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ARBRE À PALABRES / FRANCIS KÉRÉ ARCHITEKT DES JAHRES 2021

Der Baum, unter dem man sich trifft, bildet den programmatischen Kontext für die Ausstellung von Projekten des Architekten Francis Kéré. AW, Architektur & Wohnen, hat ihn zum Architekten des Jahres 2021 gekürt. Ort der Ausstellung ist das AEDES Architekturformum in der Christinenstrasse 18-19 in 10119 Berlin. Erster Tag der Ausstellung ist der 17.Juli 2021, sie endet am 9.September 2021. Die Öffnungszeiten sind Di–Fr 11–18.30 Uhr, So–Mo 13–17 Uhr und 17. Juli, 13–17 Uhr. Eröffnet wird die Ausstellung mit einer durch Corona bedingt nicht-öffentlichen Veranstaltung am 16.Juli 2021 um 18.30 Uhr. So, das war der informative Teil. Wichtig und erfreulich, denn die Ehrung von Francis Kéré ist ein Zeichen dafür, dass Architektur mehr ist und sein muss als das Gewohnte und meist Übliche.

FRANCIS KÉRÉ / AW ARCHITEKT DES JAHRES 2021

Francis Kéré bildet eine Brücke zwischen der Kultur Afrika’s und den Lebensgewohnheiten in Europa. Er macht fassbar, dass Afrika die Kraft und den Willen hat, sich auf den eigenen Weg zu machen. Nach Jahrhunderten der Kolonialisierung, der Unterdrückung, Ausbeutung und Gewalt. Ist Architektur politisch, Zeichen des Selbstverständnisses von Gesellschaften und ihrer Korrelation mit anderen Kulturen? Sie war Mittel der vermeintlich Überlegenen, in ihren Bauwerken Macht und Forderung zur Anpassung zu demonstrieren. In diesem Zusammenhang möglicherweise überzeichnet und dennoch der Erwähnung wert- Francis Kéré hat sein Büro in Berlin mit dessen polit-architektonischer Vergangenheit und mit einer bis heute nicht zufriedenstellenden Position hinsichtlich der kolonialen Historie. In Afrika hat die Zeit des Post-Kolonialismus begonnen. Francis Kéré baut die Brücken und zeigt auf, was Menschen voneinander lernen können.

FRANCIS KÉRÉ / AW ARCHITEKT DES JAHRES 2021
Serpentine London…

Er nutzt politisches, soziales und bautechnisches Wissen Westafrikas für die Konzeption seiner Bauwerke. Deren Ziel ist, die Menschen und den Zweck der Nutzung des Gebäudes in den Mittelpunkt zu stellen. Civic Dialogue, Creative Exchange und Inspired Education sind die prinzipiellen Ansätze und Gliederungspunkte für die Ausstellung. Civic Dialogue als Oberbegriff für seine Projekte, die uralte demokratische Praktiken westafrikanischer Gesellschaftsstrukturen erforschen und neu beleben. In der vorkolonialen Zeit fanden Versammlungen, öffentliche Debatten und Gerichtsverhandlungen unter einem Kapokbaum statt. Dieses Motiv wird auf die Architektur von Regierungsgebäuden und öffentlichen Einrichtungen übertragen. Creative Exchange zeigt Räume, die ihre besondere Art des kulturellen Dialogs möglich machen. Inspired Education ist wichtiger Eckpfeiler von Kéré Architecture. Bildungs-Infrastrukturen, die gutes Design als wesentlichen Bestandteil der Lernerfahrung definieren. Architektur als Sache des Herzens ist das Anliegen von Francis Kéré. Das Rationale, die pure Zweckerfüllung um ihrer selbst Willen, hat sich dem unterzuordnen.

FRANCIS KÉRÉ / AW ARCHITEKT DES JAHRES 2021

Über Francis Kéré: Nach einer Ausbildung zum Zimmermann studierte Francis Kéré Architektur an der TU Berlin und gründete 2005 das Studio Kéré Architecture. Dort arbeitet er – wie er selbst sagt – „an der Schnittstelle von Utopie und Pragmatismus“ und verpflichtet sich als Architekt der gebauten Umwelt auf allen Ebenen. Zu seinen bekanntesten Bauwerken zählen das Operndorf mit Christoph Schlingensief in Ouagadougou, der National Park of Mali, das Centre of Earth Architecture in Mali für den Aga Khan Trust for Culture, der Serpentine Pavilion in London sowie die Grundschule in seinem Heimatdorf Gando, für die Kéré bereits 2004 mit dem Aga Khan Award ausgezeichnet wurde. Neue Bauten wie die Benin National Assembly in Porto-Novo und dem Startup Lions Campus in Turkana County, Kenia, befinden sich derzeit in Realisierung.

AW Architekt des Jahres 2021: „Mit der Auszeichnung AW Architekt des Jahres würdigt das Hamburger Architekturmagazin seit 2012 jährlich das Talent einer herausragenden Architektenpersönlichkeit, die mit kreativer Denkweise, ganzheitlichen Gestaltungsansätzen und inspirierendem sozialem Engagement Haltung beweist“, erklärt Thomas Garms, Chefredakteur AW Architektur & Wohnen. „Mit seinen Ideen und Projekten hat Francis Kéré in den letzten 20 Jahren als internationaler Impulsgeber und architektonische Ausnahmeerscheinung für Aufsehen gesorgt und weltweit Anerkennung erhalten – in seiner Zunft und darüber hinaus.“ Bisherige Preisträger sind u.a. MVRDV, Bjarke Ingels Group, gmp Architekten, Dorte Mandrup und Snøhetta.

Bildmaterial von Aedes Architecture Forum und Holcim Foundation