„God gave Noah the rainbow sign, no more water, fire next time!“ Zu wenig, in den Köpfen der Gestrigen in den USA nichts, hat sich geändert. Nichts, wenn Eltern ihren Kindern Sätze mit auf den Weg geben müssen, die sie vielleicht vor Übergriffen und Gewalt schützen sollen. Wann wird ‚next time‘ sein und wie oft wird sich das Feuer noch verschieben lassen? Ein weißer Mann hält ein schwarzes Buch vor einer Kirche in die Kameras. Man sagt, es habe sich um eine Bibel gehandelt. Die Menschen, die gegen Rassismus auf die Straße gingen, ließ er vertreiben. Noch einmal der Text zum Buch von James Baldwin, das 2019 im Taschen Verlag neu aufgelegt wurde.
James Baldwin: “There is a bill that’s been due in this country for a long time. Now, with Birmingham, it’s come in and it’s got to be paid.” “ King is entirely right when he says that segregation is dead. The real question . . . is just how long, how violent, and how expensive the funeral is going to be.” “ I know you didn’t own a plantation or rape my grandmother, but I wasn’t bought at auction either and you still treat me as if I had been.” „May Men learn to Replace Bitterness and Violence with Love and Understanding“, Inschrift an der Mauer der 16th Street Baptist Church, Birmingham, Alabama.
1963 erschien Baldwin’s Essay THE FIRE NEXT TIME. Weltweit wurde es gelesen. Gelesen die Geschichten über den Albtraum der Rassenfrage und die Wut in den Gettos der Großstädte in den USA. Baldwin musste den Weg der Vielen in den USA gehen, dem Land der Freien. Dem Land, in dem Menschen um ihre Rechte kämpfen mussten, die andere glaubten für sich reserviert halten zu können. Es wird Zeit, dass dieses Buch wieder aufgeschlagen wird. Pessimistisch die Annahme, dass es jene gelesen oder gar verstanden haben, die ihre Grenzen zwischen ‚Wir‘ und den ‚Anderen‘ aufrecht erhalten. Der Titel erscheint erneut im TASCHEN VERLAG. Illustriert mit Fotografien von Steve Schapiro. Abweichend von der geübten Tradition, auf die Ausnahmestellung der Autoren zu verweisen, der Verweis darauf, dass dieses Buch als Mahnung dienen muss. Es ist zu befürchten, dass der TASCHEN Verlag immer wieder eine Neuauflage herausgeben muss. Zugleich ist dafür zu danken, dass er es zu tun bereit ist. Das Buch zu schließen beendet nicht den Horror der immerwährenden weltweiten Segregation mit der damit verbundenen Gewalt. Als Dokumentation eines Gestern in einem anderen Land sollte es nicht verstanden werden. Nicht allein als Sammlung von Sehens- und Lesenwertem auf höchstem Niveau. Eher und leider als immer wiederkehrend notwendiger Aufruf, diesen einen Satz zu beherzigen: „May Men learn to Replace Bitterness and Violence with Love and Understanding“…
Part two: Auch mehr als 30 Jahre nach Baldwins Tod bedeutet Schwarzsein in den USA immer noch, ein von Rassismus und Gewalt bedrohtes Leben, und The Fire Next Time ist von bedrückender Aktualität. Seinen mahnenden und zum geflügelten Wort gewordenen Titel fand Baldwin in einem Spiritual: „God gave Noah the rainbow sign, no more water, fire next time!“
James Baldwins legendärer Text ist mit über 100 Fotografien von Steve Schapiro bebildert, der mit Baldwin für die Zeitschrift Life durch die Südstaaten der USA reiste. Schapiros Bilder zeigen die führenden Köpfe der Bürgerrechtsbewegung – darunter Martin Luther King Jr., Rosa Parks, Fred Shuttlesworth und Jerome Smith – und zentrale Ereignisse wie den Marsch auf Washington und den Selma-Marsch.
Abgerundet wird die Ausgabe durch einen Erlebnisbericht Schapiros, eine Einleitung des legendären Bürgerrechtlers und US-Kongressabgeordneten John Lewis, Bildunterschriften von Marcia Davis von der Washington Post und einen Essay von Gloria Baldwin Karefa-Smart, die mit ihrem Bruder James in Sierra Leone lebte, als er mit dem Verfassen dieses Textes begann.
Der Autor: In seiner Eigenschaft als Romancier, Essayist, Dramatiker, Dichter und Sozialkritiker gilt James Baldwin(1924–1987) als eine der intelligentesten und provokantesten literarischen Größen der Nachkriegszeit. Seine Sachtextsammlungen, allen voran Notes of a Native Son (1955) und Hundert Jahre Freiheit ohne Gleichberechtigung (1963), und seine Romane, darunter Giovannis Zimmer (1956) und Eine andere Welt (1962), setzen sich mit der offensichtlichen, wenn auch unausgesprochenen Komplexität rassischer, geschlechtlicher und sozialer Unterschiede im Amerika der letzten Jahrhundertmitte auseinander. Baldwin stammte aus Harlem (New York), lebte aber hauptsächlich in Südfrankreich
Der Fotograf: Steve Schapiro ist ein angesehener Pressefotograf, dessen Aufnahmen bereits Titelseiten von Time, Sports Illustrated, Life, Look, Paris Match und People zierten und in vielen Museumssammlungen zu finden sind. Fünf Bücher mit seinen Werken hat er bislang publiziert, American Edge, Schapiro’s Heroes, The Godfather Family Album, Taxi Driver und Then and Now. In Hollywood hat er an mehr als 200 Filmen mitgearbeitet; zu seinen berühmtesten Filmplakaten zählen die zu Asphalt Cowboy (Midnight Cowboy), Taxi Driver, Eine Wahnsinnsfamilie (Parenthood) und Der Pate III (The Godfather Part III).
James Baldwin. Steve Schapiro. The Fire Next Time / James Baldwin, Steve Schapiro / Hardcover, 23,6 x 33,3 cm, 276 Seiten / ISBN 978-3-8365-7151-7