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ARTIFICIAL INTELLIGENCE / GEDACHT / GEMACHT…

Zittern und Zagen in den Zonen der visuellen Kreativität. Künstliche Intelligenz, also riesige Cluster von aneinandergestöpselten Computern, soll das Feld übernehmen. Unterstützt natürlich von endlosen Befehlsketten, die offenbar für viele überraschend von Menschen formuliert worden sind. Nun ja, die pappen in Windeseile dann zusammen, was aus den unendlichen Reservoirs des Gespeicherten herauszuholen ist. Vorteil: In den Bibliotheken dieser Welt würde ansonsten viel Zeit für das Sammeln der Informationen gebraucht. Und im Umgang mit den Bildarchiven wäre das noch aufwändiger. Davon auszugehen ist aber, dass die apostrophierte Segnung für die Menschheit auf der Sammlung bestehenden Wissens aufbaut. Sehr plump gesagt, wird Wissen oder Segmente davon selektiert und in den abgefragten Parametern frisch zusammengepappt. Paste & Copy. Aber auf der Höhe der Zeit. Wie sehr müssen sich die vielen von Plagiatsjägern ins Visier genommenen missverstanden fühlen. Jetzt ist AI. Und alles ist vermeintlich gut. Juristisch, gerade im Zusammenhang mit Bildwerken, könnte das zu einer nicht mehr zu bewältigenden Flut juristischer Probleme führen. So dürfte das Thema Urheberrechte möglicherweise irgendwann zu einer lästigen Geschichte aus der Vergangenheit mutieren. Denn jetzt ist AI. Ende des Vorworts: Wer an den Computer mit ihm inhärenter eigener und von anderem losgelöster Intelligenz glaubt, der glaubt sicher auch, dass Zitronenfalter Zitronen falten…

Als Bedrohung für Visual-Creatives wird mit der Popularisierung des vermeintlich Neuen maschineller Intelligenz die als frohe Botschaft verkleidete Tatsache empfunden, dass es Ersatz gibt. Der Kreateur wird zum Redakteur von Stichworten. In der Sprache der IT-Experten ist das transformative Disruption. Auch bei stark ausgeprägter Wehmut in Erinnerung an die good old times dürften die Realitäten für die Anwendung von AI sprechen. Denn es geht schneller, vielleicht kostet es auch -vorerst- weniger. Und allein in Bezug auf die quantitative Präsenz von Bildern in der Kommunikation ist mit einer Minderung inhaltlich qualitativer Erwägungen zu rechnen. Wenn das nicht gar angesichts inflationären Aufkommens von Bildern jeglichen Genres in den Kanalsystemen der Kommunikation schon längst eintrat. Ist das nun für die Fotografie oder das Fotodesign eine Frage von Relevanz? Ein Berufsverband setzte dem Bild-Schaffen die Formel ‚Bilder entstehen im Kopf‘ voraus. Die Eignung zum Bedienen technischer Voraussetzungen als Kriterium für die Berufsausübung wurde in qualvollen und langwierigen Verhandlungen gestrichen. Hätte es zu jenen Zeiten das geflügelte Wort Disruption im erweiterten Sprachgebrauch gegeben, das wäre ein Schritt zur Disruption gewesen. War es ja auch. Jeder, der eine Kamera zu halten in der Lage war, dürfte nun ohne Furcht vor der Macht der Innungen Bilder produzieren. Womöglich steht nach den später folgenden unruhigen Zeiten mühsam zusammengefügter Bildwerke (CGI, Spheres, Post-Production…) nun die nächste Generation ins Haus. Hinderungen oder Herausforderungen für das Bild waren und sind so profane Termini wie Objektabhängigkeit, Licht, Schwerkraft, Zeit und Ort. Der organisatorische Aufwand, dies alles unter Kontrolle zu bringen, schmilzt nun in einem Jetzt zusammen. Jeder kann jetzt die Idee in Worte fassen. Und in Sekunden spucken die Maschinen die Angebote aus. Die inhaltliche Klammer bleibt: Bilder entstehen im Kopf. Das ist beileibe kein Plädoyer für den herdenhaften Run hin zu neuen Weidegründen. Eine Herausforderung eher an die Fotografie, die formelhaften Sprüche des Gestrigen durch etwas Wesentliches zu ersetzen: Avantgarde zu sein. Nicht nur davon zu reden. Und Computern die ihnen zuzuordnenden niedrigen Aufgaben zu erteilen, die ihnen gesetzten Ziele angemessen und orientiert an ‚Human Intelligence und Kreativität‘ zu erledigen.