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AM FÜNFZIGSTEN TAG…

Neunundvierzig Tage nach dem Ostersonntag feiern gläubige Christen die Entsendung des Heiligen Geistes. In der Apostelgeschichte steht, dass am Pfingsttag über die an einem Ort Versammelten vom Himmel ein Brausen kam und Zungen wie von Feuer über jedem Haupt erschienen. Und alle wurden mit dem Heiligen Geist erfüllt und begannen, in fremden Sprachen zu reden. Jetzt ist Pfingsten. An einem Ort versammelt zu sein und gemeinsam auf die Erleuchtung zu warten, noch keine realistische und vertretbare Chance nach deutlich mehr als 49 Tagen Lock-Down, der am 27.März 2020 begann. Geredet wird dagegen sehr viel, nicht nur in unterschiedlicher Sprache, auch in schwer verständlicher und in Fällen nicht tolerierbarer Tonart. Als die Krise begann, sprach man von neuen Chancen durch das Erkennen von notwendigen Veränderungen. Jetzt, vielleicht im Auge des Taifun, ist die Rede eher vom Erreichen des Status Quo der Zeit vor Corona. Aus dem ‚Wir lassen keinen zurück‘ wurde wie selbstverständlich das Statement, dass nicht jeder zu retten sei. Politisch gesehen stehen da einige Feuer auf vielen Dächern. In vielen ‚Sprachen‘ wird aber diskutiert, wer die Feuerwehr sein soll, wer sie zum Löschen schickt, wo sie löschen soll und wo nicht. Aus dem Pfingstgebet (entnommen aus dem Aufruf der Deutschen Bischofskonferenz zum Fest und zum Spenden) ein Satz, der hilfreich sein könnte: Sende aus deinen Geist, und alles wird neu geschaffen. Und du wirst das Angesicht der Erde erneuern. Das ist gut gemeint. Schützt aber nicht davor, dass es nach Belieben oder Interesse nicht im Sinne der Gläubigen sondern eher im Sinne der Gläubiger interpretiert wird. Pfingsten 2020

Bei dem vielen Gerede braucht es ein paar klare Worte von höherer Instanz, also von ganz oben. Formuliert von einem Mann, der nicht nur Künstler und Kreativer ist, sondern auch, nein vor allem, Bischof von Innsbruck. Und ein Mann klarer Worte. Er spricht von notwendiger und kritischer Aufarbeitung des Zurückliegenden. Das Pfingstfest sei Impuls und Motivation zur Erneuerung. Nach Eintritt in das neue Zeitalter, das mit ‚C‘ beginnt und vor einigen Wochen eintrat, sagt Bischof Hermann Glettler unmissverständlich und sehr klar: „Es soll nicht in den alten Trott zurück, in das Zuviel und Immer-Mehr. Dazu braucht es Geist.“ Pfingsten 2020

So, das war der Ansatz, das derzeit herrschende Durcheinander aus einem anderen Blickwinkel darzustellen. Design-Thinking, bisher gern als unverbindliche Floskel verwendet, wird dringend für die soziale, wirtschaftliche und kulturelle Neuausrichtung eingefordert. Denn, so Bischof Glettler, gegen die Klimakrise wird es keinen Impfstoff geben. Noch herrscht die Meinung, man stehe noch oben und über den Dingen. Aber es ist nicht auszuschließen, dass die letzte Talfahrt kommt… Pfingsten 2020

„Pfingsten// sind die Geschenke am geringsten // während Ostern, Geburtstag und Weihnachten // was einbrachten.“ Bertolt Brecht, ein Kinderbuch…