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ARTFUL…

Mr.Ikuo Maeda, Mazda’s Designchef, verlagerte mit der Vorstellung des MAZDA 3 den Fokus im Transportation Design, indem er das Zusammenwirken von traditionellen Werten, die Kunstfertigkeit der am Gestaltungsprozess Beteiligten und die aus seiner Sicht zwingend gegebene Integration des Objekts in das Lebensumfeld der Menschen betonte. Der BFF, führender Verband der Fotodesigner in Deutschland, beschäftigt sich mit der Frage, wie die Annäherung zwischen Fotodesign und Kunst möglich sei. Design-Objekte erleben eine Standort-Verschiebung und nähern sich einer Einordnung als Pieces of Art. Ein amerikanischer Autor titelte vor einiger Zeit einen Beitrag über einen Fotodesigner mit der Zeile THE PHOTOGRAPHER WHO WANTS TO SET THE ARTIST FREE. Nicht in üblicher Weise sollen die vier Indikatoren dazu benutzt werden, daraus einen Trend zu fabrizieren. Hinderlich sollte es allerdings nicht sein, der Verschiebung von seriell zu individuell Aufmerksamkeit zu widmen. DESIGNERS-DIGEST schaut schon länger über den ‚Zaun‘ zwischen Art, Artful und Design. Statt einer Ankündigung programmatischer Natur doch besser, ein einfaches und ehrliches Wort einzusetzen: Neugier. Denn damit fängt im Prinzip doch so gut wie alles an. Was daraus wird, liegt in der Hand eines jeden Einzelnen.

Also fragen wir uns einfach einmal durch die Kunstszene. Den Anfang macht ein Interview mit Frau Johanna Penz. Sie ist mit ART Innsbruck und ART Salzburg die erfolgreichste Kunst-Messe-Veranstalterin Österreichs, längst Vorzeigeprojekt einer rein privatwirtschaftlich aufgestellten Kunstmesse. Exakt an dem Punkt, an dem sich individuelle Vision und die interessierte Öffentlichkeit treffen. Ihr Ansatz: Kunst muss unter die Leute und sie sollte nicht nur in Museen, sondern in den Wohnungen und Häusern der Menschen hängen.

Foto: Guenther Egger

Wie kam es zu der Idee, eine Kunstmesse zu gründen?
Johanna Penz: Nach zehn Jahren im Management und Controlling prägte mich der Wunsch nach Veränderung, frei nach Henry Ford: ‚Wer immer nur das macht, was er kann, wird immer das bleiben, was er ist‘. Ich wollte ein großes Projekt auf die Beine stellen, auf internationaler Basis mit großer Außenwirkung. Mein Interesse für Kunst führte mich zu der Erkenntnis, dass es zu diesem Zeitpunkt in einem Radius von mehreren hundert Kilometern um Innsbruck keine adäquate Kunstmesse gab.
Gab es anfangs auch Widerstände?
Johanna Penz: 
Ja, aber Herausforderungen spornen mich besonders an. Vor Gründung der Art Innsbruck meinte jeder, in Innsbruck würde das scheitern, denn die Tiroler interessieren sich nur für Skifahren und niemals für Kunst. Dies aktivierte in mir den jetzt erst recht-Reflex, und schon die erste Messe war ein großer Erfolg und hat in Tirol eine Menge an weiteren Kunstinitiativen angestoßen. Der Rest der Erfolgsgeschichte ist bekannt. Vor der Expansion nach Salzburg habe ich auch mehr negative als positive Rückmeldungen bekommen. Die Salzburger seien introvertiert, saturiert und von Kunst gesättigt. Das Gegenteil war der Fall, und wir konnten das Salzburger Publikum rasch gewinnen.
Worin liegen Ihrer Meinung nach die Gründe für dieses steigende Interesse an Kunst?
Johanna Penz: Die Menschen wollen sich an reale Werte halten. Die Verzinsung von Bankguthaben ist ins Marginale gerutscht, und alternative Anlageformen sind in der aktuellen Weltwirtschaftslage nicht optimal einschätzbar. Kunst und exklusives Design sind mittlerweile dem klassischen Betongold gleichzusetzen und bringen zusätzlich zur Dividende auch Freude.

Nach der erfolgreichen Etablierung eines zweiten Standorts soll jetzt noch eine Online-Plattform für Kunstvermittlung folgen …
Johanna Penz: 
Für Detailinformationen ist es noch zu früh, aber das Konzept steht schon. Nur so viel: Sie wird sich wesentlich von bereits am Markt befindlichen Online-Plattformen für Kunst unterscheiden. Hier werden meine mannigfaltigen Expertisen und Netzwerke im Bereich Kunst, die sich über fast ein Vierteljahrhundert aufgebaut haben, einfließen. Ich konnte kennenlernen, was Menschen sich im Bereich Kunst wünschen und werde das umsetzen. Crowdfunding-Plattformen und Investoren haben schon intensives Interesse für das Konzept bekundet. Die Plattform soll in den kommenden Monaten an den Start gehen – noch vor der Art Salzburg Contemporary im September.
Denken Sie auch schon über einen dritten Messe-Standort nach?
Johanna Penz: 
Vorerst wird der Fokus auf die Online-Plattform gerichtet. Langfristig jedoch gibt es sehr wohl Pläne für einen dritten Standort im benachbarten Ausland. Gespräche und Recherchen laufen schon seit geraumer Zeit und es gibt schon sehr großes Interesse vonseiten der angepeilten, äußerst spannenden Location. Sobald digital alles auf Schiene ist, wird das Projekt Art3 verstärkt vorangetrieben werden; ich rechne mit einer Realisierung 2020, spätestens 2021.
Wie definieren Sie eigentlich Erfolg?
Johanna Penz: 
Wenn sich die Visionen verwirklichen und die Geschäfts­idee von der Zielgruppe angenommen wird. Dies sollte sich natürlich auch wirtschaftlich positiv niederschlagen, um vollinhaltlich von einem beruflichen Erfolg sprechen zu können, wobei das natürlich ebenso für unselbstständig Erwerbstätige gilt.
... und wie lautet Ihr Erfolgsrezept?
Johanna Penz: Die Dinge gleich von Anfang an perfekt planen, jedoch mit Spielraum für Korrekturen. Die betriebswirtschaftliche Seite als unabdingbaren Faktor beachten, jedoch der Emotion einen wohlkalkulierten Raum geben. Den Worst Case immer im Auge behalten und bei Bedarf korrigierend eingreifen. Mit einem Wort: die Visionen hoch genug ansetzen, damit sie nicht von Problemen überschattet werden, die Dinge im Fluss lassen und gleichzeitig den Überblick bewahren.
Welchen Stellenwert haben Auszeichnungen für Sie?
Johanna Penz: Ich peile sie nicht bewusst an, freue mich aber natürlich über Anerkennung, besonders über die Auszeichnung als bundesweite Unternehmerin des Jahres 2018 für ‚besondere unternehmerische Leistungen‘ durch die Wirtschaftskammer Österreich.

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Was verbirgt sich dahinter? Professionalität in der Größenordnung von 200%+, ständiger Kontakt mit der Kunst, zig-zehntausend Adressen aus der Kunstszene, enge Vernetzung mit Politik und Institutionen und Intuition.

Das Titelbild ist Teil einer Illustration von Martin und Thomas Poschauko für das DD-Magazin zur ART Salzburg 2018