…in der Zona Tortona. Früher war das der Standort von Arbeit und Industrie. Das ging Anfang der achtziger Jahre zu Ende. Die Fabriken wurden zerstückelt, verkauft oder in die Pleite geschickt. Das Produzieren wanderte ins kostengünstigere Ausland- und so wie viele Areale schien auch die Zona Tortona in Belanglosigkeit zu enden. Die Ökonomen sind da recht rabiat- was sich nicht rentiert, wird abgeschoben. Es entstand Platz für die vermeintlich Schwächeren, die Kreativen. Raum und Flächen waren günstig. Die Strukturen traditionell urban. Und so startete eine Transformation hin zu einem neuen ‚Produktions-Standort’ für Kreativität. Aus dem Nachteil von wenig Geld wurde der Vorteil von vielen Ideen. Gisella Borioli (Vogue Italia, L’Uomo Vogue, Madame Figaro und vieles Andere) und ihr Ehemann Flavio Lucchini entdeckten eine aufgelassene Fahrradfabrik. Und kauften für so rund 300 Euro pro Quadratmeter die leeren Hallen. Den Kredit hierfür ‚eroberten’ Sie mit ihren neuen Ideen. Das war 1983. Das Projekt hieß Superstudio 13. Studios unterschiedlicher Größe bildeten die Basis für ein Zentrum der Arbeit an und für Ästhetik und Hochglanz. Man brachte Art-Direktoren, Models, Stylisten hier zusammen. Hier fotografierten Helmut Newton, Richard Avedon, Irving Penn und Peter Lindbergh. Das war der Beginn der goldenen Jahre der Modestadt Milano. Giorgio Armani war einer der ersten Designer, die der Anziehung von Superstudio folgten. Als in den Neunzigern General Electric den Betrieb einstellte, wurde das freigewordene Terrain zum Superstudio piu. Das ist der Nukleus der Kreativ-Zone Tortona. Der Character von harter Arbeit ist geblieben. Denn auch bei Fendi oder Diesel ist Leistung gefordert. So hat sich die Zone zwar gewandelt, das Prinzip wurde beibehalten. Das Schöne daran ist, dass die Menschen auf den Straßen während der Zeit von Fourisalone fröhlich und neugierig das verfolgen, was Kreativität in Gang setzen kann.
