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1925, DAS NEUE FRANKFURT…

Das Museum für Angewandte Kunst in Frankfurt soll sein –und ist- ein Ort des Entdeckens. Unter der Leitung von Herrn Matthias Wagner K liegt der Fokus auf der Wahrnehmung gesellschaftlicher Strömungen und Entwicklungen, mit Schwerpunkt auf Design, Mode und Performativem. Dieser Einleitungstext ist weitgehend der Konzept-Beschreibung des Museums entnommen. Auslöser war die Meldung, dass das Museum nun ein restauriertes Exemplar der FRANKFURTER KÜCHE in seiner Dauerausstellung Elementarteile zeigt. 2015 erhielt das Museum die Möglichkeit, eine komplette und weitgehend unveränderte Frankfurter Küche in der Wittelsbacher Allee auszubauen. Die Eigentümerin AGB Frankfurt Holding stellte sie als Dauerleihgabe zur Verfügung. Der aufwändige Komplettausbau und die Restaurierung nahm zwei Jahre in Anspruch. Christian Dressen, Diplom-Restaurator am Museum, verzichtete auf großflächige Retuschen. Durch Freilegung und Säuberung stellte er die letzte Originallackierung wieder her, Spuren des Gebrauchs blieben bewusst sichtbar.

Die Wiener Architektin Margarete Schütte-Lihotzky, sie war die erste Österreicherin mit abgeschlossenem Architekturstudium, wurde 1926 in die Abteilung Typisierung des Frankfurter Hochbauamts als Spezialistin für die Küchen der entstehenden Neubauten berufen.Vorher, 1925, war Ernst May vom damaligen Frankfurter Oberbürgermeister Ludwig Landmann zum Stadtbaurat berufen worden. Seine Aufgabe war, das alle Bereiche der städtischen Planung umfassende Stadtplanungsprogramm ‚Neues Frankfurt’ umzusetzen. Unter seiner Leitung entstanden damals zwölftausend Wohnungen, 2000 mehr als geplant. Bestreben war, durch ‚Typisierung’ seriell hergestellte Bauteile für das Wohnbauprogramm einzusetzen und so Kosten zu sparen – vor allem aber höheren Wohnkomfort und von Respekt geprägten Lebensraum für die Bewohner zu schaffen. Für diese Wohnungen wurden mehr als zehntausend Exemplare der Frankfurter Küche in rund 30 Varianten hergestellt. Abweichend vom damals vorherrschenden Prinzip der ‚proletarischen Wohnküche’ ging das neue Konzept von einem kleinen effizienten Arbeitsraum aus. Das schaffte Platz für andere Räume innerhalb der Wohnungen. Für jene Zeit damals war das ein radikaler Wechsel der Paradigmen. Die Frankfurter Reformwohnung machte das Wohnzimmer zur neuen Zentrale. Frau Schütte-Lihotzky warb in zahlreichen Vorträgen und Publikationen für diesen neuen Frankfurter Weg. Das Frankfurter Siedlungsdezernat unter Ernst May sorgte durch Ausstellungen und Werbung für Aufmerksamkeit gegenüber dem Gesamtprojekt. Das trug zur internationalen Bekanntheit der FRANKFURTER KÜCHE bei.

Das ist lediglich ein mikroskopisch kleiner Ausschnitt dessen, was damals in Frankfurt geschah. Insgesamt war das ein faszinierendes und alle Disziplinen des Gestaltens umfassendes Projekt. In der Küche im Museum sind die Erinnerungen aufzufrischen.

Die Bilder mit freundlicher Genehmigung des Museum für angewandte Kunst in Frankfurt. Näheres zum Projekt unter

www.museumangewandtekunst.de 

Originalgetreu im Museum wieder aufgebaut, einschliesslich der Kacheln von damals und der Solnhofener Bodenplatten…
Die Frankfurter Küche damals…
Effizienz auf kleinem Raum…
Funktionalität im ‚Küchen-Labor’…
Normbeschläge des Hochbauamtes und prismatische Griffe für die Schubladen…