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„Ciao Enzo. Te ne vai da Gigante“…

Letzter Gruß an Enzo Mari von Stefano Boeri. Enzo Mari ist heute im San Raffaele Hospital in Mailand gestorben. Er gehörte neben Ettore Sottsass, Alessandro Mendini, Achille Castiglioni und Michele De Lucchi zu den einflussreichsten italienischen Designern. Mari war leidenschaftlicher Gegner des Star-Design und der Profit-Orientierung. Der Schweizer Kurator Hans Ulrich Obrist nannte ihn den großen Rebellen des Design der Nachkriegszeit. Als Nachhaltigkeit noch nicht im Vokabular der Zeit war, dozierte Enzo Mari schon darüber. Das Design der immer schneller rotierenden Systeme erklärte er für tot. Sottsass nannte das damals den Stile Design, weshalb er eine gelbe Pestflagge am Ticino hisste. Gutes Design war für Mari nachhaltig, langlebig, unaufdringlich, es war zu gebrauchen und es sollte erschwinglich sein. Was nicht mindestens einhundert Jahre halte, tauge seiner Ansicht nach nichts. Ihm lag die Förderung der Gestaltungsfähigkeit des Einzelnen am Herzen. Während das glamouröse Mailand-Design die Welt eroberte, veröffentlichte er 1974 ‚AUTOPROGETTAZIONE‘ mit Möbelentwürfen, die jeder mit einfachsten Mitteln selbst herstellen konnte und kann. Wer ihm einen frankierten Brief für die Rücksendung schickte, erhielt von ihm eine kostenfreie Bauanleitung für Möbel, die jeder mit Hammer, Nägeln und Holz zusammenbauen konnte. Als überzeugter Marxist hatte er eine klare Position: Die Welt sei nicht für die Reichen erfunden worden.   ENZO MARI, AUTOPROGETTAZIONE, TEAM CUCULA BERLIN

Vierzig Jahre nach der Veröffentlichung von ‚AUTOPROGETTAZIONE‘ räumte Enzo Mari dem CUCULA-Team in Berlin die Rechte ein, seine Entwürfe zu nutzen, sie nachzubauen und weiter zu entwickeln. Der Botschafter-Stuhl von 2014 verband das Designkonzept Mari’s mit den Geschichten seiner Produzenten, jungen Geflüchteten, symbolisiert durch Holzelemente von Flüchtlingsschiffen, die in Lampedusa anlandeten.

Seit dem 17.Oktober zeigt die Fondazione La Triennale di Milano das Werk von Enzo Mari.

Visuals: Cortesia Zanotta (Portrait von Enzo Mari) und CUCULA / Photo © 2014 by Verena Brüning, Botschafter-Stuhl