Marchese Emilio Pucci di Barsento hatte ein in vielerlei Hinsicht farbiges Leben. Möglich, dass sich hieraus seine Passion entwickelte, Schönes mit Farbe zu verbinden. Er war als Mitglied einer alten und einflussreichen Florentiner Familie ohne Zweifel in einer privilegierten Position, die Achtung und Beachtung bedeutete. Dingen auf dieser Basis Beachtung zu schenken und dies mit anderen zu teilen, macht Hindernisse auf dem Weg zu Erfolgen kleiner. Erfolge aber haben ihre eigenen Regeln, wenn sie nachhaltig sein sollen. Trotz der Annahme, dass der Marchese gute Voraussetzungen für ein gutes Leben gehabt haben dürfte – Erfolg stellt sich nur ein, wenn Passion das Tun kennzeichnet. Für einen Menschen, dessen Leben der Mode, Stoffen und Farben zugewandt war, hatte er eine sehr facettenreiche Ausbildung hinter sich gebracht. Er studierte Landwirtschaft und Sozialwissenschaft in den USA. War Mitglied der italienischen Ski-Olympiamannschaft und Gewinner eines Ski-Stipendiums in den USA. In Politikwissenschaften laureierte er in Florenz. Und im Zweiten Weltkrieg war er Capitano und Pilot eines Torpedo-Flugzeugs in Italien. Der Marchese war eng mit Edda Ciano befreundet, der Tochter Mussolini’s. Seine Hilfe bei der Rettung ihrer Familie brachte ihm Verfolgung und Gefängnis bei den deutschen Besatzern Italiens ein. Nicht ohne Weiteres die typischen Wege in die Welt der Mode. Wenigstens dann nicht, wenn man das aus dem Blickwinkel klassischer Ausbildung für dieses Metier sehen würde. Losgelöst davon im Gegensatz wiederum interessante Voraussetzungen, der Schönheit und den Farben als Bereicherung für das Leben zu folgen. Emilio Pucci’s erste Modeentwürfe waren Uniformen für das College-Team während seiner Ski-Zeit in den USA. Nach dem Krieg war Pucci Teil des post-war Jet-Set. Er pendelte zwischen dem Familiensitz in Florenz, den Schweizer Bergen und dem damaligen Glamour-Treffunkt Capri. Unerwartet, nicht überraschend, kam sein erster Mode-Erfolg mit einem revolutionären Ski-Outfit, den er 1947 entwarf. Modisch geadelt durch eine Veröffentlichung in Harper’s Bazaar. Was folgte? Eine Boutique auf Capri. Mit Rücksicht auf die Familie nannte er sie EMILIO. Seine farbenfrohe, luftige mediterrane Mode war für den Jet-Set jener Zeit anziehend in mehrfacher Wortbedeutung. Sophia Loren, Grace Kelly, Marilyn Monroe und Jacqueline Kennedy trugen Pucci.
Er entwarf futuristische Mode für Stewardessen und kreierte die Grundlage für das Logo der Apollo 15 Mission. Schlicht zusammengefasst: Er schuf Schönes, Farbiges und Interessantes. Seit seinem Tod 1992 führt seine Tochter Marchesa Laudomia Pucci das Unternehmen EMILIO PUCCI weiter, an dem mittlerweile ein französischer Luxuskonzern beteiligt ist.
Die besondere, eigenwillige und künstlerische Geschichte des Marchese Pucci bietet Stoff genug für mehrere Bücher. Oder ein besonderes Kompendium, wie es der TASCHEN VERLAG nun herausgibt. Dokumentation eines Lehrstücks von Innovation, denn Pucci war eine der ersten Marken mit eigenem Logo und Vorreiter der Diversifizierung in Wohnen, Sportkleidung und Accessoires. Frei fließende, leichte Stoffe, Pop-Art-Designs und eine neue Farbpalette hielten Einzug in die Damenmode, wobei man die Web- und Drucktechniken beständig weiterentwickelte.
Diese aktualisierte Ausgabe im XL-Format vereint Hunderte von Fotos – darunter ca. 60 neue Aufnahmen sowie seltenes Material aus dem Archiv der Emilio Pucci Stiftung – zu einer beispiellosen Sammlung der besten Arbeiten des Designers. In ihrem Text stellt Vanessa Friedman die Leistungen Emilio Puccis in den Kontext der Modegeschichte und bietet Einblick in die bemerkenswerte Pucci-Dynastie. Jedes Buch ist in ausgewählten bedruckten Stoffen aus der Emilio-Pucci-Kollektion eingebunden. Und weil Farbe Abwechslung und Freude bringt, hat sich der TASCHEN VERLAG für eine Besonderheit entschieden: Es gibt mehrere Cover-Designs für PUCCI. UPDATED EDITION. Der Zufall entscheidet, welches der vorhandenen Cover-Designs bei Bestellung ausgeliefert wird.
Autorin Vanessa Friedman ist Fashion Director und Chef-Modekritikerin der New York Times. Zuvor leitete sie das Moderessort der Financial Times sowie die Features-Redaktion von UK In Style und schrieb regelmäßig für The Economist, The New Yorker und Vogue. Sie ist Preisträgerin des „Fashion Group International’s Media“-Awards, des „Newswomen’s Club of New York Front Page“-Awards für Fachjournalismus und des „Fashion/Beauty Monitor’s Fashion Journalist of the Year“-Awards sowie im Beirat der Historischen Fakultät der Princeton Universität.
Die Koautorin Alessandra Arezzi Boza, ist Expertin für Kostüm- und Modegeschichte, war als Beraterin für die Kostümgalerie des Palazzo Pitti in Florenz und im Rahmen diverser Projekte für Modehäuser und ihre Archive tätig. Seit 2001 ist sie Kuratorin der Stiftung Emilio Pucci.
Herausgeber ist Armando Chitolina, als Design-Berater und als Art-Director für Vogue Italia und L’Uomo Vogue und zeichnete er für die Imagepflege von Modehäusern wie Moschino und Mila Schön verantwortlich. Für TASCHEN gestaltete Chitolina u.a. William Claxton’s Jazz Seen, Gian Paolo Barbieri’s Equator, The Book of Tiki, Fantasy Worlds, Naked as a Jaybird und Valentino: A Grand Italian Epic.
Pucci. Updated Edition Vanessa Friedman, Alessandra Arezzi Boza, Armando Chitolina / Hardcover, 36 x 36 cm, 5,45 kg, 448 Seiten ISBN 978-3-8365-8276-6 (Deutsch, Englisch, Französisch, Italienisch)
Alle Bilder und Visuals hat der TASCHEN Verlag zur Illustration für diese Buchvorstellung bereitgestellt. Copyrights beim TASCHEN Verlag bzw. den im Buch genannten bzw.bei den einzelnen Bildern verzeichneten Autoren/Rechteinhabern.