Zum Inhalt springen

BAUHAUS EUROPA / FASSADE ODER FUNDAMENT?

Formuliert ist ein gesamtgesellschaftlicher Ansatz für ein Umdenken in Europa. Verbunden mit einem Begriff, der feudalistisches Denken zum Treiber einer von ästhetischem Eigensinn konzipierten Moderne zu machen versuchte. Bauhaus, als Mythos aktiviert. Bei nüchterner Betrachtung als Akt der Weltverbesserung gescheitert. Nach fast einem Jahr seit Bekanntmachung des Projekts ein kurzer gedanklicher Zwischenstopp. Fassade oder Fundament? Befürchtung einer Geschichte, so wie sie sich um den russischen Feldmarschall und Reichsfürst Grigori Alexandrowitsch Potjomkin rankt (und bis heute unbewiesen ist)? Oder verhaltenes Suchen nach einer belastbaren Fundamentierung?

‚The New European Bauhaus explained‘ ist eine Zusammenfassung der Kernpunkte der Initiative.  (Link: https://europa.eu/new-european-bauhaus/about/about-initiative_en) Auszüge: Die Initiative „Neues Europäisches Bauhaus“ stellt die Verbindung zwischen dem europäischen Grünen Deal und unseren Lebensräumen her. Sie ist ein Aufruf an alle Europäer/innen, gemeinsam Vorstellungen von einer nachhaltigen und inklusiven, ästhetisch, intellektuell und emotional ansprechenden Zukunft zu entwickeln und zu realisieren.Das neue Europäische Bauhaus ist eine im Entstehen begriffene interdisziplinäre kreative Bewegung – und Sie können sich daran beteiligen! / Es ist eine Experimentier- und Vernetzungsplattform zur Förderung der Zusammenarbeit zwischen Denker/innen und Macher/innen, die unsere künftigen Formen des Zusammenlebens gestalten möchten. / Es ist eine Brücke zwischen zwei Welten: Wissenschaft und Technologie einerseits und Kunst und Kultur andererseits. / Es ist eine Aufforderung, eine neue Perspektive einzunehmen und unsere ökologischen und digitalen Herausforderungen als Chancen zur Veränderung unseres Lebens zum Besserenzu begreifen. / Es ist ein neuer Ansatz zum Aufspüren innovativer Lösungen für komplexe gesellschaftliche Probleme in einem partizipativen Prozess. Ziel der Initiative ist es, unser Denken, unsere Verhaltensmuster und unsere Märkte an neuen Lebens- und Bauweisen auszurichten, unter anderem durch Einwirkung auf das öffentliche Auftragswesen.

Das neue Europäische Bauhaus wird: Bürger/innen, Sachverständige, Unternehmen und Institutionen zusammenbringen und den Austausch darüber erleichtern, wie künftige Lebensräume erschwinglicher und zugänglicher gestaltet werden können / Designer/innen, Architekt/innen, Ingenieur/innen, Wissenschaftler/innen, Studierende und kreative Köpfe aller Disziplinen zusammenbringen, um ein nachhaltiges Leben in Europa und weltweit zu ermöglichen / nach einer Verbesserung unserer Lebensqualität streben. Es wird den Wert von Einfachheit, Funktionalität und Werkstoff-Kreislaufwirtschaft ohne Abstriche bei Alltagserfordernissen wie Komfort und ästhetische Attraktivität zur Geltung bringen / durch spezielle Aufforderungen zur Einreichung von Vorschlägen und durch koordinierte Programme im mehrjährigen Finanzrahmen finanzielle Unterstützung für innovative Ideen und Produkte leisten.

Der Zeitrahmen für den Take-Off: Viertes Quartal 2020 bis drittes Quartal 2021 Design-Phase. Das schließt interviews mit den fortschrittlichsten Theoretikern und Praktikern ein, aus denen der New European Bauhaus high-level Roundtable gebildet wird. Als Orientierungsgremium für die Initiative. In der Design-Phase auch der erste NEW EUROPEAN BAUHAUS PRIZE. Die Preisträger sollen im Sommer bekannt gegeben werden. Damit ist die Design-Phase abgeschlossen. Mit der Delivery-Phase, beginnend mit dem vierten Quartal 2021, Ende in 2023, sollen in der Design-Phase identifizierte Initiativen initiiert werden. In der Dissemination-Phase sollen gute Ideen und Projekte einer breiteren Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden. Zeitraum hierfür: Quartal eins 2023 bis 2024 (zwei Jahre oder mehr).

So, in groben Zügen, der Plan. Und danach beginnt das Leben (in Gebäuden, so steht’s in der Beschreibung) in Harmonie mit der Natur. Klima ist extra betont, dürfte aber wohl zum Großraum Natur gezählt werden. Jetzt ist bald ein Jahr vergangen. Mit Vorsicht und gebotener Zurückhaltung ist das Gefühl zu äußern, dass die zentralisierte Administration des Projekts die vital notwendige Begeisterung bisher nicht ausgelöst hat. Verwaltete Innovation als Gegenpol zu freier Kreativität? Das übliche Mittel Geld als Motivation für ein Ändern des Gesamtkonzepts? Abzuwarten sind die Ergebnisse des ersten Wettbewerbs. Daraus könnte sich möglicherweise ableiten lassen, ob darin die essenziellen Antworten auf die drängenden Fragen im Ansatz erkennbar sind…