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SCHNELLER, JUNGS…

Wenn alles gut geht, wird eines der Konzepte den Weltrekord für Fahrzeuge mit elektrischem Antrieb holen. Morgen oder so bald wie möglich. Die Vergangenheit des Projekts ist ein gutes Omen für das Gesamt-Gelingen. Mercedes Benz trat mit dem Projekt ‚Salzfieber’ an die Fakultät Transportation-Design von Professor Dr. Othmar Wickenheiser heran. Schon erwähnt im gestrigen Beitrag: Es geht um die University of Applied Sciences in München. Das war kein ‚lasst mal sehen, was Ihr könnt’-Projekt. Das war eine klar definierte Aufgabenstellung. Intern ‚no limits’. Jeder aus dem Transportation-Design Studenten-Team konnte sich beteiligen. Die Bedingungen: Professionelles Vorgehen, extreme Disziplin und mitreißende Lösungen. Das Mercedes-Design unterstützte wo und wie immer es möglich war. Kein Test oder eine vergleichende Spielerei sondern eine fixierte professionelle Aufgabenstellung. 14 Wochen hat es gebraucht. Dann standen die Modelle zur Beurteilung bereit – von Mercedes Zulieferern gefräst und aufbereitet – so, wie das im Regel-Design-Betrieb Usus ist…

Nacheinander nun Bilder und Beschreibungen zu den Einzel-Entwürfen.

Bitte beachten Sie, dass sämtliche Rechte an den gezeigten Projekten bei den Designern bzw. dem Fachbereich Transportation-Design der Universität für Angewandte Wissenschaften München und /oder der Daimler AG liegen. Die gezeigten Entwürfe wurden von den namentlich erwähnten Designern erstellt. Also: Freuen Sie sich über das, was Sie sehen. Aber mehr bitte nicht!

WD

Prof.Dr. Othmar Wickenheiser
World-Record-Design-Team, Prof.Dr. Wickenheiser, links…

 

Dominic Baumann, ‚Magnetic Capsule‘ Concept

Dominic Baumann / Mercedes „Magnetic Capsule“ Concept…
Dominic Baumann / Mercedes „Magnetic Capsule“ Concept…

„Magnetic Capsule“ ist ein Hochgeschwindigkeitsrekordfahrzeug, dessen deutlichstes Unterscheidungsmerkmal sich durch eine klare Zweiteilung der Hauptvolumen von Body und Greenhouse darstellt. Durch die Entkopplung der zentralen, mit Kurzflügeln flankierten Fahrerkanzel wird erreicht, dass sich eine auf den Fahrzustand optimierte Aerodynamik direkt durch die Positionierung der mittigen Fahrerkanzel abstimmen lässt. Tatsächlich als Ganzes frei schwebend, befindet sich diese mit den seitlichen Flügelansätzen in Aussparungen eines U-förmigen Fahrwerksprofils. Diese flügelartigen Ausleger erinnern an die „down force“ – Ästhetik des historischen Rekordfahrzeugs T80. Im Unterschied dazu erfüllen diese aber nicht primär die aerodynamischen Luftleitfunktionen eines statischen Profils, sondern sind der funktionale und visuelle Ankerpunkt für die Positionierung der zentralen „capsule“ gegenüber dem „drive train“. Denn dort sind in den Flanken der Seitenwände die programmierbaren Polymagneten fixiert, die im konstanten Abstand zueinander die Kanzel zwischen den Seitenwänden des Antriebsstrangs magnetisch festhalten. Somit wird die Kapsel unsichtbar im Kraftfeld gehalten und stets komplett vom Medium Luft umströmt. Computergesteuert wird durch die Feinjustierungen der Anstellwinkel und der Relativposition des Greenhouse zum Fahrwerk eine maximale Fahrstabilität erreicht. Mit der angepassten Gewichtsverteilung sowie durch minimale Rotation entlang der Mittelachse werden von der Körperposition im Wind alle Korrekturen zum optimierten Geradeauslauf eingeleitet. Somit benötigt man keine konventionelle Lenkung mehr, um mit der Rad-Reifenkombination auf dem Untergrund Spurkorrekturen vorzunehmen, sondern der volle Bodenkontakt ohne die kleinsten Reibungsverluste liegt an und die maximale Traktion über den gesamten Rekordfahrtverlauf kann zu 100% genutzt werden. Und zum Ende wird auch der Anstellwinkel gegen den Wind als zusätzliche Bremsunterstützung mit dem Hauptvolumen abgerufen.

All diese fahrdynamischen Positionsanpassungen des innenliegenden Hauptvolumens sind während der Rekordfahrt durch die sich ändernde obere Silhouette des Fahrzeugs sowie durch einen Ausschnitt an den seitlich herausragenden Flügelprofilen zu beobachten. So zeigt sich die Dynamik des Hochgeschwindigkeitsfahrzeugs nicht als vollkommen starres Volumen, sondern als lebendiger Körper, der seine Silhouette dem Medium Gegenwind anpasst. . Im Ergebnis ist die Gesamterscheinung zwar fließend, aber nie opulent, sondern vermittelt einen zukunftsweisenden funktional-minimalistischen Leichtbau-Charakter.

Michael Juraschek, Mercedes „Record Beam“ Concept

Michael Juraschek / Mercedes „Record Beam“ Concept

Mit der visuellen Bodenhaftung eines Dauermagneten, der Kippsicherheit einer Pyramide, aber der Dynamik eines Laserstrahls, stellt das Mercedes Rekordfahrzeug „Record Beam“ ein superflaches Gesamtkonzept dar, welches flach wie eine Flunder den Unterboden des Wagens kaum wenige Millimeter über der Fahrbahn seine planflächige Basisebene aufspannt. Von deren Kanten aus entwickeln sich als flache Diagonalebenen links und rechts silbern glänzende Deckflächen über einem mattschwarzen Kernvolumen. Vor Erreichen der Mitte fast vertikal gekröpft, bilden sie eine Kragenfläche, welche der Funktionalität zur Energieversorgung des alternativen Antriebs entsprechend, entlang der Mittelachse einen schmalen Kanal eröffnet.

Denn auf der Grundidee, sowohl die Stirnfläche minimal zu halten als auch das Fahrzeuggewicht auf das absolut Notwendige zu reduzieren, baut das technische Konzept des „Record-Beam“ auf. Durch die Nutzung externer Primärenergie während der gesamten Rekordfahrt müssen im Fahrzeug weder Kraftstoffe noch schwere Akkumulatoren mitgeführt werden. Die Speisung der Wärmekraftmaschine wird durch elektromagnetische Wellen übernommen, die von statischen Emissionsstationen aus, die an beiden Enden der Rennstrecke aufgestellt sind, gezielt zum Rekordfahrzeug geschossen werden. Nachdem der Wagen vom „push truck“ auf Startgeschwindigkeit gebracht ist wird ein hochenergetischer Laserstrahl in niedrigem Winkel über den Wüstenboden von unten auf das Heck des Fahrzeugs gelenkt. Dort sind Absorber-Elemente zur Hitzeübertragung positioniert, welche diese an das Arbeitsfluid zur Ausdehnung weiterleiten. Absorber zieht sich im unteren Bereich fast über die gesamte Länge des Rekordwagens und spitzt sich zur Mitte des Hecks konisch zu, um ein Nachjustieren des Lasers beim ersten Auftreffen zu ermöglichen. Die beiden Hauptflächen, die sich über die gesamte Länge des Rekordwagens aufspannen, schieben sich zur Mittelachse kragenförmig auf und bilden durch den zwischen ihnen verbliebenen Abstand eine optische Verlängerung des Laserstrahls. Diese fungieren auch als Wärmetauscher um die Kaltzylinderblöcke zu kühlen. Die Räder sind vollverkleidet, konjunktiv an die Hauptflächen angebunden und zusätzlich durch ein hartes grafisches Thema als Einheit im Proportionsgefüge zusammengefasst. Die so kantig konturierten Radhausverkleidungen durchschneiden wie vier aufrechte „Klingen“ den anströmenden Wind und die hohen, aber schmalen Räder bringen den geduckten, weit zum Boden stabil positionierten Fahrzeugkörper, dessen hintere und vordere Flächenspreizung an die Draufsicht eines Wasserläufers erinnert, auf Rekordgeschwindigkeit.

Jonas Rall, Mercedes „Speed Arrow“ Concept

Jonas Rall / Mercedes „Speed Arrow“ Concept

Das Konzept „Speed Arrow“ interpretiert den Begriff „Silberpfeil“ aus der Draufsicht in Form einer Pfeilspitze, Pfeilschaft und Pfeilnocke. Dabei wird, im Unterschied zu Straßenfahrzeugen, aus allen Perspektiven die Abkehr vom Vollvolumen sichtbar. Das Design entspricht den aerodynamisch funktional bedingten Vorgaben mit einer Ästhetik des Flächen-Minimalismus und der Offenheit.

Fortsetzung folgt in Kürze!