E-Klasse. Reduktion der mechanischen Bedienfelder zu Gunsten kapazitativer Sensorik. Was unverändert blieb, ist das Gute Gefühl, das Auto ‚in der Hand‘ zu haben. Das Steuern können sich Fahrer und Elektronik auch teilen. Nur das Denken, das wird wohl noch eine Zeit die Aufgabe der Chauffeurs beiben…

Fotos: Daimler-Benz AG und Archiv Designers-Digest (Titel)