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HAVE A LOOK INTO THE MIRROR…

VITRA würdigt mit einer Ausstellung im Schaudepot / VITRA DESIGN MUSEUM Ettore Sottsass jr. In diesem Jahr wäre er 100 Jahre alt geworden. Es ist gut, richtig und wichtig, immer wieder auf das Gesamt-Werk und Wirken dieses außergewöhnlichen Menschen aufmerksam zu machen. Denn da ist mehr als nur eine Sammlung einzelner Objekte, die -isoliert gezeigt- bestenfalls ein punktuelles Aufmerken bewirken. Sottsass ist nicht die eine Rote Valentine oder der Mann, der mit Memphis deutliche Zeichen setzte. Er war nicht zufrieden damit, dass Form und Funktion schon reichen sollten. Für ihn war Gestaltung sein Weg der Forschung nach den Grundprinzipien des Menschseins. Seine Entwürfe sind ‚Barrieren’ für das Sehen. Aufforderungen, besser Provokationen, nach dem zu suchen, was sich dahinter befindet. Es wäre nicht in seinem Sinn, im Staub niederzuknien und Verse der Anbetung zu rezitieren. Viel erreicht wäre und ist damit, dass Menschen nicht achtlos mit den Dingen agieren, die ihr Leben umgeben. Das fordert. Und gestattet nicht die wohlige Zufriedenheit des Mainstream. In der Rückschau mag das ein Grund dafür sein, dass man in München über Jahre Angebote ignorierte, eine der umfangreichsten Sammlungen von Sottsass-Objekten in einem Museum auszustellen. Sottsass ist unbequem. Aber einer der bedeutendsten ‚Formal-Philosophen’! Sehr fragwürdig die Überschrift im Spiegel. Ein ‚Baumeister auf Ecstasy’. Die Verkürzung von Memphis auf ein Phänomen, das sich in der Alltäglichkeit verloren habe. Sein Abschied von Memphis, weil sich Hoffnungen auf unabhängige Produktionsbedingungen für das Kollektiv nicht verwirklichen ließen. Wohl dem Studium der Biografie geschuldet der Hinweis auf Soldat-Sein unter Mussolini. Ist hier eine Verbindung zwischen Pervitin und Ecstasy zu erahnen? Melancholie und Traurig-Sein oder die Desperation, den Mängeln einer imperfekten Welt nur Hoffnung auf Besserung entgegenstellen zu können? Thesen neuzeitlicher Kommunikation sagen, es sein wichtig, DASS etwas geschrieben werde. Der Inhalt sei dem untergeordnet. Wrong theory. Die bei überspitzter Interpretation des Spiegel-Beitrags mögliche Einordnung von Sottsass als desperatem Künstler unter Drogen-Einfluss auf der Suche nach einer besseren Welt, also mehr daneben geht es wohl kaum…

WD

Fotos: Designers-Digest, VITRA/Cortesia Sottsss Associati

Wollen Sie in der Sonne sitzen…
…oder im Schatten. Zwei Bilder aus der Serie ‚Metafore‘ von Ettore Sottsass…
Der Blick auf’s Detail ist wichtig…
Ettore Sottsass auf der Piazza del Duomo in Mailand…
Ettore Sottsass auf der Piazza del Duomo in Mailand…
…noch näher…
YANTRA…